Veränderlich, abends Regenguss. Im Burgtheater zum ersten Mal „Heirat aus Vernunft“, 3 Akten, übersetzt von Kurländer; „Anekdotenbüchlein“ nach Scribe und Delavigne (?) von Castelli. Das erste langweilte sehr, das letzte unterhielt, die Aufführung brav. Den Vormittag mit Therese im Garten. Die Anstreicher arbeiten. Mein Hausmeister ist ganz heiser. Dräxler, Goldmann, welche morgen nach Ofen zurückreist, Mayer speisten mit uns. Um 5 h zur großen Optik Heppners im Römischen Kaiser, Bilder von Schreyner (?): Sonnenaufgang, Jägerzeil, Traunfall, Feuerwerksplatz, Garnerin steigt auf, Sturm. Das Äußere von Pian, Figuren von Lanzedelli. Erstes Parterre 2 fl., zweites 1 fl.; närrische Preise ! Ich nahm Schießl, Reich Pepi, Schmid mit Gned. Das Äußere elegant, die Bilder mit Ausnahme von Wasserfall und Sturm gut, die Figuren vortrefflich. Der Mechanismus der Figuren fehlerhaft, die meisten blieben stecken, alle zuckten sehr widernatürlich. Der Silberdopp (?) beim Traunfall gibt einen fatalen Glanz. Das ganze taugt nichts; im Ganzen 20 Personen, nahm nur 20 fl. ein. Sprach Lindner: Heppner muss täglich für den Saal 15 fl. zahlen.
Band 11 (XI.), Seite 46v
10877
1827
4
18
Trüb. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Agnese“, im Josephstädter Theater „Peter Stieglitz“ von Gleich, Zauberposse in 2 Akten. Therese schrieb der Jeanette auf ihren gestrigen Brief, warnte sie vor Leichtsinn, Verschwendung. Ließen Fechner rufen, Therese wegen Abführen, ich wegen heftigem Husten. Mit uns speiste Kridl, Neumann – zum letzten Mal -, Schießl; seiner Marie schickte ich ein Kistl Kölnerwasser. Sanenz (?) quälte mich wegen Pränumeration. Dem Duport wünschte ich glückliche Reise nach Neapel; fatale Aufgabe ! Er reist mit Calvarola (?), Barbaja bleibt hier. Nach Tische zu Wertheimer, nach einem Dreivierteljahr; zur Wohlfarth, Fanny. Spielte mit Mark und Huber.
Band 11 (XI.), Seite 46v
10878
1827
4
19
Veränderlich, öfters Regen. Im Burgtheater „Ahnfrau“, des Krüger von Berlin 1. Rolle als Jaromir; spricht deutlich, sieht gut aus, wurde nach dem 3. und letzten Akt gerufen, sprach gewählte Worte. Im Kärntnertor-Theater „Hausgesinde“, „Alexander“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Früh schrieb ich dem Grafen, dem Pepi wegen Pottendorf; empfahl ihm dem Oberamtmann Heubach und Thornton. Well (?) schickte mir eine Drossel, welche sehr laut singt. Vor Tische bei Schenk, dann bei Fanny. Mittags bei Wertheimer, Feiertag der Ostern, kein Brot, nur Bachus (?); waren 12 Personen. Préférence mit Huber, Werner. Dem Huber und Zweigel gab ich Billetts.
Band 11 (XI.), Seite 46v
10879
1827
4
20
Trüb, veränderlich. Im Burgtheater wie am 17., im Kärntnertor-Theater „Agnese“, 17. Oper. Im Josephstädter Theater „Peter Sieglitz“, im Leopoldstädter Theater Einnahme der Ennöckl „Fee Sanftmut und Fee Gallsucht“, von Meisl, Musik von Drechsler; gefiel nicht. Früh kam Andres. Ich schickte ihn wegen Pottendorf mit Elsler zum Kirchner und Parisot, er speiste mit uns. Nach Tische in den Garten, ordnete manches. Schreyvogel sandte mir den „Prinz und Sänger“ zurück, mit der Äußerung, es sei für das Hoftheater nicht geeignet. Zum Mayer ins Theater an der Wien, Lizitation der Garderobe, Requisiten, Schnürboden, Versenkung, Bibliothek, Bänke, täglich von 9 bis 2 h; wird alles pinkelweise verschleudert. Ich stieg mit Mayer, Schmidt, den Fußerschen, Stöger und Fritz Demmer, welche eben von Triest kamen, in den Garderobesälen herum; welche Verwüstung ! Nachher zur Fanny. Zu Hause spielten wir mit Huber, Rei-mann, ihr. Abreise der Pachtungskommission, Ludwig Duport und Calvarola, nach Neapel.
Band 11 (XI.), Seite 47r
10880
1827
4
21
Veränderlich. Im Burgtheater „Donna Diana“, Polawsky von Prag als Perin; im Kärntnertor-Theater „Erste Zusammenkunft“, „Castor und Pollux“, im Josephstädter Theater „Stieglitz“. Früh kam Reimann, bat mich um 300 fl.. Später zahlte ich dem Ziegeldecker Fasching 120 fl.. Der Knoblich schickten wir Gartenbilder mit Velin. Vor Tische mit Therese in den Garten. Maler, Anstreicher, Tischler fehlen; es geht nichts vom Fleck. Fortsetzung der Lizitation der Theatergarderobe; Luca (?) kauft viel. Mittags bei Wohlfarth, mit Schiller, Fink; sprachen von Lieschen Nisser (?). Zur Ball, Fanny; mit Huber, Werner Préférence.
Band 11 (XI.), Seite 47r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).