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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1301 1801 2 27 Kein Theater. Früh ging ich zum Grafen, welcher nach Preßburg fuhr. Dann mit Therese auf die Bastei; da machten wir dem Vogl (?) einen Besuch, welcher dann Therese zur Traun begleitete, die ihr wegen ihrer Kunst tausend Schönheiten sagte. Ich ging ins Bureau, zu Liebisch wegen Gingham für Therese. In die Theaterkanzlei, wo mich – da Koch, Frankstein und Klimbke da waren – Pfersmann auf die Seite rief und sagte, dass er beim Baron, als Therese als Königin der Nacht erwähnt wurde sagte: „Die Rosenbaum hat doch auch allen Beifall erhalten“, der Baron antwortete: „Ich habe so etwas im Sinne“. Pfersmann gab mir zu erkennen, dass Braun Theresen mit Ende des Theaterjahres Zulage geben werde. Dies verdross mich und ich sagte ihm, dass Therese ganz umgestimmt wäre, weil man ihr – da die Saal jetzt 300 fl. Zulage erhielt – keine gibt und ihre Verdienste nicht anerkennt, ihr Talent nicht aufmuntert. Nach Mittag ging ich nach Hause. Therese speiste bei der Ascher, später kam auch sie. Wir blieben den Abend da; es wurde Saunikel gespielt. Band 03 (III.), Seite 35v
1302 1801 2 28 Ein heiterer Tag. „Zauberflöte“ zum 4. Mal, Einnahme 855 fl.. Wir blieben bis 8 h im Bette; Agnes besuchte uns und sagte Therese viel Schönes über die Königin der Nacht. Ich ordnete unsere Hausrechnung, ging erst um ¾ auf 12 h in die Theaterkanzlei. Therese ging in die Kirche, Pepi kam und fasste den Tischüberzug ein. Mit Klimbke und Rösner machte ich eine Tour über die Bastei, ging zur Barany, um wegen Lichtensteins Quartier nachzusehen. Dann speisen; Pepi aß mit uns. Nach Mittag besuchte uns Eckhart, die Chiolich und Mayer mit seiner Frau vom Wiedner Theater. Therese bediente sie mit Kaffee, ich gab ihnen Billetts und hob selbst für die Mayer einen Platz auf. Therese sang mit großem Beifall, trotzdem dass die Saal mit Lärm ihres Mannes Zulage mit 350 fl. – jetzt also 2000 fl. – und das erhaltene Belobungsdekret ausposaunte, und ihr sehr ironisch auch von der Tochter wiederholt wurde. Nach Therese zweiter Arie ging ich auf’s Theater, bekam Lichtenstein zu sprechen und erzählte ihm alles. Mit Kirstein, welcher in der Garderobe war, ging ich nach Hause. Die Perschl schlief bei uns. Band 03 (III.), Seite 35v
1303 1801 3 1 „Zauberflöte" zum 5. Mal, Einnahme 876 fl.. Noch im Bette erhielt ich ein Billett von Lichtenstein, worin er bittet, Dienstag mit dem Sattler zu ihm zu kommen, und wünscht, zur Tilgung unseres gegründeten Verdrusses etwas beitragen zu können, welches sein innigstes Bestreben sein soll. Obwohl wir es nur für das halten, was es sein dürfte – schöne Worte – so war uns doch diese Aufmerksamkeit sehr angenehm. Die Perschl blieb den Tag bei uns. Ich arbeitete bis ½ 12 h, begleitete Therese in die Kirche zu den Michaelern, ging in die Theaterkanzlei. Ging mit der Scheiger bis zum Kellerhof (?) dann zu St. Michael und mit Therese auf die Bastei. Wir machten die galante Tour drei Mal, dann ging’s zum Speisen; Therese war nicht ganz wohl. Perschl speiste mit uns. Nach Mittag besuchten uns beide Schöpfer und Passy. Welker, Lichtensteins Sekretär, erzählte mir, dass die Rösner fausse couche machte und dass Schüller die Papagena spielen wird. Vor Anfang ging ich schon auf’s Theater. Lippert trat im Gehrock vor die Kurtine und sagte: Madame Rösner, durch eine plötzliche, sehr bedeutende Krankheit gehindert, kann heute nicht spielen. Madame Schüller, noch ganz unbekannt mit dieser