Trüb, öfters Regen. Im Burgtheater „Kaufmann von Venedig“, im Kärntnertor-Theater „Mosè“, im Josephstädter Theater „Räuber“, Fischer als Franz. Schmid Alexander nahm Abschied, reist morgen nach Hannover. Erster Markt; vor Tische kaufte ich manches. Mittags allein, nach Tische mit der Reich Nettel zur Prüfung bei Schwitzer. Toni bekam das rote Merinos-Kleid, war die Schlechteste in Zeichnung. Sahen die verschiedenen Arbeiten, den Teppich der Pepi, Kartandl der Toni, neue Arbeit des Hundes (?) der Fanny. Dann zur Leiche des Neumann, um ½ 5 h mit vollem Kondukt zu den Augustinern; Kapellmeister, Chor, viele vom Orchester. Der Leichnam wurde in die Kirche getragen. Ging mit dem Sänger Mayer; eine wehmütige Empfindung ergriff mich. Dann ins Kärntnertor-Theater, leer; hörte die Lalande zum ersten Mal: hübsches Figürchen, viel Bravour. Sprach den Grafen, Gyrowetz. Mit Therese spielte Huber. Begräbnis der Schauspielerin Julie Resch; sie starb am 6. im 28. Jahre an Lungensucht.
Band 11 (XI.), Seite 48v
10897
1827
5
8
Regen. Im Burgtheater „Epigramm“, die Hruschka als Kanzleirätin. Im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, Fink von Graz so-so, wurde mühsam gerufen; im Josephstädter Theater „Bräutigam ohne Braut“, „Schiffbruch“. Früh rapportierte Gned des Schmid Abreise nach Prag. Erwartete den Grafen; er zahlte. Mit uns speisten Dräxler, Castelli, Schwarz; viel Spaß mit seinem Sohn von 13 Jahren. Castelli verlor auf der Kegelbahn an Schwarz 2 Zwanziger. Machte mehrere Gänge, zur Ball. Suchte Gesellschaft, ins Burgtheater, die Hruschka recht brav, Weber als Busch; Wilhelmi als Hippeldanz (?) wollte nicht behagen. Plauderte mit Lembert, Weidmann, Treitschke, Therese spielte mit Huber.
Band 11 (XI.), Seite 48v
10898
1827
5
9
Veränderlich. Meines Bruders 50jähriger Geburtstag. Im Burgtheater „Jäger“, Bayer als Oberförster so-so, lila. Im Kärntnertor-Theater Einnahme des Lablache, „Matrimonio segreto“, im Josephstädter Theater „Krähwinkler in der Heimat“. Vor Tische mit Therese in den Garten, ordneten manches. Die Krieghammer, Kridl, Gionima speisten mit uns. Nachmittags mit Kridl in der Stadt herum, wegen Rosenbäumen; verlangen 5 bis 7 fl.. In Gesellschaft in Schwarzenbergs Garten, sahen die Blumenausstellung im Glashaus; Gedränge !. Sah mit Bock (?) die Zimmer und Säle, aß im Garten der Stullmüller (?) Schnitzel. Dann zum Konzert bei Reimann; Vimercati spielte, Schindler, Eichberger, Borschitzky; sprach Schulz mit seinen Söhnen, spielten Klavier, Gitarre, Phisharmonka. Mit Dräxler nach Haus.
Band 11 (XI.), Seite 49r
10899
1827
5
10
Veränderlich. Im Burgtheater „Heirat aus Vernunft“, „Schüchtern und dreist“. Im Kärntnertor-Theater „Erste Zusammenkunft“, dann Einnahme der Torelli, welche die Bühne verlässt: zum 1. Mal „Die Französin und der Rajah“, in 3 Akten von Petit, Musik von Gyrowetz; hat liebliche Tänze und gefiel. Im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“. Am Vormittag erwartete ich den Grafen. Dann zur Prüfung bei Knoblich. Hornung und Dorner (?) empfingen mich äußerst artig. Fand Gesellschaft und recht hübsche Arbeiten, wenig Neues. Mittags allein, nach Tische in den Garten. Nahmen Toni und Pepi mit. Kamen in Sturm und Regen an, waren ins Zimmer gebannt. Erste Nacht draußen; legten uns nach 8 h nieder.
Band 11 (XI.), Seite 49r
10900
1827
5
11
Stürmisch, erster Morgen im Garten. Wegen Sturm vor Tische wenig im Garten. Norma, im Josephstädter Theater „Schiffbruch“, „Bräutigam ohne Braut“. Heberle sagte die Waisenmädchen ab. Nachmittags kam Schwitzer Therese mit der Nugent (?) taubstummen Aron (?), Rebhann, Mayer, Rautenstrauch, Böhm usw. und 14 Mädchen, Ball, Werner, Haymerle. Therese gab Kaffee, Guglhupf, Butterbrot, Salami, Käse. Alles unterhielt sch und blieb bis 8 h, die Retirade(?)-Maschine hält kein Wasser.
Band 11 (XI.), Seite 49r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).