Ein rauer, stürmischer Tag, öfters Regenspritzer. Im Burgtheater „Johanna von Montfaucon“, im Theater an der Wien und Josephstädter Theater das Gestrige. Ich mit Loisl in die Linienkapelle, dann ins Salettl. Ignaz Corda starb gestern in Baden, 54 Jahre. Schenk, sie, Fanny, Mellini speisten mit uns im Saal, nach Tische sein Ignaz, Rospini mit Familie. Dem Zampis für das Ballettcorps in Hietzing 3 fl., dem Burg für den Armenball 5 fl.. Carl Reimann, die Skala, Kugler kamen. Rossmann, Sch[enk ?] und Mellini spielten im Salettl eine Weile Domino; später ein Tanzl. Um 9 h ging alles.
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Ein veränderlicher, stürmischer, kalter Tag. Im Burgtheater „Selbstbeherrschung“, Herzfeld von Hamburg zum letzten Mal als Sekretär Willwang; im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater „Füllhorn“, ein Quodlibet. Den Vormittag im Salettl. Der Schwitzer Billett und Bouquet, erwartete die Gatterburg, kam nicht. Im Regen kam der gute Mellini und brachte die angenehme Nachricht, dass ich vom Springer Schießls Kopie von Schnorrs Faust haben kann. Mittags mit Loisl, nachmittags mit Morawa, Kommission wegen Bevorteilung des Rauchfangkehrers Toscano; verlangt 48 (fl. ?) CM für den Rauchfang. Theodor richtete die neuen Fenster im Glashaus ein. Abends Préférence mit der Kugler.
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In der Nacht und am Tage Regen, windig; trauriger Sommer! Im Burgtheater „Mathilde“, „Hans am Scheideweg“, im Theater an der Wien „Das Turnier auf Drachenfels“, im Josephstädter Theater „Glück durch Unglück“, „Schiffbruch“. Therese leidet an Gichtschmerzen, mich quälen Schnupfen, Husten; bin ins Zimmer gebannt. Setzte das Gartenregister von 100 bis 113 fort. Konnte nicht im Turm speisen, mit Loisl im Korridor, dem Karl Müller, dessen Mutter am 21. im 69. Jahr an Bauchwassersucht starb, schenkte ich eine Kreuznadel, 3 fl.. Nach Tische in die Stadt, zu Fanny, zum August gratulieren; entschuldigte sein Nichtkommen, repariert sein Gewölbe. Carl Reimann wird am Donnerstag freigesprochen. Ins Theater an der Wien, leer, eine wahre Hundskomödie. An der Hofloge wurde eine Draperie von Wollsamt gestohlen; schlechter Diebstahl. Plauderte mit Mayer, Grillparzer, Caché.
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Windig, veränderlich; nicht ein angenehmer Tag. Im Burgtheater „Schuld“, im Theater an der Wien „Schusterfeierabend“, Hasenhut als Xaverl, im Josephstädter Theater „Füllhorn“, Quodlibet. Früh einige Dispositionen im Garten, dann postierte ich mich im Turm. Mittags mit Kridl im Empfangszimmer, im Regen kamen Elsler, später Schwarz, brachte mir LeBruns Porträt von Hamburg, erzählte mir von seinen Gastrollen in Berlin – als alter Feldner und Stadtmusikant Müller, dann viermal in Hamburg –; brachte Zeitungen, Zetteln, plauderten bis nach 8 h. Therese erlaubte der Saly, auf den Armenball beim Wolf zu gehen.
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Die ganze Nacht Regen, Wind; wie lang dauert dieses zerstörende Wetter noch ? Im Burgtheater „Jude“, im Theater an der Wien „Meister Pilgram“, Sage in 4 Akten von E[duard] Duller. Im Josephstädter Theater Konzert des Violonc[ellisten] Leopold“ Böhm, „Rübezahl“. Den Vormittag im Salettl. Stessel kündete, dass er täglich die Pawlowsky (?) erwarte. Brachte Briefe, Zeugnisse, Klagen, seine Ehescheidung und schlechte Streiche der Bensch (?) betreffend. Mittags allein mit Loisl und Mayer, er gibt dem Johann Ofenkacheln fürs Glashaus. Nachmittags bei Sturm und Regen überraschten uns die Haymerle mit Marie, blieben ein paar Stunden; ich entließ sie mit einem Bouquet. Carl Reimann produzierte seinen Lehrbrief, Traubenberg, Frau, Bruder, Werner kamen. Traubenberg und ich sahen Wohnung und Garten des Leiterhändlers; boten 100 fl. CM.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).