Heiter, mittags Regen. Im Burgtheater Einnahme der Regiseurs Koch Koberwein, Krüger (?), Korn „Ernst, Herzog von Schwaben“, Trauerspiel in 5 Akten von Ludwig Uhland, gestrichen von Hormayr, Epilog von Zedlitz . Im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, gab Karten dem Stessel und Iden; im Josephstädter Theater Einnahme der Pleschke „Das Haus Anglade“ von Theodor Hell. Gottlob ! Therese ist besser, schlief gut. Wegen Regen zu Haus. Bauhofer besuchte mich; ich empfahl den Swoboda mehrmals. Die Waisenhausordnung schickte ich durch Elsler der Schwitzer. Die Schmirer wollte zur Frau, zu mir nicht. Koch, Dräxler, Stessel, Neumann speisten da; K[och] rezitierte uns den Monolog des Hamlet und den Epilog von Zedlitz zu „Ernst von Schwaben“. Heute zog von Hietzing Johann Hagmann (?) in den Garten; abends stattete Swoboda Rapport ab. Mit Huber sah ich Köpps „Schlösser“. Die Wohlfarth schickte die arme Resel nach Haus.
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Trüb, kotig, gegen Mittag anhaltender Regen. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Debüt im Konzert“, „Wiedergefundene Tochter“, im Josephstädter Theater „Weiberfeind“, „Schiffbruch“. Mein gutes Weib befindet sich besser, schlief gut. Ich fühle mich so abgespannt, hatte in der Nacht Frost, klagte es dem Stessel. Kridl speiste mit mir. Dem Hörr ein Theaterbillett, gab ihm das graue Tuch zum Caput, 62 fl., 5 Ellen Taffet 10 fl., Schneider 18 fl. 50 x, 90 fl.. Holbein schrieb am 6., die Schmid als Tancred bis auf den Gang sehr brav, als Emmeline mittelmäßig, keine Höhe und Poesie, als Weisse Frau vortrefflich; sang wegen Mangel an Höhe eine Arie von Riotte. Detoniert immer in der Höhe, sieht auf der Bühne alt aus. Macht großen Aufwand, hofft auf Erwerb à la Sontag. Die Ungezogenheit der 2 Mädeln ist in der Stadt bekannt. Das Committee engagiert sie nicht. Duport hat die arme Ball entlassen. Abends Huber, Mark.
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Kalt, stürmisch, schneit öfter, Im Burgtheater „Glück bessert Torheit“, im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, im Josephstädter Theater „Lügner und sein Sohn“, Schiffbruch“. Kann wieder nicht aus dem Zimmer. Stessel fand Therese wohl etwas besser, besorgt aber dennoch einen Schlag; schrecklicher Gedanke ! Gratulanten kamen, die Knoblich, Assen, Wohlfarth, Szabó, Treitschke mit Betty, Meisl, Mellini und Werner speisten mit mir. Gned kam mit einem desperaten Brief der Schmid: das Komitee nimmt ihres Mannes Bedingnisse nicht an; sie schrieb an Kettel und nach Hamburg. Schmid liegt; mir sehr unangenehm. Nachmittags besuchte mich Kirchner, wir plauderten lange, besonders wegen Andres und Pottendorf. Abends Spiel mit Weinmüller und ihr.
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Stürmisch, kalt, öfters Schnee und Regen. Im Burgtheater „Clavigo“, im Kärntnertor-Theater Akademie; Dall’Oca-Schoberlechner singt, schwach, er spielt Piano; dann „Wiedergefundene Tochter“. Im Josephstädter Theater „Landhaus“, „Schiffbruch“, im Leopoldstädter Theater Einnahme der Krones „Kabale und Liebe“, vom Schuft Bäuerle; welche Infamie ! Früh antwortete ich Holbein auf seinen Brief vom 6. und sein Billett an die Schmid vom 5.; stellte ihm klar sein schändliches Benehmen vor, wie er die Schmid täuschte. Therese unterschrieb den Brief auch. Schießl speiste mit mir, Mellini leistete Gesellschaft. Gegen Abend kam nach 5 Wochen Reimann. Ich sprach ernst und offen mit ihm, dass sie eine bürgerliche Dame spiele, die Söhne nicht fleißig sind; warnte ihn in Dräxlers Namen vor Aufwand für Bälle, Equipage, stellte ihm Jahns Beispiel vor. Mahnte ihn, dass er mir am 18. Februar hätte Interessen zahlen sollen u. dgl. Unterschrieb des Vaters Dietrich Testament; die Reimann ist Universalerbin. Dann spielten wir mit Huber, Ball und Werner konversierten. Honegger sagte mir, auf dem Tempel der Hruschka werde das Dach aufgesetzt. Meine arme Therese bekam wütende Schmerzen im rechten Arm.
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Gefroren. Im Burgtheater „Aussteuer“, im Kärntnertor-Theater „L‘ inganno felice“, mit Schechner, Monelli, Lablache, Santini., dann „Castor und Pollux“, im Josephstädter Theater „Gerader Weg“, „Schiffbruch“. Therese hatte wegen Schmerzen eine schlechte Nacht. Stessel ordnete Werg auflegen und die auflösende Arznei repetieren. Mit Swoboda rechnete ich, schenkte ihm 20 fl. und Polts’ Scheibenmaschine, 20 fl.. Ging um 12 h zum Schenk; Fanny liegt, ist ganz verschwollen. Meine Gäste waren Stürmer, Mellini, Werner. Gläser kam mit Eipeltauer, mich Dienstags zur Einnahme zu laden, „Oberon“ von Weber. Nahm die Loge No. 4 und gab 20 fl.. Die Reimann kam mit der Fieglmüller. Ich wiederholte ihr alles, was ich gestern ihm sagte, nur noch kräftiger; leider hörte Birkmayer vieles. Sie klagte Theresen weinend; beim Weggehen küsste sie mich, bat mich, ich möge sie nicht verkennen. Roller kam um Rat; er hat 2500 fl., Carl bietet ihm Zulage, Meisl will ihn in die Leopoldstadt, Blum nach Berlin; ich riet zu letzterem. Gratulanten quälten mich den ganzen Tag. Den benebelten Pechwill ließ ich Holbeins Brief lesen; er entschuldigte ihn albern. Abends allein.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).