Kalter, rauer Wind, öfter Schneegestöber; böses Wetter. Im Burgtheater „Brief aus Cadix“, „Zerstreute“, im Kärntnertor-Theater „L‘ ajo nell‘ imbarazzo“, im Josephstädter Theater „Schiffbruch“. Stessel fand Therese etwas besser, obwohl die Nacht wegen Abführen und Kopfweh schlaflos war. So viel Sorge und Kummer quält mich um die Gute ! Den ganzen Vormittag brachte ich mit Abschreiben meines Testamentes zu. Die Fux und Neumann speisten mit mir. Nachmittags schrieb ich dem Roller von Kunowsky, die Ball zeichnete. Im Garten arbeiten Ziegeldecker, Maurer, Kupferschmiede.
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In der Nacht Regenguss, trüb, kalt. Im Burgtheater zum ersten Mal „Kaufmann von Venedig“, Schauspiel in 5 Akten von Schreyvogel nach A[ugust] W[ilhelm] Schlegel, Dekoration von Pian. Im Kärntnertor-Theater „Debüt im Konzert“, „Fee und Ritter“, im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“, Einnahme des W[enzel] Scholz. Gottseidank! Therese ist besser, für diesmal die Gefahr vorüber. Am Vormittag Kassenabschluss, Elsler brachte mir die Nachricht, dass gestern die Familie von Neapel kam. Goldmann Therese kam von Ofen, ohne Engagement. Mit uns speisten Dräxler, Müller, Werner, Castelli. Der gute Schmid schickte 95 Ellen kirschfarbenen, 81 ½ Ellen schwarzen Taffet, für 88 fl., welche ich durch Gned sende. Abends zum ersten Mal ins Burgtheater; wegen Regen ließ ich mich tragen. Costenoble als Shylock sprach mich nicht an; Löwe trug zu stark auf. Im Ganzen gut, brillant; plauderte mit Hofer, Raimund. Meine arme Therese war allein.Tod des Feldwebels Wanzmann, 65 Jahre.
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Heiter. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „L‘ ajo“, im Josephstädter Theater „Häuslicher Zwist“, „Schiffbruch“. Therese ist wieder besser, möge es doch von Dauer sein ! Am Vormittag Arbeit, dann zum Schenk. Mit mir speisten Kridl, Krieghammer, Goldmann; sprachen von Ofen. Dem Pollack schrieb ich nach Reichersberg bei Sieghartskirchen, bat ihn um Rosenzweige, weil selbe durch des Swoboda Nachlässigkeit verdorben sind; schickte ihm die Gartenbilder. Nachmittags zur Ball. Spiel mit Mark, Huber, bei Theresen die Ball.
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Nicht kalt. Im Burgtheater „Taubstummer“, Webers 1. Rolle als St. Alme (?); gefiel, wurde gerufen. Im Kärntnertor-Theater spielt Hummel, dann „Fee und Ritter“; im Josephstädter Theater Gleichs Einnahme „Fuchs, Hirsch, Löwe“, Posse in 2 Akten. Therese erholt sich langsam; Fechner und Stessel besorgen einen Schlag; dies macht mich ganz unglücklich. Werner speiste mit uns samt Müller, machte mehrere Künste. Nachmittags in den Garten; Ziegeldecker, Maurer, Kupferschmied arbeiten. Fand einen großen, freundlichen Wolfshund, der in den Garten kam und nicht mehr fort will. Abends kamen Poltoni, Tuscher. Die Weinmüller und Huber spielten mit mir.
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Ein schöner Tag. Norma, im Josephstädter Theater „Weiberfeind“, „Schiffbruch“, im Leopoldstädter Theater zum 1. Mal „Millionär“. Therese ist sehr schwach; Stessel erlaubte ihr aufzustehen. Gegen 12 h Promenade, sprach Schenk, Kreutzer, Kanzler, Zampis. Therese aß im großen Zimmer mit mir und Goldmann, welche kein Engagement findet. Nachmittags in den Garten, alles in voller Arbeit; kostet viel Geld. Sprach Theodor, Mayer; traf Unterkunft für den neuen Wolfshund. In Gesellschaft, abends mit Huber, Ball.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).