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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1366 1801 5 1 Früh, es war ein stürmischer kalter Maimorgen, ging ich mit der Sepherl ins neue Quartier. Wir fanden es einem Gefängnis ähnlich, feucht und voll Wanzen. Ich erschrak und dachte mir, Therese wollte mir vorgestern keinen Schlag verursachen, darum schilderte sie mir das Quartier nicht so grausenvoll. Die Sepherl brach in Weinen aus und konnte gar nicht getröstet werden. Von da ging ich nach Hause, schilderte Therese alles, ging zur Klob, zu Scheiger, dann nach Hause. Da führte mir den so verrufenen Dichter Ferdinand Eberl, ein ganz fremder Mensch auf, und bat mich, ihn beim Lichtenstein zu empfehlen und zu machen, dass seine Opern auf den Hoftheatern gegeben werden, wovon eine, „Die neue Eva“, ganz fertig ist. Dann ist, und zwar sein erster Wunsch, dass er wieder ungestört in Wien leben darf. Ich ging gleich in die Theaterkasse, sprach Lichtenstein und wir verabredeten zusammen, Eberl am künftigen Mittwoch zu ihm zu führen. Therese hatte Probe von „Figaro“, welche aber zu Ende war, und so gingen wir zusammen. Gleich kam die Csekonics, plauderte eine Weile und so wurde es Mittag. Wir speisten alleine. Nach Mittag besuchten uns Schmirer, Schwester und Schuster, blieben den Nachmittag bei uns. Abends gingen wir ins Marinellische Theater, „Telemach“, travestiert von Dr. Wagemann (?); sehr langweilig. Ich schlich meistens herum, soupierte noch etwas. Band 04 (IV.), Seite 1r
1367 1801 5 2 Früh mit Therese ins Quartier, zu Brandl, zur Klob, wo ich den Maler am Montag bestellte; wieder ins Quartier und so habe ich keine ruhige Stunde. Mittags speiste die Csekonics bei uns. Nach Mittag gingen wir wieder ins Quartier. Therese kaufte der Sepherl 3 Ellen gedruckte Leinwand auf einen Rock und schenkte ihn ihr, weil sie so fleißig ist. Therese ging nach Hause, ich ins Quartier, zu Brandl und mit seinen Gesellen wieder ins Quartier. Dann ins Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“ zum 16. Mal. Die Csekonics führte ich ins Parterre, ich blieb meistens in der Loge des Grafen, wohin auch Therese kam und wir zusammen die Oper sahen. Therese sang vortrefflich. Bei der 2. Arie kam sie mit dem rechten Fuß in die Versenkung und blieb stecken, so dass sie nicht gleich vom Flecke kam und aus Schrecken in ein lautes Gelächter ausbrach. Sie konnte sich nicht fassen und sang die Arie nicht so wie gewöhnlich. Band 04 (IV.), Seite 1r
1368 1801 5 3 Früh ins Quartier, ich zu Stessel, Brandl. Therese besuchte die Braunmüller, bei Brandl kamen wir zusammen. Mittags speiste die Nany mit uns. Nach Mittag waren wir wieder im Quartier, denn wir ließen den ganzen Tag arbeiten. Therese sang im Burgtheater in „Figaro“. Im Kärntnertor-Theater „Invalide“, „Alceste“. Die Brandlin, Csekonics und dicke Nachbarin führte ich ins Theater und besuchte Therese im Burgtheater. Band 04 (IV.), Seite 1r
1369 1801 5 4 Meistens waren wir im Quartier, ich auch im Bureau. Mittags speisten wir bei Brandl. Auf dem Markt kaufte ich Therese einen Lüster und weiße Lampe. Abends war Therese zu Hause, schrieb Noten. Ich war bei Klimbke und Barany. Es gibt so viel Verdruss mit den Handwerkern; ich schickte viermal um die Anstreicher und Maler. Band 04 (IV.), Seite 1r
1370 1801 5 5 Im Quartier und im Bureau brachten wir die meiste Zeit zu. Therese speiste bei der Scheiger, ich mit Stessel im Augarten. Abends gingen wir ins Kärntnertor-Theater „La testa riscaldata“ von Paër, und Terzett. Scheiger ging mit uns. Heute waren Maler und Anstreicher sehr fleißig. Band 04 (IV.), Seite 1v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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