Ein finsterer Tag. Im Burgtheater „Welche ist die Braut ?“, im Kärntnertor-Theater „Marie“, im Josephstädter Theater „Staberl in floribus“, immer leer. Schrieb dem Holbein, dass mir Kochs August sein Stück als abgewiesen zurückbrachte. Schmid referierte von dem Jubel, welchen gestern Duports Tanzen im Kärntnertor-Theater bei dem neuen Ballett verursachte. Ich schrieb ihm und gratulierte zu dieser verdienten Würdigung; ersuchte ihn um eine Loge, wenn er wieder tanzt. Er ließ durch Guillemin (?) sehr verbindlich danken. Mit uns speisten Moreau, Dräxler. Nachmittags besuchte mich Pechwill, welchem ich Holbeins Stück zu lesen gab. Mark und Huber spielten mit mir. 2. Institutsball im Römischen Kaiser, die Karte 3 fl. Es waren 180 Personen, und 27 fl. 12 x Verlust, von beiden 87 fl. 48 x.
Band 11 (XI.), Seite 39v
10807
1827
2
7
Feucht. Im Burgtheater „Merope“, Fichtner Aegist, ohne Kraft; „Gott erhalte !“. Im Kärntnertor-Theater Vimercati Mandoline, „Castor und Pollux“, im Josephstädter Theater „Optische Zimmerreise“. Den Vormittag Musterung der gräflichen Schriften. Hruschka besuchte mich, kam mittels Czernin beim Kaiser um Zulage ein. Bánffy ist ganz am Hund. Ich riet ihr wiederholt zur Intabulierung ihrer Schrift. Mit uns speisten Schießl, Krieghammer mit Rudolph und Kridl. Nach Tische kam ein Brief von Holbein, dass die Schmid am 27. in Sutors Konzert sehr gefiel, am 28. als Agathe nicht. Ich teilte selbes ihrem Manne mit. Der Dräxler avisierte mich, dass die Sache mit der Tischlerarbeit für Reimann im Schloss Schönbrunn nach Wunsch gelungen sei. Ich schickte die Saly gleich mit einem Zettel hinaus; so böse bin ich, dass man für mich so wenig Attention hat und trotz dem Wort niemand auf dem gestrigen Ball war. Die Wohlfarth und Szabó spielten mit mir.
Band 11 (XI.), Seite 39v
10808
1827
2
8
Schöner Wintertag, 10 Grad. Im Burgtheater „Johann von Finnland“, im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, im Josephstädter Theater „Johann von Paris“, als Prinzessin die Fischer-Schwarzböck. Früh schloss ich die unglückliche Ballrechnung, zahlte 12 fl. zum Musikverein. Besuchte Fanny; ist heiser, hat Halsweh. Versprach ihr einen Auszug aus meinem Testament, die Kinder betreffend, dem Schenk zu bringen und selben dem Walcha (?) vorzulegen. Mittags allein. Abends kam Kripsch (?) mit seiner Tochte Fanny von 20 Jahren; Jugendfrische vermisst man. Wir zeigten unsere Souvenirs. Ich schenkte ihr einen Schmetterling, Therese ein kleines Kartandl.
Band 11 (XI.), Seite 39v
10809
1827
2
9
Kalt, trüb. Im Burgtheater „Deutsche Hausfrau“, „U. A. w. g.“, im Kärntnertor-Theater „Goldener Löwe“, „Castor und Pollux“, im Josephstädter Theater „Johann von Paris“. Um 10 h zum Schenk, mittags mit Neumann. Durch den Schmid schrieb ich dem Holbein, dass Carl und Scheidlin mit den Wimmer’schen Erben den Pachtvertrag des Theaters auf 6 Jahre abgeschlossen haben. Abends Weinmüller und sie, Reimann, sie kamen spät, sprachen nur von der Arbeit des Hoffmann. Konnte ihnen den Text nicht lesen, benahm mich sehr kalt; Fieglmüller kam.
Band 11 (XI.), Seite 39v
10810
1827
2
10
Heiter, kalt. Im Burgtheater „Manuskript“, im Kärntnertor-Theater „Marie“, im Josephstädter Theater „Zeche“, „Policinello“. Joseph vom Quarin brachte mir 2 Poträts von Quarin, gab ihm 5 fl.. Birkmayer besuchte mich, schenkte Theaterbilletts. Mittags allein, Swoboda brachte mir Kunde, dass mein Gärtner Brunmüller betrunken sei, nichts arbeite. Ich bat Burg, weil Mayer wegen der Pachtung des Carl nicht Zeit hat, den Lumpen zu künden und täglich nachzusehen. Bei Weinmüller speisten Huber, Kölbinger (?), Tuscher; ich überraschte sie mit Krebsen von gestern abends. Wir hatten Rehfleisch und Nierenbraten, Punsch, waren bis 12 h; ich unterhielt mich gut.
Band 11 (XI.), Seite 39v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).