Tauwetter, Regen; schlecht zu gehen. Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, im Kärntnertor-Theater „Marie“, im Josephstädter Theater Seligmanns Einnahme „Petermännchen“. Dem Lissl schrieb ich und fragte, ob er ehrlich seine Verpflichtung erfüllt; dem Rauscher um die 50 fl.. Reimann erzählte mir, dass er den Bau mit dem Voiron (?) abgeschlossen habe. Die Szabó besuchte mich, brachte eine kleine schwarze Dose von Rechnitz; sie, Müller, dem ich die Gartenbilder und eine Brieftasche, 1 fl. 30 x gab, Neumann, Swoboda, Schwarz speisten mit mir. Da er von Biringer wegen Ausfolgung der Musikalien, Porträts etc. abgewiesen wurde, reichte er gestern ein Gesuch bei der Regierung ein, Mark spielte mit mir. Rindfleisch 20 x, seit 2 Jahren nicht so teuer.
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Lichtmess; Tauwetter, ziemlich heiter. Im Burgtheater „Belisar“, gefällt wegen Anschütz. Im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Castor und Pollux“, im Josephstädter Theater „Petermännchen“. Meine Heiserkeit bannt mich ins Zimmer, arbeitete und las den ganzen Tag. Schrieb der Fanny und beruhigte sie wegen der Legitimation der Kinder. Mittags allein, Koch mit Fritz und August besuchten mich. Korn findet Holbeins „Prinz und Sänger“ nicht brauchbar, ähnlich mit der „Cimburga“; gab es Schreyvogel, dieser nannte es Schmarrn. Die Regisseurs geben ein seit 1818 gedrucktes Schauspiel „Ernst von Schwaben“, von Uhland in München, gestrichen von Hormayr. Die Fux brachte die Trauerkunde vom Todes des guten Aloys Harrach, nachmittags ½ 3 h mit 60 Jahren an Kopffieber; des hohen Deutscher Ritterordens Landkomtur der Balley Österreich etc.. Huber spielte mit uns, eine Zeitlang war Marie da.
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Neuer Schnee, Tauwetter, finster. Im Burgtheater „Flitterwochen“, „Schüchtern und dreist“, im Kärntnertor-Theater statt „Titus“ wegen der Waldmüller „Freyschütze“, misslungene Darstellung; im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“. Mit uns speisten Elsler, Oberleutnant Krieghammer. Huber, welcher einen Grazer Kapaun schickte, spielte mit uns.
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Gefroren. Im Burgtheater „Liebhaber und Nebenbuhler“, im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, statt Cramolini Padewieth , statt der Heckermann Schröder; im Josephstädter Theater „Oberst“ „Goldener Fisch“ Der Schwitzer und Architekt Koch schickten wir Theresens Bild. Die Jeanette schrieb Theresen von einer amour mit dem Galanteriehändler Fioti (?), ist aber schon eine Dido. Mit uns speiste die Ball mit dem Mädel der armen Segatto (?), der geschickte Bombardier Schreböck, welchen ich dem Architekten Koch aufführte. Er kam mit der Frau, schickte mir einen steirischen Kapaun. Wegen der Hoftischlersstelle für den Reimann schrieb ich dem Dräxler. Nachmittags 2 h militärisches Begräbnis des Grafen Aloys Harrach; wurde nach Rohrau abgeführt. Franz ist Universalerbe. Hoffmann schickte mir vom neuen Haus den Überschlag; ich sandte selben Reimann durch Honegger, welcher mir der Hruschka Tempel zeigte. Abends allein.
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Gefroren. Im Burgtheater „Belisar“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, dann zum 1. Mal „Die wiedergefundene Tochter“, russisches (?) Ballett von Petit, Musik von Gyrowetz. Torelli fiel, und Duport tanzte statt ihr; der Lärm beim Erscheinen nahm kein Ende. Er tanzte eine Mazur mit der Pierson, gefiel nicht sehr. Im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“. Am Vormittag schrieb ich dem Grafen, dem Bach wegen Zank mit dem Riegel (?), ging nach 16 Tagen zum Treitschke. Er las Holbeins Stück, fand es von Wirkung, einträglich für die Kassa; allein Schreyvogel verwarf es. Dann sprach ich Haim und Stabl, die Wohlfarth, Dehne. Indessen waren Stessel und Lembert da, die Ball und Werner speisten mit uns. Gegen Abend erzählte Schmid, dass seine Frau beim Hofjuwelier Herz im 3. Stock wohne, schon und sehr leicht mit dem Orchester gesungen habe, Sutor ganz entzückt sei u. dgl.. Abends überraschte uns Kripsch (?), sahen ihn 3 Jahre nicht. Ist mit seiner Tochter von 20 Jahren hier. Wir sprachen vom Garten, ich schenkte ihm unsere Bilder und Beschreibung. Mit Therese arbeitete Marie, ich spielte mit Huber und Werner.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).