Trübe, nach Tische Regen. Früh ging ich zu Walther, zum Grafen. Dann wegen Silber für Klimbke zu Frank (?) und Winkler, in die Theaterkanzlei. Die Perschl kam, und lud uns auf morgen zur „Schöpfung“ ins Marinellische Theater. Mittags speisten Kárner und Falk bei uns, nach Tische kam Walther. Um 4 h Klimbke; Therese ging mit ihm wegen Zulage zu Braun. Voll Erwartung und Bangigkeit einer zu erhaltenden Herabwürdigung saß ich indessen zu Hause und erwartete das liebevolle Weib. Nach einer Stunde kam sie, rief mich hinab und erzählte, dass er nicht mehr als 150 fl. Zulage gibt und diese vom 1. April anfangen werden. Sie sprachen zusammen auch von der Fress-Kantate, über die er sehr erbost zu sein schien. Wir wollten Lichtenstein einen Besuch machen, fanden ihn aber nicht. Gingen zur Barany, wo wir uns gleich empfahlen, weil Assen kam. Therese begleitete ich nach Hause; ich ging ins Kärntnertor-Theater „Weiberehre“. Lefèvre machte als Wendeline den zweiten Versuch; sie gefiel, erschien aber, dem vielen Klatschen ungeachtet, nicht mehr.
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Kein Theater. Früh ging ich zu Kárner, blieb bis gegen 10 h, da er nach Preßburg fuhr; dann ging ich zum Grafen, in die Theaterkanzlei, nach Hause. Mittags speiste die kleine Perschl und Tischler Nany mit uns; letzterer gab Therese für die Reserl 3 Ellen weiße Leinwand und ich Spitzen auf ein Vortuch. Nach Mittag kam Rösner und arbeitete am Bücherkatalog. Therese blieb immer zu Hause und schnitt 12 Schnupftücher zu, welche sie aufsaumte. Ich ging abends ins Leopoldstädter Theater „Schöpfung" und unterhielt mich da recht angenehm. Mit Falk und Joseph ging ich zum Hasel (?) soupieren.
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Kalt. Früh schrieb ich Stessel über Kárners Anwesenheit; dann ins Bureau, zum Grafen. Mittags speisten wir allein; Therese arbeitete bis abends. Nach Mittag kam Winkler, ich gab ihm 50 ¼ Lot Silber und bestellte bei ihm eine silberne Kaffeekanne und 2 Handleuchter zum Pianoforte. Für Therese machte ich einen kleinen Glückwunsch zum Geburtsfest. War beim Riedl und hatte manchen Schauspieler-Spaß. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Contadina“ und Terzett; Therese sang schön. Es war leer und der Empfang kalt, wegen des Auftretens des Gioja nach seiner Gefangenschaft.
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Kalt und trübe, ganz schwarz. Früh ging ich zum Grafen, in das Bureau, zur Probe vom Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus" welche bis ½ 3 h dauerte. Dann speisen zum Ochsen; Therese aß bei der Assen. Nach Mittag besuchte uns Neumann mit seiner Frau, später kam Schmirer. Wir ließen Therese rufen und gingen zusammen ins Leopoldstädter Theater „Der eiserne Mann“; vorher soupierten Schmirer und ich noch etwas im nahen Bierhaus. Im Theater fanden wir Koch, welcher mit uns nach Hause ging. Heute brachte Aschkan Theresens Sekretär, er wurde indessen in des Baron Zimmer gestellt.
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Einnahme der Casentini „Dorfbarbier", „Geschöpfe des Prometheus" von Salvatore Viganò, die Musik von Beethoven. Früh ging ich zum Grafen, zur Casentini, zum Dawle mit dem Wein. Dann mit Wokurka in die Probe zu den „7 Worten". Haydn war außerordentlich galant mit Therese, welche die Hammár (?) heute ins Theater lud, dann zum Schlafen behält. Therese machte heute dem Klimbke ein Uhrband. Mittags waren wir allein. Nach Tische ging ich zur Chatrin, wegen Taffet und Musselin; ich kaufte bei ihr einen schwarz und rosafarbenen Kopfputz und 10 Ellen veilchenfarbenen Taffet für einen Nelson Therese ging wegen schwarzem Kleid zur Assen. Den Passy, Onkel, Krassy (?) Gehring (?) und Schöpfer lud ich in die Loge ein. Für Therese schrieb ich die Verse ab. Die Hammár (?) kam nach Mittag, ging mit Therese ins Burgtheater und schlief bei uns. Ich ging zu Riedl, dann in meine Loge. Das Ballett gefiel gar nicht, die Musik wenig. Ich war im Orchester, Therese in der Loge; am Ende wurde das Ballett mehr ausgezischt als beklatscht.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).