Trüb, öfters Schnee. Im Burgtheater „Pagenstreiche“, im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, [im Josephstädter Theater] „Witwer“, „Schiffbruch“, Therese liegt noch, die Schmerzen in der Hand nehmen ab. Sie überraschte mich mit einem seidenen, grau geflammten schönen Halstuch, welches ich gleich umband. Swoboda nahm Abschied, reist morgen nach dem Holzrechen bei Pöchlarn; ich gab Jaudl die Aufsicht. Viele Gratulanten kamen, Schmirer und die Mädchen; sagte ihr mit Delikatesse, dass sie mich beleidigte. Krieghammer Kathi brachte mir einen schönen Beutel, schwarz mit Gold. Fanny liegt an Rotlauf, schickt durch Elsler einen langen grauen Beutel mit Ringeln aus Bronze. Mittags stand Therese auf, wir aßen allein. Theodor und Fritz kamen zusammen mit Kwiatkowsky, konnte ihnen nichts sagen. Der Buchbinder Schmid brachte mir 2 Tableaux, klein, mit den Porträts der vorzüglichsten Dichter, die Assen eine Tasse von Milchglas mit Figuren und Bonbons, die Fux einen Guglhupf. Die Weinmüller’schen spielten mit mir, ich verlor.
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Gefroren, trüb, windig, Schnee. Im Burgtheater „Belisar“, im Kärntnertor-Theater „Debüt im Konzert“, „Wiedergefundene Tochter“, im Josephstädter Theater „Oberst“, „Schiffbruch“; immer voll. Früh überraschte mich mein liebes Weib zum zweiten Mal mit einem niedlichen Halstuch, welches ich mechanisch nehmend gar nicht bemerkte. Den Vormittag quälten mich Gratulanten, Jaudl,Sepherl brachte mir Veigerln, Reseden; gab ihr 1 fl. 40 x, Kutschersfeld mit seinem Karl, ein lieber Bube. Die Ball brachte mir einen seidenen Beutel, grau mit Gold, Spinnenform, Schließe von Bronze, Hruschka kam ganz zerknirscht, bat um Vergebung und brachte einen Papier-Granitstein und Stahl, mit einem Stiche verziert. Den Honegger nahm ich wegen Bau ihres Tempels derb her. Er ist zu unüberlegt, hat zu wenig Praxis. Therese speiste am Tisch, Neumann, Jungmann, Marie waren die Gäste, mit welchen ich überrascht wurde. Nachmittags allein, abends noch mit Therese, Werner, Huber, Schwitzer Therese, Rebhann, Ellmaurer, Ball. Die ersteren sahen die „Schlösser Österreichs“, ich mit den letzteren Porträts. Später kam Pepi Reich. Ich bediente mit Kaffee, Gefrorenem, Brioche, Zunge, Kamp, Bier. Toni säumte mir 6 weiße Tücheln, Pepi machte mir einen Beutel.
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Wie gestern. Im Burgtheater „Standesproben“, „Schauspieler wider Willen“, im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, im Josephstädter Theater Einnahme von Gläser „Oberon“, Parodie. Gottlob ! Therese ist wieder etwas besser. Gned sagte mir, Schmid habe Holbein erklärt, dass sie Ende April Hannover verlässt, erwartet, dass man ihr die zweite Rate des Honorars mit 300 Talern auszahle. Den Kindern schrieb ich, wie wenig fleißig sie waren; die Toni schrieb eine Konstruktion gar zweimal; drohte mit dem Waisenhaus. Dem Elsler Gilet aus gelbem Casimir und Tüchl aus Percal. Vor Tisch beim Schenk, plauderten von Fanny, welche noch am Rotlauf liegt, nicht bekehrt ist. Mit uns speisten Dräxler, Schießl, Lembert, Agnes. Um 6 h fuhren wir ins Josephstädter Theater, Einnahme des Gläser „Oberon“, Parodie nach Hell und Meisl in 3 Akten, Musik vom seligen Weber, einige Stücke von Gläser. Ein Duett von Hopp und Kreisel, ein Lachchor gefielen. Das Orchester sehr brav, die Ouvertüre wurde stürmend wiederholt. Scholz als Oberon brav. Das Ganze sprach nicht an, nichts wurde verwendet. Engagierte in die Loge No. 4 Jungmann, Neumann, Werner, Schmid; die Lembert und Carl in der Loge von Scheidlin. Therese spielte mit Huber Rabusch.
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Frühlingsanfang, Sturm, Schnee, Regen. Im Burgtheater „Ernst von Schwaben“, im Kärntnertor-Theater „Debüt im Konzert“, dann zum 1. Mal wieder die Brugnoli und Samengo in „Fee und Ritter“; im Josephstädter Theater „Oberon“.Therese schrieb der leichtsinnigen Jeanette wegen dem jungen Schauspieler Nolte von Berlin, worüber ich bei Gebel (?) Kunde erhielt; ich dem Andres nach Mistelbach. Mit uns speisten Krieghammer, Kridl, Schellhorn, Werner, Neumann. Dem Iden schickte ich Lichtwers Fabeln, radiert von Vittinghoff. Abends Spiel mit Szabó, Huber, Mark. Die arme Ball will Duport nicht mehr nehmen.
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Kalt, Regen, Wind. Im Burgtheater „Sophie van der Daalen“, im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, im Josephstädter Theater „Oberon“. Therese bessert sich, arbeitet schon. Das Zimmer macht mich melancholisch; bin abgespannt, missmutig. Lizitation des Museums des Fries. Ich schrieb dem Grafen. Mit uns speisten Mellini und Roller. Kirchner brachte mir die Nachricht, dass der Oberamtmann in Pottendorf – sein Name Heubach – sehr geneigt sei, sich für Andres zu verwenden. Abends mit Therese Domino.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).