Veränderlich, Im Burgtheater „Brief aus Cadix“, Justizrat Bayer, dann No. 777. Im Kärntnertor-Theater „Agnes“, im Josephstädter Theater „Räuschgen“. Um 10 h in die Stadt, erwartete den Grafen, reist morgen ab. Er und Johann nahmen Abschied, auch Lembert; zieht Dienstag nach Meidling. Gestern des Claudius Fuljod, Hofrat, Begräbnis; starb am 8. Mai nach längerer Krankheit im 56. Jahr an Zehrfieber. Mittags bei der Wohlfarth, mit Dräxler, Fink. Zur Ball, suchte Gesellschaft. Kaufte auf dem Tandelmarkt für den Michl des Hagmann ein Kleidchen um 3 fl.. Ass Rostbraten im Garten zu den Zwei Tauben; fand meinen Schulkameraden Schrittwieser und angenehme Musik. Bei Therese Hruschka, den Abend allein. Mayer aß mit ihr.
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Schwüler Morgen, nach Mittag Sturm und Regen, kalt. Im Burgtheater „Correggio“, Bayer von Prag als Michelangelo. Im Kärntnertor-Theater 2 Akte von „Gelosia corretta“, dann „Französin und der Rajah“, nach den „3 Sultaninnen“. Im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“. Früh mit den Kindern in den Garten. Nach Tische kam Gned, später Huber mit Pepi, Poldi, Damm (?) mit Tochter und 2 Damen (?), Honegger, welcher sich von der Gesellschaft bei Reimann trennte, wo bei Theodor 20 Personen sind. Sturm und Regen trieb alles in den Saal, wo auch gejausnet wurde. Nach 8 h zur Ruhe.
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Im Garten. Schöner Morgen; der Vögel Gesang begleitete unser Frühstück. Nach Mittag veränderlich. Im Burgtheater Norma, wegen Tod des Königs von Sachsen am 5.; Trauer auf 7 Wochen. Im Josephstädter Theater „Schwarze Frau“, im Leopldstädter Theater „Millionär“. Mittags mit den Kindern, nachmittags mit ihnen zu den Bauten beim Belvedere. Fritsch übernahm Abgrabung der Straße. Sah Frühaufs Blumen und Glashäuser, kaufte 5 Hortensien á 1 fl., 10 Stück zu 5 fl. und einen hängenden Rosenbaum für 3 fl.. Abends durchging ich mit Fanny den Garten, beschlossen die Trauerweide vor der Grotte und jene links an der Brücke auszuhauen. Abends kamen Ritter, Werner und Fritz; Ubald ist sehr schlecht.
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Im Garten. In der Nacht Regengüsse, veränderlich, wurde aber recht angenehm. Im Burgtheater „Isidor und Olga“, Trauerspiel in 5 Akten von Raupach, gefiel sehr. Im Kärntnertor-Theater „Mosè“, im Josephstädter Theater „Räuschgen“. Vormittags ließ ich die Trauerweide an der Grotte und jene links an der Brücke umhauen. Camilla überraschte uns vor Tische. Wir aßen im Zelt. Pünktlich 3 h rückten 40 Waisenmädchen an, unter Vortritt des Heberle und der Oberaufseherin Antonia Kathreininger (?), Tochter Elise, der Aufseherin. Sie unterhielten sich. Therese teilte ihnen Feigen, Butterbrot, Bier aus, die Aufseherinnen, Knoblich, Hermann, 3 Mädchen, Dorner, Marie, Reimann, sie jausneten mit Therese im Sitzzimmer, samt der Fux, Dini, einer Frau und Högler, mit dem ich Mosers Grabstein bestimmte. Knoblich brachte Theresen einen Beutel von Melon- und Gurkenkraut. Der Zug beim Abschied war interessant.
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Im Garten, schöner Morgen. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, Fink Agathe, im Josephstädter Theater „Genieren Sie sich nicht !“, dann zum 1. Mal „Harlekin als Deserteur“, Dekoration und Maschinen von Nipperdey. Im Garten, dann in die Stadt, gegen Mittag zu Peter gratulieren. Sie liegt schon seit 14 Tagen im Zehrfieber, ist kaum zu retten. Er war Landquartier suchen. Vor Tische überraschte uns Kárner nach 9 Monaten mit einem Besuche. Er kann nichts mehr lesen; lässt sich von Jäger am rechten Auge den Grauen Star operieren. Mit uns speiste er und Kridl, nachmittags zu Haus. Traf am Graben die Hruschka im Wagen, nach St. Veit. Sahen den Koloss, Innenlichte 22’ ; wie eine Faust auf’s Auge ! Ins Kärntnertor-Theater, hörte die Fink als Agathe detonieren; die Fatalia des Koch, wegen Gustav 300 fl., der Schwiegervater des August 5000 fl..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).