Trüb. Im Burgtheater „Emilia Galotti“, im Kärntnertor-Theater „Agnese“, im Josephstädter Theater Einnahme des Hopp „Krähwinkler in der Heimat“. Werner kam mit der Hiobspost, Fechners Ubald sei dem Tode nahe. Elsler brachte mir von ihrer Fanny Steinchen vom Hause des Sallustius in Pompeji. Später zu Schenk, Rospini, sprach da lange Koch, von seiner morgigen Tafel. Mittags allein, zur Ball, welche schon ausgetreten. Nachmittags in den Garten; Saly zieht 2 Eimer Wein ab. In Gesellschaft, ins Burgtheater, Krügers letzte Rolle als Prinz, so-so; voll. Plauderte mit Pinterics, hat 1200 fl. Pension; mit Lembert, Treitschke, Raimund. Nach dem 2. Akt nach Hause, Spiel mit Huber, Therese.
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Trüb, kalt. Im Burgtheater „Kaufmann von Venedig“, im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, Schechner zum letzten Mal; im Josephstädter Theater das Gestrige. Den Vormittag zu Hause. Therese schickte der Jeanette einen gelben Perlbeutel und gestickten Papillon, schrieb, dass Gruber zur Schmirer zieht. Ich schickte den Elslerischen 3 Perlbeutel, der Fanny Senf, Papiere. Mittags bei Koch mit Krüger von Berlin, Weissenthurn, Löwe, Tochter, Anschütz Frau, Löwe Frau, Lembert 2, Pistor 3, Wilhelmi, Schwarz, Müller und Tochter. Es war recht angenehm. Nachmittags 4 h Begräbnis des Wächter, erster geistlicher Rat des k.k. Konsistoriums A.C., Superintendent der evangelischen Gemeinde und erster Prediger. Er wurde in der Kirche ausgesetzt, dann vor das Kärntnertor getragen, dann in den Gottesacker vor der Mariahilfer Linie hinausgefahren. Mehr als 60 Wägen begleiteten den Zug. Er wollte gleich nach seiner Genesung zu uns in den Garten kommen. Er ruht nun ! Gegen 6 h mit Lembert auf die Glacis zur Wasserkur, in Gesellschaft. Abends allein; spät kam Fiala, plauderte eine Weile.
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Ein heiterer Tag. Im Burgtheater „Stille Wässer“, im Kärntnertor-Theater „Mosè“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Um 10 h mit Therese in den Garten, speisten da, ließ alles ordnen. Nachmittags zum Abschied von Krüger und Blum ließ ich von Dehne den Roten Mohren als Gefrorenes aufsetzen, gaben Kalbsbraten, Zunge, Schinken, Würsteln, Guglhupf. Zuerst wurden die neuen Hutschensäulen und der Balken zur Drehschaukel benutzt. Es kamen Schwarz, Lembert, Castelli, Majlath, Lannoy, Biedermann Joseph, Sichrowsky, Marx (?), Czerkowitz, Fischhof, Huber, Werner, Eichberger mit Frau, Bruder, Borschitzky. Schwarz war von gestern verstimmt, es gab keinen richtigen Jux. Durch Blum schickte Therese der Jeanette einen gelben Perlbeutel, ich den gestickten Papillon. Beide reisen Dienstags ab. Gegen 10 h fuhren wir nach Hause
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Heiter, warm. Im Burgtheater Polawsky als Graf in „Puls“, „Ein Mann hilft dem anderen“, „Vorsatz“, im Kärntnertor-Theater „Mosè“; neues Abonnenement. Im Josephstädter Theater „Brieftaube“, „Schiffbruch“. Früh kam Gned, Resch wegen Wiedner Kaffeehaus, Mellini, welcher einzog. Ich ging zum Rospini, Schenk, Ball speiste mit uns. Nach Tisch zur Wohlfarth, sie morgen zum Frühstück zu laden. Schickte zu Schmirer, Reimann, war selbst beim Gruber. Nachher suchte ich Gesellschaft, im Circus des Emile Constant in Neulerchenfeld, Einnahme für die Invaliden; Saar (?), Lindner (?), Kramer (?). Nicht voll, machten außerordentliche Stücke. Mit Huber, Werner Préférence.
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Schöner Morgen, zu Mittag Regenguss und Sturm, nach Mittag heiterte es wieder aus. Im Burgtheater „Männertreue“, „Heirat aus Vernunft“, im Kärntnertor-Theater „Kätly“, „Wiedergefundene Tochter“, im Josephstädter Theater „Häuslicher Zwist“, Schiffbruch“. Um 8 h mit Therese in den Garten. Um 9 h versammelten sich Huber mit Frau, Schmirer mit Gruber und E(duard ?) Poller, Familie Reimann, die Fieglmüller mit Marie, später Weinmüller und sie, speisten mit uns. Wir gaben Rostbraten, Kälbernes, Zunge, Guglhupf und Kaffee. Alles unterhielt sich und ging um 12 h. Wir aßen im Saal. Nachmittags kamen die Fux mit Dini, Huber mit Pepi und Leopold, die Huber mit 3 Gärber. Um 8 h in die Stadt, Toni hat heute zum ersten Mal gebeichtet; kam mit der Lisette (?) und Fanny. Rindfleisch 20 x.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).