Trüb. Im Burgtheater „Belisar“, im Kärntnertor-Theater „L‘ ajo“, im Josephstädter Theater „Stieglitz“. Früh schrieb ich dem Grafen. Dann kam Schmid mit einem Briefe seiner Frau: sie unterhandeln neuerdings mit ihr; mein Brief an Holbein wirkte. Wir ließen die Pepi holen; mit uns speisten sie, Werner, Roller, welchen Stöger nach Triest engagierte. Nachmittags sah ich beim Roten Turm die Wägen. Zum Schenk, fand Mellini, sah den Buben ihr Theater; schenkte ihnen einen Zwanziger. Zu Hause fand ich die Familie Reich, spielte mit Huber, Therese.
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Stürmisch, kalt, anhaltender Regen. Norma, im Josephstädter Theater „Genieren Sie sich nicht !“, „Schiffbruch“. Andres kam von Pottendorf, fand dort nichts zu machen, kein Doktor außer der Tauben (?). Nach 11 h mit Therese wegen der Anstreicher in den Garten. Mittags allein, nach Tische brachte ich Schenk Senf, kaufte Bänder für Toni, suchte Gesellschaft. Schenk mit ihr überraschte. Mit Jungmann ins Josephstädter Theater, nahmen Parterresitze. Karsten von Hannover hat einen Sprachfehler, tat des Guten ein wenig zu viel; die Parodie hat wenig Neues, ging aber gut. Mit Therese spielten Huber, Werner
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Trüb. Im Burgtheater „Klingsberg“, Polawsky Vater. Im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Kätly“, mit Fischer, geborene Schwarzböck, Musik von Lannoy, dann „Wiedergefundene Tochter“. Früh nahm Andres Abschied. Die Schaller, Huber, Zacharias, welche kündete, zahlten Zinse. Früh kam Jean Elsler, sprachen von Neapel, Lembert wegen Blum und Engagement der Schmid. Vor Tische mit Therese in den Garten; Galle wegen den Anstreichern und Kupferschmied. Agnes, Dräxler, Hruschka speisten mit uns. Mit Hruschka zu Gottdank wegen der Kathi, ich mit Mayer zur Garderobe-Lizitation. In Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater; die Musik gefällig, das Sujet langweilig, die Fischer mittelmäßig. [Im Ballett] tanzen Therese Elsler, Brugnoli, Samengo ein Terzett; die Elsler ist zu groß gegen die Brugnoli und jene sehr beliebt. Ziemich voll.
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In der Nacht Regen, Sturm. Im Burgtheater „Don Carlos“, Krüger von Berlin so-so. Im Kärntnertor-Theater „Mosè“, im Josephstädter Theater „Stieglitz“. Der Hausmeister führte 2 Eimer roten Wein hinaus. Das Zelt wurde aufgeschlagen; leider riss aber der Sturm ein Stück herab, schleuderte es an die Planke, schlug selbe hinaus und einen ungeheuren Riss in das Zeltstück. Ich schickte gleich diie Saly zum Nähen hinaus. Mittags allein, ich fuhr hinaus, sprach Theodor. In Gesellschaft. Abends kam Assen, Mark, Huber. Stessel brachte von Guldener Quarins Testament zurück.
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Trüb ,kalt, mittags Regengüsse. Im Burgtheater „Heirat aus Vernunft“, „Ehrgeiz in der Küche“, Polawsky als Vatel, gefiel gut. Im Kärntnertor-Theater Akademie, Slawik Violine, dann „Wiedergefundene Tochter“; im Josephstädter Theater „Leichtsinn und gutes Herz“, „Schiffbruch“. Lizitation von der Moser, kaufte Tuch, 7 ½ fl, 5 Paar Handschuhe, 1 fl. 30 x Mellini kam auch hin. In Gesellschaft, Enslers (?) Zimmerreise zu sehen. Mittags speisten Schwarz, Direktor Blum und Krüger samt Werner, waren recht heiter. Nachmittags mit Krüger und Blum ins Theater an der Wien zur Garderobe-Lizitation. Am Vormittag kaufte Carl alle Dekorationen um 3400 fl. Mayer führte uns, sprachen Linke (?), jung Latour (?). Werner kaufte für mich 2 messingene Leuchter, 5 fl. 30 x, Spieltrücherl, Marken, Kartenpresse, zusammen 18 fl.. In Gesellschaft, abends mit Huber und Therese. Tod des Superintendenten Wächter im 60. Jahr
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).