Früh ins Bureau, später bei Kampf. Therese und die Jeanette fand ich bei den Augustinern, von da gingen wir auf den Neuen Markt zum Zuckerbäkker, wo wir alle Figuren der „Zauberflöte“ aus Zuckerteig gemacht sahen. Beim Brandl, wo meine Mutter speiste, machten wir auch einen Besuch. Mittags speisten wir bei Quarin, in Gesellschaft des Regierungsrates Siebert, Amman (?), der Pfaller und Perinelli (?) und des Hofrates Haggmüller (?) Um ½ 5 h wurde ich durch Lichtenstein weggeruft, wir fuhren nach Schönbrunn zum Ferdinand Eberl (?), welcher ihm die Zuarbeitung zu seiner kleinen Oper „Ende gut, alles gut“ vorlas, die ihm nicht ganz gefiel. Therese blieb bis 7 h beim Quarin, dann zu Hause. Ich erhielt Besuch vom Hausherrn, von den Benkóischen und den jungen Eheleuten vom 4. Stock.
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Ein schöner Tag. Früh gingen wir zum Tischler Aschkan, dann besuchten wir Simoni. Mayer führte mich ins neue Theater; ich wurde mit dem jungen Sacchetti bekannt. Mittags speiste meine Mutter und Bruder Uhrmacher mit der Familie und Tochter Nany bei uns. Nach Tische kamen Stöckl und Eckhart, wir waren recht froh. Therese blieb zu Hause, und unterhielt sich mit dem Klavier, bis auf einen kleinen Besuch bei der Tante, weil die Rosalie flecket. Ich ging mit Rösner und Frau, welche auch unsere Gäste waren, in Caspar Stuwers diesjährig erstes Feuerwerk. Unterhielt mich sehr mittelmäßig, verlor meine Gesellschaft und ging mit Umlauf und dem jungen Etzelt zur Wildgans soupieren und erst um 11 h nach Haus. Therese erwachte, ich brachte ihr Pomeranzen und freute mich herzlich, das liebe Geschöpf wieder zu sehen. Heute wurde aus unserer silbernen Kaffeekanne zum ersten Mal getrunken..
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Früh ins Bureau, wohin Therese mit der Tischler Nany kamen, welche bei Liebisch wegen Kammertuch waren. Dann in die Theaterkasse, zu Wallishauser und nach Hause. Eckhart speiste mit uns. Nach Tisch machten wir einen Besuch beim Hausherrn, dann gingen wir baden. Therese begleitete ich nach Hause, machte ihr eine Surprise und schickte ihr unvermutet durch einen Marqueur 2 Becher Gefrorenes. Ging dann ins Burgtheater, zum ersten Mal „Das Chamäleon“, Lustspiel in 5 Akten von Beck; soll ein vis-à-vis von B[eck]s „Schachmaschine“ sein, ist aber sehr kahl bearbeitet und unglücklich aufgenommen worden.
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Einige 100 Zetteln auf Bouteillen (?) machte ich und schrieb auch dem Grafen. Früh war ich im Bureau, dann in der Theaterkasse. Mittags speisten wir allein. Nach Tisch kam meine Mutter, blieb den Nachmittag bei uns. Der Hofmeister Störr kam, ich arbeitete mit ihm. Therese schenkte meiner Mutter einen Rest Bataf. Ich schrieb dem Komm[issar ?] Mayer nach Ödenburg wegen dem Pensionsinstitut. Abends blieb Therese zu Hause, spielte Pianoforte. Ich führte meine Mutter ins Kärntnertor-Theater „Chamäleon“, plauderte, war auf dem Theater; ging dann ins Burgtheater und mit Mayer nach Hause. Gestern vor Mittag und heute hatte Therese Probe von „Achille“ von Paër.
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Für der Sepherl Bruder verfasste ich 2 Bittschriften. Früh 8 h überraschte mich schon mein lieber Kárner und engagierte mich, mit ihm beim Einsiedler im Prater zu speisen. Dann ging ich ins Bureau, in den Keller des Grafen wegen Rangierung der Weine, nach Hause. Frau v. Pfaller und Perinelli besuchten uns und fanden an unserer Wohnung viel Behagen. Um 1 h fuhr ich mit Kárner und Kerner in den Prater speisen. Therese hatte Probe von „Achille“ vor und nach Mittag; meine Mutter und der dicke Mayer speisten mit ihr, später kam auch der Umlauf. Um 4 h kamen wir aus dem Prater, gingen zum Kerner, welcher mir Potpourri gab, dann begleitete ich v. Kárner zum Grafen Erdödy, wo ich Abschied nahm und zum Jahn wegen der Institutsnachrichten ging. Ich nahm einige davon mit nach Hause; Therese war aber schon in der Probe. Ich schrieb zu Hause und erwartete mein liebes Weib. Heute brachte der Tapezierer das erste polnische Canapé; es fiel recht gut aus. Abends gingen Therese und ich ein wenig spazieren, begegneten dem Forstmeister und Halbleib und gingen mit ihnen ins fürstliche Haus; dann über den Hof zum Hitzinger, blieben da bis ½ 10 h. Wir nahmen von meiner Mutter Abschied, welche morgen nach Eisenstadt reist und trollten uns nach Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).