Wieder stürmisch. Im Burgtheater „Launen des Zufalls“, „Schauspieler wider Willen“, im Theater an der Wien „Martin Kuffner“, im Josephstädter Theater „Kindermord zu Bethlehem“, Potpourri. Früh badete ich, sah Stummers Maurern nach, welche die Mauern am Monument machen. Setzte mein Gartenregister fort, schrieb der Fanny zum letzten Male nach Brünn. Mittags mit Loisl, nachmittags kam Elsler, Morawa, plauderten im Salettl. Der Pfarrer Erhardt untersuchte das Locale zur Zelebrierung der Messe, fand den Aufgang zum Turme anstössig; ich beschwichtigte ihn. Der Altar selbst gefiel ihm.
Band 11 (XI.), Seite 96r
11367
1828
8
20
Windig, heiter. Im Burgtheater „Welche ist die Braut ?“, Herzfeld Herr von Grünau; im Theater an der Wien „Eifersüchtige Frau“, „Staberls Verlegenheiten“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Früh mit der Loisl in die Bildergalerie, mittags speiste sie beim Reimann und fuhr mit ihnen, die Giraffe zu sehen. Ich schrieb den Kindern, arbeitete am Gartenregister. Abends plauderte ich mit Morawa, Therese mit der Kugler.
Band 11 (XI.), Seite 96v
11368
1828
8
21
U[nglücklicher] Jahrestag; ein schöner Tag. Im Burgtheater „Indianer in England“, im Theater an der Wien „Falscher Virtuos“, im Josephstädter Theater „Dorfbarbier“, Tescher (?) von Leipzig als Adam, dann „Rübezahl“. Früh mit Therese, Loisl, Saly nach Mariahilf. In der Kirche kühl, bekam schnell den Schnupfen. Besuchten Franz Jäger, sahen seine Druckerei, kauften ein Giraffentüchl per 6 fl.. Zum Marchetti, sahen sein Gärtchen, seine schöne Psyche nach Canova aus weichem Metall, seine 2 Lusthäuser, weitere Gärten, Färberlaboratorium, seine sehr elegante Wohnung. Zu Hause fand ich Zampis, welcher mit der Fieglmüller Maria bei uns speiste. Mit ihm machte ich einen Entwurf der Einnahmen und Ausgaben des Kärntnertor-Theaters. Das Resultat war, dass Gallenberg unmöglich bestehen kann, wenn er es bekommt. Janele schrieb mir, Farkasz sei auf einen Tag hier. Ich entschloss mich, mit ihm zu reden, wer dreimal im Ehz. Carl, fand ihn erst um 6 h, wirkte aber wegen meinem Papier nichts. Der alte Graf hat sich am Vinzenz mittels Verschreibungen an die Gräfin furchtbar gerächt; ihm bleibt wenig. Sepherl fand ich gar nicht zu Haus. Dem Schmid zahlte ich für Nestroy statt 60 nur 40 fl. Nach 7 h zu Haus, fand Reimann, Familie Treitschke, Werner, Sprenger, Golfinger, Schwarz. War sehr echauffiert, ließ mich im Garten gar nicht sehen; nach 8 h ins Bett. Im Ganzen ein sehr unangenehmer Tag.
Band 11 (XI.), Seite 96v
11369
1828
8
22
Stürmisch, abends Regen, welcher auch die Nacht anhielt. Im Burgtheater zum 1. Mal „Mathilde“, Schauspiel in 3 Akten von Wolff; wenig Wert, aber treffliches Spiel. Im Theater an der Wien „30 Jahre aus dem Leben eines Spielers“, im Josephstädter Theater „Mosaik“. Stummers Maurer fangen zum Verputzen an. Den ganzen Tag im Salettl, schrieb, las; wir speisten im Korridor. Nachmittags kam Kirchmayer, mit eigenen und Kindern der Schuster. Brachte von den unsrigen Briefe und Zeichnungen; sprachen sehr lange über Charakter und Erziehung der Toni und Pepi. Abends Préférence mit der Kugler.
Band 11 (XI.), Seite 96v
11370
1828
8
23
Kalt, windig. Im Burgtheater „Mathilde“, „Edukationsrat“, im Theater an der Wien Einnahme des W[ilhelm] Kunst „Turnier auf Drachenfels“, Schauspiel in 5 Akten, von ihm nach allen Dichtern Wiens zusammengestoppelt. Im Josephstädter Theater „Kluge Frau“. Mit der Loisl, welche ihrem Bruder gratulierte, in die Stadt. Wir schickten ihm ein Bouquet. Schenkte dem Advokaten Schmid und Iden jedem 6 Bouteillen roten und 12 Bouteillen weißen Wein, ließ ein Fassl herausfahren. Fanny kam gestern aus Brünn, brachte Theresen ein kleines, niedliches Toilettespiegerl, mir vom Muth von einem Arrestanten auf dem Spielberg einen Zahnstocher von Elfenbein, mit weiblicher Figur; zum Bewundern. Zu Hause ordnete ich manches. Mittags beim Wittmann, nachmittags zu Rospini, Schenk, blieb in Gesellschaft; um 7 h zu Hause. Therese hatte Besuch von der Gatterburg, welche des Hensler (?) Haus kaufen will, von der Fräule Kres (?) mit den Bartenstein, welche darüber sehr bestürzt sind. Der talentvolle Fallon ringt mit dem Tode.
Band 11 (XI.), Seite 96v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).