Rolle, hat selbe erst vor einigen Stunden übernommen, um das verehrungswürdige Publikum nicht um den Genuss des Werkes vom großen Mozart zu bringen, und bittet daher um gnädige Nachsicht. Es wurde rasend applaudiert und beim Auftreten wurde die Schüller mit Klatschen empfangen. Stengel wollte die Perschl mit Ohrfeigen bedienen. Therese verlor eine Zitternadel; lauter Fatalia. Am Ende dankte Lippert; für morgen im Burgtheater „Contadina“, „Alcina“, und im Kärntnertor-Theater „Emilia Galotti“, worin Mlle. Lefèvre als Gräfin Orsina einen Versuch im rezitierenden Schauspiel wagen wird; möge er ihr doch vollkommen gelingen ! Band 03 (III.), Seite 36r
1304 1801 3 2 Regen. Früh ging ich zur Barany und erwartete den Lichtenstein, dann ging ich mit ihm bis zum Probezimmer, erste Probe von „Bathmendi“. Dem Kirstein brachte ich 3 Sitze ins Kärntnertor-Theater, dann ging ich ins Bureau, in die Theaterkanzlei, wohin Therese und Ascher kamen. Letztere kaufte bei der Infantin Ringe. Mittags speisten wir allein. Nach Mittag kam Walther um Therese zu sagen, dass morgen von seiner Lisette ein Musterkleid kommen würde. Um 5 h ging ich zu Lichtenstein und Barany. Ersteren konnte ich nicht erwarten und ging nach 6 h ins Kärntnertor-Theater, „Emilia Galotti“, Lefèvre als Gräfin Orsina, Frankstein als Marinelli. Erstere gefiel sehr, wurde beim Auftreten, ihrem Abgang und im Spiel selbst vier Mal beklatscht. Therese war im Parterre, anfangs in der Loge, da hörte sie von der kleinen Müller, dass ihr Braun sagte: „Morgen kann wegen Krankheit der Madame Rosenbaum „Zauberflöte“ ohnedies nicht sein“. Ich ahndete dies für eine Kabale und ersuchte Therese, Braun aus der Loge rufen zu lassen und mit ihm zu sprechen. Braun dankte ihr und sagte, Lichtenstein habe ihm gesagt, man müsste sie schonen, und ging gleich auf’s Theater um für morgen die „Zauberflöte“ anzuschaffen, und das war gut. Am Ende wurde die Lefèvre vorgerufen, welche aber schon mit Nouseul nach Hause gefahren war. Klingmann verkündete dies dem Publikum und sagte: „Mlle. Lefèvre wird sehr bedauern, dass sie diesem so schmeichelhaften Rufe nicht folgen konnte.“ Band 03 (III.), Seite 36r
1305 1801 3 3 .„Zauberflöte" zum 6. Mal, 808 fl. Früh schon schickte Walther das Kleid zum Muster. Ich ging zu Lichtenstein, zu Levi wegen meiner Obligationen, ins Bureau. In die Theaterkanzlei; Lichtenstein fand ich auf dem Wege, ich begleitete ihn ins Laboratorium und zur Probe. Therese erwartete ich in der Theaterkanzlei und wir gingen zusammen über die Bastei nach Hause; Lichtenstein speiste bei uns. Nach Mittag arbeitete ich, abends ins Kärntnertor-Theater. Ich plauderte mit Passy, welcher mir ein Gedicht an die Lefèvre als Gräfin Orsina lesen ließ, ging dann auf’s Theater und plauderte mit Lichtenstein, der mir erzählte, dass er beim Braun auswirkte, dass beide Orchester eines deutsche und das andere italienische Oper haben sollen. Dann sprach auch Lichtenstein, als von der Schonung Therese die Rede war, dass sie eine Sängerin ist, wie man sie nicht leicht wieder bekommt. Braun bestätigte es und sagte: „Ich habe auch Hochachtung für sie, denn sie ist sehr tätig und hat mir nie Gelegenheit zur Unzufriedenheit gegeben“. Ich war meistens auf dem Theater und hatte viel Spaß im Camerin. Mit Kirstein ging ich nach Hause. Die Müller als Papagena spielte und sang sehr mittelmäßig und äußerst schlecht ging die Verkleidung. Band 03 (III.), Seite 36v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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