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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
11361 1828 8 14 Stürmisch; der Staub verfinstert den Horizont. Im Burgtheater „Beide Briten“, „Schwarzer Mann“; im Theater an der Wien zum 1. Mal „Armida“, romantische Zauberoper in 2 Akten , Musik von Gläser. Im Josephstädter Theater „Rätsel“, mit der Blumenfeld, „Rübezahl“. Therese und ich holten nach 7 h die Reimannischen ab, fuhren nach Schönbrunn, die Giraffe und den Araber Ali zu sehen. Wir fanden wohl den Aufseher Klein, aber er begleitete einen Professor. Lange unterhielten wir uns mit der Giraffe, es (sic) ist sehr zahm. Der Diener Amon (?), welcher 9 Monate um sie ist, führte sie uns näher. Wir gaben ihr Feigen, den schönen Kühen und weißen Geissen gaben wir Semmel. Der Giraffe geben sie Milch, Kukuruz, Bohnen. Den Araber fanden wir beim Wein trinken und Tabak schmauchen. Er nötigte uns, zu sich zu setzen, reichte mir die Hand; spricht etwas italienisch. Er ist ein Mann von 53 Jahren, sagte, er habe in Ägypten 2 Söhne, 3 Mädchen. Sie essen Reis, Hähneln, Lämmer, trinken Wasser; hier isst er nur gebratene Hühner. Morgens und abends betet er lange an seinem Rosenkranz. Er ist groß, braun im Gesicht; an der oberen Kinnlade fehlen ihm viele Zähne. Er ist freundlich, doch liebt er nicht viele Menschen. Klein sahen wir nicht mehr. Wir gingen zum Botanischen Garten beim Hietzinger Tor hinaus, in die Kirche, um 11 h waren wir schon in unserem Garten. Die Loisl kam mit 2 Markischen, dann speiste auch Radl mit uns, Dräxler schrieb, dass Czernin Costenobles Platz nicht ersetze; arme Jeanette ! Abends kamen die Schuster mit Schwager, Imhof Nina mit Therese; sie brachten Theresen eine niedliche Haube. Der Abend still, lieblich. Band 11 (XI.), Seite 95v
11362 1828 8 15 Maria Himmelfahrt; der Morgen trüb, dann Sturm; abends Regen, dann wieder Sturm. Im Burgtheater „Erbvertrag“, im Theater an der Wien „Armida“, im Josephstädter Theater „Füllhorn“, im Leopoldstädter Theater „Diamant“; in der Leopoldstadt geht es sehr schlecht, Steinkellner ist in großen Geldverlegenheiten. Früh mit Therese in die Kapelle, dann ich ins Salettl. Beantwortete der Fanny 3. Brief, schrieb an Koch wegen Schenks Luftheizung im neuen Quartier. Mit uns speisten Werner, die Markischen; ziehen morgen nach Döbling, die Hoffinger nach Altmannsdorf; sein Arm bessert sich. Nachmittags Fritz und Carl Reimann; schaukelten, gingen auf Stelzen, sprangen, tanzten bis 9 h. Das Wetter verscheuchte die Damen. Band 11 (XI.), Seite 96r
11363 1828 8 16 Kalt, stürmisch.Im Burgtheater „Vielwisser“, im Theater an der Wien „Armida“, im Josephstädter Theater „Gang ins Irrenhaus“, „Robinson“. Ich begann heute ein Namensregister der Gartenbesucher zu machen. Sprenger brachte eine Zeichnung der Windrose. Mit uns speisten Loisl, Raulino im Zelte. Mit der Sepherl ging Loisl zur Optik beim Reich, er gab 5 Bilder. Die Fux, Dini, dann 40 Personen waren da. Mein Bruder schrieb, dass er schon 2 Vorstellungen mit großem Applaus gab. Abends spielten wir mit der Kugler Préférence. Band 11 (XI.), Seite 96r
11364 1828 8 17 In der Nacht und am Tage wütete der Orkan fort; dabei kalt und öfters Regen. Im Burgtheater „Ahnfrau“, im Theater an der Wien „Rächendes Gewissen“, im Josephstädter Theater „Füllhorn“, Beinke (?) springt und tanzt. Früh in die Linienkapelle mit der Loisl, dann setzte ich das Gartenregister fort, las. Reich Nettl, Marie, Loisl speisten mit uns, nachmittags Golfinger mit Lipanska (?), Imhof mit Damark (?), Skala, Reichischen, Werner von Baden. Band 11 (XI.), Seite 96r
11365 1828 8 18 Endlich einmal ein schöner Tag. Im Burgtheater „Ersatz“, Herzfeld von Hamburg als Carl Baum. Im Theater an der Wien „Roderich und Kunigunde“, im Josephstädter Theater „Hedwig“, Probst, „Robinson“. Früh mit der Loisl auf die Spitze des Wienerberges, in die Schrotfabrik; man schmolz Arsenik. Später kam Joseph Lautsch von einem Besuch beim Anton Batthyány; am Mittwoch nachts traf ihn bei der Breiderischen (?), welche an einen seiner Beamten verheiratet, bei Steiner wohnt, der Schlag, lähmte ihm die rechte Seite. In der Nacht hielt er Konsilium mit Staudenheimer und Vivenot; nun täglich zweimal, Haus und Garten entzückten ihn. Wir speisten in der Hütte, nachmittags die Ranftlischen, Fux mit Dini, gingen bald. Abends Gabrissovics, die Aspelmayer mit der Freyberger, ist sehr dick, entbindet erst im Oktober. Band 11 (XI.), Seite 96r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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