Ein Orkan und anhaltender Regen wütet; ein zerstörendes Wetter ! Seit 2 Monaten nur selten ein heiterer Tag. Im Burgtheater „Mathilde“, „Das war ich“, im Theater an der Wien das Gestrige, hat gefallen; im Josephstädter Theater das Gestrige. Den Vormittag voll Schmerz im Salettl, mittags im Korridor. Nachmittags in die Stadt, fand bei Fanny Schießls Faust, welchen Mellini bei Springer erhielt. Schießl kopierte selben 1824 nach Schnorrs Skizze. Ich gab Springer eine Tasse, 15 fl.. Ins Theater an der Wien, leer, einzelne Szenen gut, vieles langweilig. Pilgrams Charakter und Artours Spiel viel zu tragisch. Bei Therese Kugler.
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In der Nacht wieder Regen, finster; beinahe anhaltender Regen. Im Burgtheater „Medea“, im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater Einnahme des Seligmann „Gisperl und Fisperl“. Abends Préférence mit Kugler.
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Kirchtag; trüb und schwül, auf den Straßen schwimmt es. Mittags wieder Regen, dann Sturm. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Theater an der Wien und Josephstädter Theater das Gestrige. Früh mit der Loisl in die Linienkapelle, dann ins Salettl. Dem Theodor übergab ich Schießls Faust zum Rahmen und Firnissen; mittags mit Loisl allein. Weidmann machte das Referat von der Einweihung des Brandhofes am 24. August, wozu 100 Gäste geladen waren. Pyrker weihte die Kapelle und sein Grab. Von seinem Gedichte brachte er einige Exemplare. Während des Diskurses kam die Saly mit der Hiobspost, im Garten sei das Fassl mit 2 Eimern Wein herabgefallen und beinahe ganz ausgeronnen; sehr unangenehm. Dem Reimann für die Stadt 100 fl., für den Garten 65 fl.. Trotz dem [Regen] kamen die Markischen von Döbling, Imhof, Traubenberg, mit Visconti etc., Familie Reimann mit Lieben (?), Bewer, Bruder – sehr linkisch – Werner, Skala, etc. Die Fuxischen führten uns den Professor George Poelchau (?) von Berlin auf, Visconti sang à la David, dann wurde bis ½ 10 h getanzt. Die Kuglerischen unterhielten sich mit Trinken, wir gaben Kälbernes, Zunge, Salami, Käse, Guglhupf etc..
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Trüb, sehr nass, gegen Mittag endlich heiter. Im Burgtheater „Aussteuer“, im Theater an der Wien und Josephstädter Theater das Gestrige. Den Vormittag im Salettl, nach langer Zeit speisten wir wieder einmal in der Hütte mit der Reich Nettl, Loisl. Nachmittags kam die Pawlowsky an, wehte schon von der Straße mit dem Tuche und nahm die Loisl zum Lamm mit. Kridl brachte die 3 Kanontafeln, sagte, dass Lussmann (?) – vermutlich auf des dummen Pfarrers Äußerung – will, dass Spiegel, Bilder, Sopha entfernt würden, nie mehr gespielt würde, dass Kelch, Messkleider etc. früher alles angeschafft und geweiht sei etc.. Ich antwortete Kridl, er solle das Ganze fallen lassen, mit dem auch Therese einverstanden ist. Abends Préférence mit Kugler. Rindfleisch 20 x
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Früh heiter, dann dichter Nebel, abends Regen; schreckliches Wetter. Im Burgtheater „Isidor und Olga“, im Theater an der Wien „Meister Pilgram“, im Josephstädter Theater „Füllhorn“, im Leopoldstädter Theater „Ballnacht“, Korntheuer nach seiner Krankheit Faber. Therese ließ ausreiben. Früh zu Fuß in die Stadt, brachte der Fanny Obers. Arrangierte zu Hause manches. Forderte Interessen vom Tschernohlawek, sah im Römischen Kaiser Schindlers Blumenvasen, Kaiseradler etc.; viel Arbeit, aber geschmacklose Zeichnung. Speiste in der Kettenbrücke , nachher in Constant und Emiles Circus „Überfall der Araber“; Desirée fiel unter das Pferd. Im großen Regen nach Haus, fand Therese allein; hatte früher Besuch von der Schwitzer – morgen ist ihre Prüfung –, vom Spina – er verlor die Lust zu Gansters Haus, von Kreutzer und Familie.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).