In der Nacht wütete ein fürchterlicher Sturm, Regen. Im Burgtheater „Verleumder“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Fee und Ritter“, im Josephstädter Theater „Männertreue“, „Schiffahrt (sic)“. Ich schloss meine Gartenrechnung; seit 1816 kostet der Garten über 64.000 fl.. Poltoni, Gubernialrätin von Graz, Mayer, Stürmer; wir gaben Krebse von Gefrorenem. Nachmittags las ich in der Theresianischen Peinlichen Gerichtsordnung, gekauft um 7 fl.. Von der Collens kaufte ich 6 seidene Tücheln, 42 fl.. Abends Marie und Werner, die Tuscher holte die Poltoni ab.
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Der Orkan wütet fort; in der Nacht häufig Regen. Im Burgtheater „Belisar“, im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, dem Kirchner und Grünfeld Billets. Im Josephstädter Theater „Gouvernante“, „Schiffbruch“. Früh kam Gned. Der arme Schmid lebt noch im Bette. Vor Tische in der Stadt herum, dann zum Sch(enk ?), plauderten allein, dass ich so missmutig bin, wenig Freude mit den Kindern habe. Sie wusch Fenster. Jean (?), Mellini, Müller kamen. Mittags mit Therese allein, bei Tische erhielt ich von Schießl die Gartenpartie mit der Brücke; leider ist der Gute nicht in der Stimmung, dass alles so wie sonst gelingen kann. Schwarz kam, um mich mit Blum morgen zur Kettenbrücke zu laden. Nachmittags endlich brachte mir Reimann die 200 fl. Interesse. Hirsch hatte in Institutsgeschäften zu tun. Abends mit Therese Domino. Tod der Barbara (?) Peck, geborener Philebois, mit 51 Jahren.
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Maria Verkündigung, trüb, windig. Norma. Am Vormittag mehrere Besuche, dann mit Jungmann auf Graben, Kohlmarkt, zur Wohlfarth. Bei uns speisten Ball, Müller, Schwarz mit Blum, Direktor des Königstädter Theaters, reist um zu rekrutieren. Müller unterhielt uns bis 5 h, abends Familie Reich, plauderten, sahen Bilder, Dr. Peck schickte uns Partezettel vom Tod seiner Frau, an einer Leberkrankheit. Wurden sehr unangenehm überrascht.
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Gefroren, öfters Schnee. Nordwind; nach 4 h verfinsterte es sich, Schneegestöber, Donner und Blitz, Revolution der Natur. Im Burgtheater „Bild“, im Kärntnertor-Theater „Debüt im Konzert“, „Fee und Ritter“, im Josephstädter Theater „Oberon“. Resch will auf der Wieden ein Kaffeehaus; gab ihm wegen Stanischeck(?) eine Empfehlung an Segner. Dem Stessel schickte ich ein Billett, schrieb ihm, dass ich fröstle, mein Kopf eingenommen sei. Um 12 h zur Fanny. Die Ball speiste mit uns. Dem Blum empfahl ich Roller. Um 3 h Schneegestöber mit Donner und Blitz, 3 gewaltige Schläge folgten, in derselben Stunde Begräbnis der Babette Peck. Abends Préférence mit Huber, Werner. Ludwig van Beethovens Tod, abends um 6 h mit 56 Jahren an Bauchwassersucht. Er wurde zu St. Remy in Bonn am 17. Dezember 1770 getauft. Er ist nicht mehr; sein Name lebt im Ruhmeslicht.
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Gefroren, tiefer Schnee, heiter. Im Burgtheater „Bruderzwist“; im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, im Josephstädter Theater „Bestürmung von Smolensk“, Einnahme der Fischer. Wegen rauem Wind zu Haus. Krebs reist heute nach Hamburg. Mit uns speisten Dräxler, Neumann, Segner; sprach wegen Resch’s Kaffeehausgesuch. Nachmittags zur Fanny, abends waren Poltoni, Tuscher, Huber da.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).