Die Kälte wächst, nicht heiter; [nach Mittag] fing es zu schneien an. Im Burgtheater „Correggio“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Swoboda und der Uhrmacher Focke (?) speisten mit uns. Erst nach Tisch brachte Reimann die 310 fl.. Die Schmirer brachte abends einen Brief der Jeanette, worin sie wegen Schulden klagt und um 30 Taler bittet. Das ist unverzeihlich; die Schmirer schickt ihr nichts. Später spielten wir mit Werner.
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Düster, neuer Schnee. Im Burgtheater „Erziehung“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Castor und Pollux“, im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“. Früh schrieb ich der Jeanette, stellte ihr die Nativität, dass sie nach der Mutter Tod 16.000 fl., die Erbschaften der Tante, des Generals (?), des Bruders anbrachte, und 1000 Taler hat, nicht auskommt. Kletzinski zeigte mir heute seine Skizze von Salzburg. Von Petter kamen heute Mohnbeugeln, Milchbrot, 6 Schinken, 28 Speck, 14 Bouteillen Ratzelsdorfer. Schinken und Speck, 66 Pfund, kosten 42 fl., das Pfund 38 x. Mit uns speisten Ball. Dräxler, Schießl. Hirsch zeigte mir, dass in meiner Krankheit eine Kassendifferenz zum Schaden von 300 fl CM entstand. Abends plauderte eine Weile Lembert mit mir, sprachen von den den Kabalen von Korn und Schreyvogel gegen Holbeins Stück „Prinz und Sänger“, Mark und Huber spielten mit mir.
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Neuer, tiefer Schnee; kalt, heiter, windig, es weht heftig. Im Burgtheater „Flitterwochen“, „Schüchtern und dreist“, übersetzt von Kurländer. Im Kärntnertor-Theater „Klausner“, die Marie Leisring sratt der Heckermann; im Josephstädter Theater „Elise Valberg“. Früh schrieb ich an Czernin um Vermehrung der 2 Theaterbilletts für die Kammerdiener, schickte es dem Schießl. Die Lalande kam von Bologna an. Der arme Kridl ist krank. Der Oberleutnant bei Sommariva-Kürassieren Krieghammer und Werner speisten mit uns, samt Neumann, Peter, dessen Frau sehr gefährlich. Versicherte mich, dass seit 30 Jahren so viel Schnee nicht war; alle Posten bleiben aus. Werner spielte mit uns.
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Dichter Nebel, 13 Grad, alles erscheint frisiert. Im Burgtheater „Schüchtern und dreist“, „Standesproben“, im Kärntnertor-Theater „Goldener Löwe“, „Castor und Pollux“, im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“ Beide Elsler besuchten mich. Neumann und Swoboda speisten mit uns; gab ihnen Parterrekarten. Schmid kam mit einem Brief seiner Frau von Hannover, wo sie am 15. ankam, von Holbein sehr freundlich empfangen und in das Quartier der abgegangenen Koudelka einlogiert wurde. In Braunschweig bei George blieb sie 3 Tage. Abends kamen Marie, Huber, mit letzterem und Therese Préférence.
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Strenge Kälte, Nebel; alles ist in Bewegung um die Stadt von dem ungeheuren Schnee zu reinigen. Im Burgtheater „Mündel“, im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, im Josephstädter Theater „Staberl in floribus“. Ich habe rauen Hals, bin heiser, ins Zimmer gebannt. Dem Leopold Huber gab ich die Gartenschilderung. Mit uns speiste die Ball. Therese endete heute ihre zweite Landschaft. Konferenz mit Porz und Hirsch wegen Aufzahlung der 6% von 312 fl.; wurde nichts, vergleichen sich gütlich. Abends allein, um 8 h ins Bett.
Band 11 (XI.), Seite 38r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).