Neuer Schnee, nicht kalt. Im Burgtheater „Belisar“, im Kärntnertor-Theater „Gebesserter Lorenz“, im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“. Am Vormittag bei Schenk und Schießl. Vor Tische sah ich Enslers Bilder von Venedig, Rom, Neapel und Pompeji; am besten Venedig. Unsere Gäste Hruschka, Dräxler, Krieghammer. Jungmann erzählte und brachte mir den Pachtvertrag von Lichtner (?), Hruschowsky (?), Carl und Scheidlin vom 15. Februar, geschrieben auf einem 3’ großen Bogen, Stempel 100 fl.: auf 6 Jahre, 15.500 fl., Carl schafft neuen Fundum instructum, rechnet selben mit 4000 fl. jährlich vom Pacht ab. Der Erfolg der italienischen Oper war nicht glücklich; Herabsetzung der Preise auf Loge 10 fl., im 3. Stock 6 fl., Sitz im Parterre 1 fl. 12 x, etc.; sehr vernünftig. Abends kam Marie, Huber und sie; ihrem Pepi schenkte ich Landkarten.
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Die Kälte lässt nach. Im Burgtheater „Flitterwochen“, „Verschwiegene wider Willen“, im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, im Josephstädter Theater „Tanzmeister Pauxerl“. Früh schrieb ich dem Grafen. Schießl, Werner, Neumann, Müller. Nachmittags kam Hirsch, Konferenz wegen der morgigen Sitzung. Später Reimann, geht morgen zu Löhr und Dräxler, bedanken wegen Schönbrunn. Ich ging nicht aus. Dem Mayer gab ich abends Carls Kontrakt, Weinmüller, Huber, Mark spielten. Jeudi-gras-Redoute, nur der große Saal.
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Institutssitzung, Vorschlag eines neuen Protektors, Vergleich mit der blinden Goldmann, Aushilfe an mehrere Mitglieder. Am Vormittag ging ich herum, zur Wohlfarth. Mit uns speisten Jungmann, Mellini. Nach Tisch kam Neefe, große Debatte über Carls Kontrakt. Abends Huber, verlor 45 x.
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Die Kälte lässt nach. Im Burgtheater „Minna von Barnhelm“, im Kärntnertor-Theater zum 2. Mal „Amazilia“, gefiel besser, war voll; im Josephstädter Theater „Tanzmeister Pauxerl“. Am Vormittag kamen ein paar Gärtner; überall Anstände. Zur Fanny, mittags allein. Fechner begegnete ich, fand mich gut. Mit Meisl Konferenz wegen Leopoldstädter Theater und Theater an der Wien; Carl brutalisiert alles. Abends war Huber da.
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Faschingsonntag; heiter, nicht kalt. Im Burgtheater „Alpenröslein“, im Kärntnertor-Theater „Gebesserter Lorenz“, „Wiedergefundene Tochter“, im Josephstädter Theater „Eiserner Mann“. Mit Swoboda machte ich alles ab, wegen der morgigen Entlassung des Branntweinsäufers Brunmüller gab ich ihm das Geld, vormittags mit Jungmann am Graben, Kohlmarkt, zur Wohlfarth, fand Fanny. Huber war im Garten, fand 2 Säufer zusammen. Ball und Swoboda aßen mit uns. Schreböck brachte 6 Gartenbilder, zahlte ihm 15 fl.. Nachmittags zu Haus, Heberle und Polsterer waren bei der Schwitzer, jagten den Mädchen Furcht ein; gab 5 fl.. Abends ganz allein.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).