Warm. Im Burgtheater „Vorsatz“, „Maske für Maske“. Devrient und sie von Leipzig. Im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“, im Josephstädter Theater Dlle. Theuer (?) in „Johanna von Orleans“. Im Garten, heute wurde der Kuhstall geendet. Früh brachte ich dem Kreishauptmann Baron Waldstätten die Gartenbilder. Klagte der Fanny die Unarten der Toni. Mit Schwarzer, Jungmann kam ich auf dem Weg zusammen. In der Hütte speisten wir mit der Krieghammer und Keller von Hannover sehr angenehm. Er brachte die Kunde, dass Holbeins Marie am Pfingstmontag den Adolph Lehmann heiratete, welchen sie im vorigen Jahr bei mir kennen kernte, und nach dem Diner gleich nach Preussen reiste. Nachmittags kam Pechwill mit derselben Nachricht und Brief. Keller bat mich, mit ihm zu fahren; er ging zu Costenoble, Hundsthurm No. 100, Konsilium auf Leben und Tod von Schäfer und Lederer über seine Frau Johanna. Blieben im Garten, nach Meidling zu Lembert und Anschütz. Sahen in Hietzing beim Dietrich eine sehr geschmacklose Kettenbrücke. Zur Hruschka, Koberwein war da; in ihrem Tempel regnet es im Plafond ein, noch kein Fenster darin, im Salettl muss man auf dem Boden steigen. In den Schönbrunner Tiergarten, um 8 h zu Haus. Reimann und sie vertrauten mir, dass sie ihr Haus um 65.000 fl. CM verkaufen um jenes bei mir zu bauen, zu wohnen. Ich stimmte ganz ein.
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Mittags heiter, heiß, mittags finster, nach Mittag und abends sehr angenehm. Im Burgtheater „Wirrwarr“, Kellers 9. Rolle als Langsalm, gefiel sehr. Im Kärntnertor-Theater „Gebesserter Lorenz“, „Fasching in Venedig“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Prozessionen in den Vorstädten, mit der Pepi die Altäre ansehen: beim Keglevics, Steiger – sahen seinen Garten, Einsiedelei –; beim Freihaus, Polytechnik, Neu-Wieden, beim Reimann. Mit uns speiste Marie, nach Tische Gned, Fux, Dini, Verney (?). Abends kam der Kreishauptmann Baron Waldstätten mit 2 Töchtern, der Fräule Charlotte Kees (?), 3 Bartenstein und jungem Bartenstein. Sie waren voll Vergnügen, hutschten, ergötzten sich auf der Galerie. Heute schickte ich den Hausmeister um die Kuh, gab ihm 127 ½ fl.
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Früh Regen, trüb. Im Burgtheater „Gabriele“, „Peter und der Ring“, im Kärntnertor-Theater „Gli Arabi“, im Josephstädter Theater Kirchner von Frankfurt in „Primadonna“. Um 9 h in die Stadt, ordnete im Hause Verschiedenes. Auf ein Wiener Mahl luden wir Keller, Hruschka. Nach Tische mit ihr zu Pechwill, plauderte dummes Zeug, sahen die geschmacklos dekorierte Augustinerkirche. In Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater, hörte das 1. Finale, dann ins Burgtheater; leer. Bei Therese Segner. Mayer sagte mir, der Theatersteg werde abgebrochen. Tod der Nany.
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Heiss, nach Mittag Gewitter, Regenguss. Im Burgtheater „Taschenbuch“, „Verräter“, Devrient und sie; im Kärntnertor-Theater „Debüt im Konzert“, „Fasching in Venedig“. Im Josephstädter Theater „Sängerin Montag (?)“, Einnahme des Kirchner von Frankfurt, Quodlibet, „Feuerwerk bei Tag und Nacht“. Früh zu Koch, um Keller zu empfehlen. Später kam der Graf und erzählte, die Batthyány sei wieder und mit dem 3. Mädchen entbunden, dass die Elsler Fanny mit einem Buben entbunden sei, dass Gallenberg selbst sie dem Ehz. Leopold zugeführt habe, er ihr 200 # zur Entbindung zuschickte, dass die Therese in Neapel einen reichen Bankier habe, welcher nach Wien kommt. Dem Schmid schrieb ich einen langen Brief. Mit uns speisten Agnes, Werner. Suchte Gesellschaft, war düster. Ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Gyrowetz, Schwarz, Keller, Kanzler. Begräbnis meiner guten Schwester Anna, abends nach ½ 7 h. Sie starb gestern um ¼ auf 12 h, ruhig. Sie hat ausgelitten. Sie war 1771 geboren, lebte 56 Jahre und hat viel gelitten. Sie ruhe sanft !!!
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Heiss. Im Burgtheater „Räuschgen“, im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Nach dem Frühstück gab mir Therese den Brief von der Nany Tod; er hat mich sehr ergriffen. Noch am Vormittag dankte ich Payer für seine Güte, dass ich die Leichen- und übrigen Kosten bezahle, der Rosel die übrigen 6 fl. schenke, ihr monatlich 5 fl. geben werde; überlasse ihr den Rest der Pension. Ich schloss ihm Zeichnung des Grabsteins und der Grabinschrift bei. Mit uns speisten die Krieghammer, Werner, Kridl. Rotter erzählte mir von Persa wegen Stumpf (?), vom Biringer wegen Missbrauchs der Amtsgewalt. War sehr ernst, suchte Gesellschaft, in den Garten des Unterkämmereramts, ins Burgtheater. Keller zu letzten Mal, der Kaiser, sie, der Kronprinz, Franz und Sophie waren darin. Mit Anstrengung rief ich ihn nach dem 4. Akt und zum Schluss; dankte recht herzlich, sprach von Bitte anknüpfen, ihn einst wieder gut aufzunehmen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).