Juliana; es schneit, finsterer Tag. Im Burgtheater wie am 12., im Kärntnertor-Theater „Maurer und Schlosser“, im Josephstädter Theater „Tanzmeister Pauxerl“. Wegen rauem Wind zu Haus. Krieg hammer nahm Abschied. Mittags allein, Neefe kam; mit Carl sei nichts entschieden, Anstand wegen Privilegium, Fundum instructum und Pensionsfonds. Abends wieder allein.
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Heiter, strenge Kälte, 14 Grad. Im Burgtheater „Edelknabe“, „Laune des Zufalls“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, zum 2. Mal „Wiedergefundene Tochter“ von Petit, im Josephstädter Theater das Gestrige. Schwarz erzählte uns die Gefangennahme des Severin Jaroszynski, Ritter des Annenordens. Kreismarschall von Mogilo, Oberst der polnischen Legion, wegen der Ermordung des Priesters und Professors an der Akademie der Bildenden Künste Plank, 70 Jahre, am Dienstag; wohnte in No. 978. Gestern ½ 4 h wurde Jaroszynski von Traubenberg verhaftet; wohnte im Trattnerhof beim Poller, die Krones und Jäger waren bei ihm. Jünemann, dann Karhan untersuchen ihn. Leugnet hartnäckig. Sein polnischer Bediensteter ist im Spital. Am 5. kaufte Jaroszynski das Tranchiermesser, welches man samt einem Stock blutig bei ihm fand, am Graben beim Nürnberger Markart „Zum Elefanten“ für 33 Gr. Mit uns speisten Schießl, Werner. Nachmittags zu Lethenyey, brachte ihm das Gartentableau mit Haus. Zur Fanny; abends waren Reimann, Fieglmüller, Werner da. Im Spital war des ermordeten Priesters und Professors Plank Leichenbegängnis.
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Strenge Kälte, wie gestern. Im Burgtheater „Johann von Finnland“, Im Kärntnertor-Theater „Alles fürchtet sich“, „Wiedergefundene Tochter“, im Josephstädter Theater „Steinerne Jungfrau“. Früh kam Heberle vom Waisenhaus. Ich schrieb Zettel für ihn und den Aufseher Polsterer, um den Mädchen zu sagen, dass sie beim kleinsten Vergehen in das Waisenhaus abgeholt werden. Der Direktor und Regierungsrat Vierthaler schickte mir das Denkbuch für Waisen, ich ihm die Gartenbilder samt Beschreibung. Nachher kam Schmid; seine Frau sang am 8. als Tancred, gefiel sehr, wurde aber nicht gerufen; nächstens als Emmeline. B(aron ?) Mayenberg schickte mir die Zeichnung jenes Hauses in Rohrau, in welchem Joseph Haydn 1732 geboren wurde. Benedetti besuchte uns; ich schenkte ihm das „Kriegstheater in Deutschland und Italien“ in 4 Blättern Er zeichnete in der Geschwindigkeit den Mörder Jaroszynski. Nachmittags sah ich Kupfer vom Iden. Er überließ mir auf Atlas gedruckt Terpsichore, Melpomene und die Muse der Malerei. Marie blieb, abends kam Huber.
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Strenge Kälte, 15 Grad. Norma, auch die Nebentheater sind geschlossen, jedes erhält vom Ärarium 900 fl. Bürgermusik im Redoutensaal; nichts Bedeutendes, ein paar Musikstücke von Gänsbacher. Früh war der Posamentierer Moritz von Eisenstadt mit Tochter da. Ich gab ihm für Nany 20 fl. und für Heidtel die Gartenschilderung. Mit uns speiste Swoboda. Die Hruschka brachte ihr Dekret vom 5., dass sie 400 fl. pers(önliche ?) Zulage erhielt und nun 2000 fl. habe. Stets allein, spät kam die Ball.
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Beinahe wie gestern. Im Burgtheater „Organe des Gehirns“, der alte Baumann als Gutschaf, spielt um ein Almosen; wurde gut empfangen, sagte Zoten, wurde nicht gerufen; dann „Alte Liebschaften“. Im Kärntnertor-Theater erste italienische Oper, „Amazilia“, im Josephstädter Theater „Tanzmeister Pauxerl“. Am Vormittag schrieb ich dem Grafen. Mit uns aß Dräxler, dem ich „Prinz und Sänger“ von Holbein zu lesen gab; tadelte manches. Fechner fand das Brechen des Urins gut, verschrieb nichts. Ich war bei Fanny. Abends Roller, Huber, Reich, sahen Bilder. Im Kärntnertor-Theater Monelli, Lablache, Méric-Lalande machte nicht viel, wurde mühsam gerufen. Loge 20 fl., im 3. Stock 12 fl., Sitz im Parterre 2 fl., im 4. Stock 1 fl. 12 x, Eintritt Parterre 1 fl.12 x, 4. Stock 40 x, 5. Stock 20 x; viel zu teuer, war nicht voll, alles lau. Ball bei der Geymüller auf 500 Personen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).