Therese hatte Probe von „Molinara“ wegen Massa. Ich ging zum Grafen; ließ durch Agnes für Therese ein Schultertuch kaufen, welches sie angenehm überraschte. Mittags waren wir allein. Abends sang Therese in „Molinara“. Massa zum ersten Male; gefiel so-so. Ich ging mit Mayer ins Kärntnertor-Theater „Seltener Ehemann“; es war in beiden Theatern leer. Im Kärntnertor-Theater kam ich mit Norbert zusammen und lud ihn, Albert und Mayer auf Montag zum Speisen ein. Heute früh 8 h paradierte des Freikorps auf der Glacis, wobei der Hof und die ganze Generalität erschienen. Sie manövrierten und wurden dann aufgelöst.
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Früh ging ich mit dem Maler Steinrucker (?) zur Klob, dann zum Grafen. Mit Therese, welche heute den neuen Nelson anzog, zur Probe. Schmirer wartete unser beim Marinelli; wir gingen hinunter, sahen das Panorama an und kamen mit Defraine (?) und seiner Tochter zusammen. Im Prater fanden wir Weinmüller und Compagnie, Scheiger, Großbauer (?) und Kampf. Bis 1 h schlichen wir in der Allee herum, hernach speisten wir beim Einsiedler. Nach 4 h gingen wir in die brillante Allee, nach 6 h ins Marinellische Theater „Donauweibchen“, 2. Teil. Nach dem 1. Akt fuhren wir – weil es regnete – in einer schönen Equipage in die Stadt. Therese nach Hause, Falk und ich in „Bathmendi“; leeres Theater.
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Früh zum Grafen; zum Kupka (?) wegen Maler. In die Theaterkanzlei, wo eben Session war; dann zu Wokurka; das Mädchen nahm ich mit, sie wurde aber nicht wohl. Mittags lud ich Norbert und Albert ein; keiner der Schufte kam und so speiste nur Mayer mit uns. Rösner war nach Mittag da und vollendete meinen Bücherkatalog. Ich schrieb nach Mittag dem Kárner und blieb bis ½ 7 h zu Hause. Dann ging ich ins Burgtheater „Molinara“ und „Flora“. Eine Stunde saß ich vor dem Theater, dann blieb ich auf der Bühne. Massa gefiel heute ungleich weniger als vorher beim ersten Mal. Heute gab das Freicorps im Landhaus seine Fahnen ab.
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Früh ging ich mit Therese auf den Tandelmarkt, nachher aber mit der Sepherl auf die Eisenniederlage, wo wir Verschiedenes in die Küche einmarkteten. Ich ging ins Bureau und die Theaterkanzlei, Therese nach Hause. Mittags und nach Mittag waren wir alleine. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum 14. Mal „Zauberflöte“, 387 fl.; fand Fuchs, Geyersperg, Eckhart. War meistens auf dem Theater und hörte das Winseln der Saal, dass sie am Freitag, weil sie abends beim Schwarzenberg die „4 Jahreszeiten“ von Haydn hat, keine Probe von der Oper des Eberl „ Die Königin der schwarzen Inseln“ macht. Therese sang vortrefflich.
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Früh ging ich mit meinen „Ovids Verwandlungen“ zur Klob, wo mich Kupka erwartete, mit ihm zum Maler Steinrucker in die Kaisergasse No. 230. Sonst war ich immer zu Hause. Nach Mittag besuchte uns Schmirer und führte uns den neuen Tenoristen Tuczek (?) auf. Abends gingen wir zusammen ins Marinellische Theater, zum ersten Mal „Sieben Freier auf einmal“. Missfiel ganz, es gab Pfeifen sogar. Nachher sahen wir den neuen Weissgärber Brückenbau an. Den ganzen Tag wehte ein heftiger Wind und es war sehr kalt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).