Heiter, kalt. Im Burgtheater „Lear“, im Kärntnertor-Theater „Marie“, im Josephstädter Theater Einnahme des Kress „Der Wiener Schuster in Damask (?)“, in 3 Akten von Meisl, Musik von Gläser. Früh schrieb ich der Nany, schickte ihr 50 fl., der Rosel 2 ½ fl., dem Traubenberg Perlbeutel, 3 fl.. Um 12 h mit Therese in den Garten, nahmen Goethes Werke in 12 Bänden für Stessel mit herein. Mit uns speisten Schießl, Mayer, Kramer, Raulino; diesem kaufte ich eine Partie um Nussdorf um 20 fl. ab. Camilla besuchte uns, Gruber und die Schmirer spielten mit mir Préférence.
Band 11 (XI.), Seite 35r
10767
1826
12
29
Trüb, gefroren. Im Burgtheater „Schachmaschine“, im Kärntnertor-Theater „Müllerin“, Versuch der Chirurgens-Tochter Emminger (?); missfiel, war immer zu hoch, ohne Takt, wurde mit Anstrengung gerufen; dann „Nachtwandlerin“. Im Josephstädter Theater das Gestrige. Mayer gab ich das Monatsgeld für Karl Fuhrmann und ließ ihn aufkünden. Dem Lissl schrieb ich wegen dem Zentner Wachs; im vorigen Jahr lieferte er 12 Pfund, lassen sich nicht sehen. Dem Swoboda lange Stahlkette 3 fl., 2 Tücheln 7 fl., 2 Münzgulden, 15 fl.. Viele Gratulanten kamen, Pietznigg kam nach 2 Monaten aus Kärnten zurück. Mit uns speisten Fiala, junger Roller, Neumann. Den Stürmer empfahl ich Porz auf seinen Platz. Die Weinmüller’schen spielten mit mir.
Band 11 (XI.), Seite 35r
10768
1826
12
30
Sturm, Schnee, Regen. Im Burgtheater „2 Briten“, „Die Verstorbenen“; im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“. Ich ordnete Neujahrsgeschenke, dem Tschepp Tasse, 15 fl., der Hruschka Crème celeste, Beutel, 10 ½ fl, Assen, Eckl Perlbeutel, der Dini 7 Ellen blauen Percal 7 fl., Fux 12 Ellen schwarzen Taffet 25 fl., Ball ebenfalls 25 fl.. Gurk und Sohn brachten mir 13 Ansichten von Karlsbad, Marienbad und Franzensbrunn, zahlte 60 fl.; sind vortrefflich gemacht. Die Schmid nahm Abschied. Rathmayer überraschte mit einer großen Tasse, prachtvoll auf dem Becher wie ein Panorama die Partie des Gartens mit dem Haus, vortrefflich gemalt. Joseph Biedermann war eben da, der sie auch bewunderte. Abends waren Mark, Werner, Huber da.
Band 11 (XI.), Seite 35v
10769
1826
12
31
Düster, schuhtiefer Schnee. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Müllerin mit Emminger (?), „Fasching in Venedig“, im Josephstädter Theater „Staberls Abenteuer“. Ich fing einen Brief an die Jeanette an; Gratulanten störten mich. Dem würdigen Fechner schickte ich 300 fl., Lembert, S(amuel ?) Biedermann, Hruschka besuchten mich, letztere gab Therese Batisttücherl; plauderten von Carl. Mittags allein, dem Evarist, Fritz Perlbeutel, dem Krebs Kreuznadel 3 fl., dem Carl blauen Beutel mit 2 ½ fl.. Abends brachte die Ball einen Blumenstrauß von Gewürzen, Samen und Früchten gemacht; Erfindung und Fleiß sind zu bewundern. Huber spielte mit uns. So endet dieses unglücksvolle Jahr, in welchem ich nebst meinem Leiden unsere herzensgute Moser, den lieben Wohlfarth und jovialen Axt verlor. LeVasseur wurde heute begraben; starb am 30. Dezember mit 52 Jahren am Schlag.
Band 11 (XI.), Seite 35v
10770
1827
1
1
Tauwetter, finster, sehr schlecht, gefährlich zu gehen. Im Burgtheater „Romeo und Julia“, im Kärntnertor-Theater „Marie“, im Josephstädter Theater „Zauberrose“, „Witwer“, dem Guillemin 10 fl., Grünfeld (?) 2 ½ fl.. Mit herzlichen Küssen gab mir meine geliebte Therese 2 hübsche Gilets; ich gab ihr den elestatischen (?) Ring von Saphir und Brillanten und 20 fl. auf eine Haube. Die Hruschka erfreute mich mit dem neuen Theaterbillett, Härtl brachte Poudre maréchal. Lembert schickte mir seine „Maria Stuart“, ich ihm Tokajer Wein. Der Weber schrieb ich wegen ihrem Leichtsinn einen derben Verweis. Mit uns speisten Ball, Pietznigg, welcher an Holbein schrieb. Dem Freyberger (?) schickte ich einen Perlbeutel. Soiree bei Reimann. Niemand brachte mir ein Geld. Nachmittags und abends ganz allein; unterhielt mich mit Felsenthals Werk. Rindfleisch 17 ½ x.
Band 11 (XI.), Seite 36r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).