Kalt. Früh zum Grafen, zum Rottruff, dann nach Hause arbeiten. Mittags speisten wir allein, Therese hatte Probe von „Adelaide". Nach Mittag schrieb ich bis 5 h, dann zu Rottruff. Nach 7 h mit Therese zum Hofrat Schouppe. Sie sang die Arie „Parto" aus „Clemenza di Tito", akkompagniert von Grecht, obligat mit der Klarinette, gespielt von Beer. Schmid führten wir da auf. Nach 10 h ging ich mit Schmid zum Lothringer, um 11 h nach Hause, Moreau und Krieghammer waren da. Heute starb mein Firmpate Leontius Stöckl beim Haarpudermachen am Schlagfluss mit 57 Jahren.
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Trübe und windig. Früh zum Quarin, zum Grafen, dann zu Rottruff, welche ich krank fand. Therese war gratulieren bei Oeppinger, Smitmer, Urbain und speiste mittags bei Ascher. Vor Mittag war ich mit Krieghammer bei Moreau, dann kam er zu mir und wir speisten zusammen beim Traiteur Mounier (?). Nach Mittag zu Brandl, Rottruff und nach Hause. Therese war bei der Jeanette. Ich hatte Besuch von der Chatrin und ihrem Compagnon, ging dann mit Korn und Krieghammer zum Plamer (?) ins Neue Lerchenfeld. Es war eine angenehme Mondnacht und unsere Promenade sehr angenehm. Wir soupierten da und um 11 h kam ich nach Hause. Im Bette gab mir Therese ein liebevolles Briefchen, dann silberne Bleistifte, goldene Nadel, silbernen Zungenheber und eine grünsamtene Haube. Das gute, liebe Geschöpf überraschte mich so angenehm und machte mir so viel Freude. Nina schrieb in Knitteln und schickte oder brachte mir einen silbernen Stoppelzieher.
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Früh zum Grafen, zum Kárner, dann nach Hause. Hofrat Schouppe überraschte mich mit seiner Familie durch Billetts zu meinem Namensfest. Vor Mittag hatte Therese Probe von „Adelaide". Mittags große Tafel, abends große Gesellschaft, Krieghammer, Kathi, Rottruff, Nanett Wagner (?), Chaton, Goldmann, Moreau, Korn, Schmid, mein Bruder, Therese und ich; 12 Personen zu Mittag, abends außer diesen Scheiger, Frau, Barany und Tochter, Eckhart, Neumann, Waldon, Latzl, beide von Metternich, Chatrin, 2 Gulyás, Kiepach, Eichenfeld, unsere Stütze Salieri, Ignaz Moreau, zusammen 29 Personen. Die Tischler Nany war zur Bedienung. Alles schien froh, munter und zufrieden sein. Wir hatten Fleisch- und Fastenspeisen, Bäckerei, Gefrorenes, verschiedene Weine, auch Tokajer und Champagner. Nach Tische wurde in 2 Wägen zum Lusthaus gefahren. Bei unserer Rückkunft war schon alles erleuchtet und der größte Teil der Gesellschaft versammelt. Es wurde Kaffee getrunken. Nach 7 h wurde von Joseph Moreau als Vormund, Kathi Krieghammer als Nichte und Korn als Baron Willburg (?) das „Nachspiel“ von der Weissenthurn aufgeführt; Goldmann und Waldon spielten ein paar Szenen als Luise und Cederström in „Armut und Edelsinn“, Moreau den Eilmann aus dem „Hausdoktor“, Moreau, Goldmann und Korn aus dem „Bruderzwist“. Zwischen dem Quodlibet wurden Canons gesungen, Neumann, Moreau sangen verschiedenartige Lieder. Nach 9 h aß man. Das Ringelspiel wurde aufgeführt, zwischen der Austeilung der Pfänder machte ich Punsch. Die Gesellschaft blieb bis 1 h nachts zusammen und schien sich gut unterhalten zu haben. Nach Mittag schickte meine Mutter einen Fasan und einen Schinken, welchen Moreau als Eilmann produzierte. Therese, welche anfangs in einer sehr düsteren Stimmung war, heiterte sich auf und war den Abend sehr froh; o, das freute mich königlich !
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Ein heiterer Tag. Früh zum Grafen. Therese hatte Probe von „Adelaide“. Mittags speisten Moreau und Korn bei uns, nach Mittag besuchte uns Vadász, schenkte Therese einen Ring von Schildkrot mit Gold garniert und bat mich, [ihn ?] bei der Saal aufzuführen; welch eine Forderung ! Nach Mittag fuhr ich mit Krieghammer zum Lusthaus, dann stiegen wir beim Marinellischen Theater ab, „Zauberschwert“. Ich ging in die Stadt, sprach mit Stohr beim Großen Christoph. Wir spazierten eine Weile auf der Bastei, dann ging ich bis 8 h wieder ins Marinellische Theater. Nach dem Theater soupierten wir beim Igel. Therese spielte im Kärntnertor-Theater in „Achille“ und erhielt viel Beifall.
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Korns erste Debut rolle im Kärntnertor-Theater als Cynthio (?) im „Rächenden Gewissen“. Ein angenehmer Tag. Früh zum Grafen, welcher heute nach Preßburg fuhr, dann nach Hause. Um 11 h trug ich der Krieghammer unser Andenken in die Wohnung, eine Kaffeeschale, blau mit Gold, auf dem Becher die Freundschaft, opfernd, auf dem Altar C. K., oben „Unsere Freundschaft währe ...“, auf der Tasse ein Hain mit einer Urne und der Aufschrift: „... bis dahin“. Sie war zu Hause und empfing selbes mit Rührung und Freude. Therese war zu Hause. Nach Mittag beurlaubte sich die Krieghammer mit ihrer Tochter, später kam Waldon. Um 5 h begleiteten Therese, Waldon und ich die Krieghammer, dann Therese zur Ascher, Waldon und ich auf die Bastei. Abends mit den Rottruffischen, Krieghammer, Latzl und Moreau ins Kärntnertor-Theater in die Loge, Korns Debut zu sehen. Korn wurde vorgerufen, gefiel wirklich, sagte aber nichts. Nach dem Theater auf die Mehlgrube soupieren und um ½ 11 h nach Hause. Von Krieghammer nahmen wir Abschied.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).