Trüb, schwül, nachts Sturm und Regen. Im Burgtheater „Hagestolze“, Devrient von Leipzig, geb. Böhler als Margarethe, gefiel, ohne Lärm zu machen, wurde gerufen; dann „Schauspieler wider Willen“. Im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Französin und Rajah“, Garay von Paris. Im Josephstädter Theater „Falsche Primadonna“, mit Kirchner. Therese ging zur Beichte. Ich schrieb dem Grafen des Barbaja und der Torelli Abreise. Payer schrieb, Nany ringe mit dem Tode; schickte ihr 40 fl.. Mit Elsler sah ich in des Fürsten Kapelle den neuen Chor, große Orgel, viel zu stark für den Raum. Kaufte manches, unsere Gäste waren Kridl, Werner, Müller, Krieghammer. Nachmittags in Kridls Gesellschaft in die Jägerzeil, sahen den Bau mehrerer Häuser. In den Prater zum DeBach, der Bajazzo Fiol ist der Beste. Beim Eisvogel aßen wir etwas. Nach 9 h war ich im Garten, Therese fuhr nachmittags mit der Saly hinaus.
Band 11 (XI.), Seite 51v
10927
1827
6
7
Im Garten, Sturm, Regen, kalt. Im Burgtheater „Benefizvorstellung“, „Entführung“; Keller von Hannover als Sachau (?), gefiel, wurde gerufen. Im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, 41.Oper, im Josephstädter Theater „Bräutigam ohne Braut“, „Schiffbruch“. Theodor frühstückte mit uns, berateten wegen Unterschlagen der Hütte zum Kuhstall. Schwarz führte mir Keller von Hannover auf, brachte mir einen Brief von Holbein; reiste am 24. Mai ab. Keller ist ein sehr lieber Mann, der gerne angenommen wird; den „Schlachtbefehl“ und 4 Exemplare der „Männerschule“, weswegen ich morgen dem Schreyvogel und wegen Gastrollen bei Carl dem Lembert schreiben werde. Müller unterhielt alle, auch Stürmer speiste da. Nachmittags kam Professor Czech mit der Aufseherin und 18 taubstummen Mädchen, die Schwitzer Therese, Lisette mit 21 Mädchen, Hauptmann mit Augusta, Theodor, Werner. 2 Stunden amüsierte Müller, dann Jause: Feigen, Guglhupf, Butterbrot, Käse, Salami, Kamp. Bei den Wasserspässen tranken wir Kaffee, nachher großes Hutschen, trotz dem Sturm. Alle sehr vergnügt, erst gegen 9 h waren wir allein.
Band 11 (XI.), Seite 51v
10928
1827
6
8
In der Nacht Gewitter, kalt, am Tage Sturm, Regen. Im Burgtheater „Don Carlos“, Devrient von Leipzig, so-so, wurde gerufen. Im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“, im Josephstädter Theater „Zerstreute“, „Schiffbruch“. Im Garten, ich schrieb und las den ganzen Tag alleine. Der Kuhstall wurde zusammengeschlagen. Mittags allein, wir waren wie Verbannte.
Band 11 (XI.), Seite 51v
10929
1827
6
9
Sturm und Regen wüten fort, Äste vom Tulpen- und Kirschbaum sind abgebrochen. Im Burgtheater „Minna von Barnhelm“, im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, im Josephstädter Theater „Falsche Primadonna“, Kirchner von Frankfurt. Mit uns speisten Schwarz, Keller von Hannover, sprachen von der Schmid; hat hübsche Stimme, ist verlegen im Gehen, gefällt nicht mehr. Mit ihm bis zum Lamm, in Gesellschaft. Ins Burgtheater, leer; Devrient als Franziska, so-so, wurde gerufen. Fand wieder Keller und Schwarz.
Band 11 (XI.), Seite 51v
10930
1827
6
10
Trüb, feucht, kühl. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, Devrient als Ferdinand, Kellers 6. Rolle als Kalb, Aushilfe wegen Krüger; gefiel, aber nicht gerufen. Im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, im Josephstädter Theater „Blaubart“, Schauspiel in 4 Akten. Den Vormittag zu Hause. Rathmayer bekommt freies Quartier in der Fabrik; besuchte mich mit seinem Pepi, schenkte ihm 2 ½ fl.. Gned kam, sprachen von den Schmidschen. Zur Wohlfarth, Tasse mit Devise, 15 fl. In Gesellschaft, mittags allein. Nachmittags mit den Kindern im Garten, die Wohlfarth, August, Janschik mit Welle (?) und Frau, Stubenrauch mit Moritz, Familie Reich, Ball kamen.
Band 11 (XI.), Seite 51v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).