Die Kälte lässt nach, Nebel. Im Burgtheater zum 1. Mal „Belisar“, romantisches Trauerspiel in 5 Akten von Eduard Schenk in München; Anschütz trug sehr auf. Dauerte 4 Stunden, gefiel. Im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Fasching in Venedig“; im Josephstädter Theater „Staberl in floribus“. Am Vormittag volle Arbeit mit dem Kassenabschluss; Abänderung der mir zum Schaden gerechneten 300 fl. Meisl erzählte mir, es gehe im Josephstädter Theater schlecht. Carl wüte, die Scheidlin sei in ihn verliebt. Er und Schick haben Carl bei Persa verklagt, der wegen häufiger Klagen sehr aufgebracht. Fechner besuchte uns. Elsler erzählte mir Engels Tod am […, Datum fehlt], alt 51 Jahre, bei Görger. Mittags allein, abends mit Huber, Werner Préférence.
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Heiter, nicht kalt; die Donaupassage ist gesperrt Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Marie“, die Schnitt statt der Heckermann, im Josephstädter Theater das Gestrige. Konzert des Fagottisten Hirth im Kleinen Redoutensaa. Früh schrieb ich dem Grafen, dem Röser durch den Zimmermeister Niener (?), schickte ihm und Schmidberger Ansichten und Beschreibung des Gebäudes , Müller, dem ich selbe auch schenkte, und Swoboda speisten mit uns, samt Werner, Roller, der Bombardier Schreböck (?) von der 2. Compagnie, brachte die Gebäudepartie des Gartens, ist recht gut gemacht; Marie zahlte ihm 14 fl., Schmid brachte verschiedene Papiere von Maroquin, Satinette, Gold und Silber von Spertin (?), 16 fl., Therese ging zu Weinmüller, bei mir waren Fux, Fanny und Huber, bei der Schmirer waren Tanz und Souper von 60 Personen
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Finster, kalt, glatt zu gehen. Im Burgtheater „Edelknabe“ mit der Reichel, „Schüchtern und dreist“, „Vetter aus Bremen“; im Kärntnertor-Theater spielt Mad. Paravicini Violine, dann „Joko“ mit Stempfl. Im Josephstädter Theater „Teufelsmühle“. Mit Jungmann große Konferenz wegen Legitimierung der Kinder. Viele Schwierigkeiten sind zu überwinden; versprach Parere von Advokaten. Mittags allein, abends kamen Fechner, Marie, Huber; spielten mit ihm.
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Nebelreissen, finster, im tiefen Schnee schlecht zu gehen. Im Burgtheater „Belisar“, im Kärntnertor-Theater „Titus“, Hoffmann, ein Anfänger, Waldmüller, Grünbaum. Im Josephstädter Theater „Staberl in floribus“, das Theater ist stets halb leer. Ich bin leider in mein Zimmer gebannt. Mit uns speisten Jungmann, Dräxler, Agnes. Zum Kaffee kam Schießl und brachte Therese ein Kartanl (?) mit der Brükke und Felsenpartie, recht getreu gemacht. Swoboda gab ich eine rote Brieftasche mit Einrichtung eines geheimen Spiegels, 10 fl.. Er hat mein Glashaus geordnet. Holbein schrieb am 19., dass die Schmid eine Gesellschaft gab, dass sie am 27. in Sutors Konzert und am 28. im „Freyschütze“ singt. Des Lembert „Blume von Mull“ nimmt das Comittee für 6 #, welches ich ihm – der uns besuchte – lesen ließ. Ich sandte den Brief an Koch. Abends allein.
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Wie gestern Im Burgtheater „Verwandtschaften“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Castor und Pollux“, im Josephstädter Theater „2 Freunde, 1 Frack“, „Policinello“ Für die Fanny schrieb ich den § 162 wegen der Legitimierung zum Parere. Dem Bombardier Schreböck gab ich 12 Exemplare Gartengebäude zum illuminieren. Mit uns aßen Werner, Ball, Schießl. Nach Tische kam Schmid mit einem Brief vom 20., worin sie schrieb, dass sie in einer Soiree bei Holbein am 19. vor 30 Personen, wobei Nicola (?), Böhm, Rauscher sangen, viermal mit großem Beifall sang. Nachmittags ließ ich Wein abziehen. Dem Lembert übergab ich sein Honorar, plauderte. Huber spielte mit uns.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).