Regen. Im Burgtheater „Räuschgen“, Lustspiel in 5 Akten. Im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, im Josephstädter Theater „Teufelssteg“, „PolizinellasTod“. Beim Erwachen freuten wir uns, dass Gott uns seit 27 Jahren unter manchen Stürmen und Leiden erhalten hat. Ich fühle mich so glücklich ! Therese gab mir 6 Brustflecke aus Piquet, ein grünseidenes Halstuch; alles freut mich so innig. Von mir hat sie den weißen Shawl. Wir frühstückten im Korridor, zum Speisen kam Fux, Frau, Leopold(ine ?). Nach Tische kam Gned, gab ihm für Kanzler und Zampis auch Bouquets (?). Heute wurde der Kuhstall geendet. Gegen Abend kam Verney; ich besorgte den Fiaker, nahm 2 Rosenbouquets für Haim und Stabl. Sprenger von der Polytechnik konsultierte ich wegen der Kettenbrücke und kamen überein, dass ich 120 fl. CM dazu bestimmte. Um 6 h in Gneds Gesellschaft ins Burgtheater. Keller von Hannover in seiner 7. Rolle als Busch, gefiel sehr, wurde zweimal gerufen. Unterhielt mich gut, plauderte mit Schwarz, Weidmann, Pinterics. Therese brachte ich Erdbeeren und Haselnussgefrorenes, dann Bäckerei.
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Bis 5 h nach Mittags heiter, angenehm; dann von der Lobau her heftiges Gewitter mit Regengüssen. Im Burgtheater „Verwandtschaften“, Devrient als Anton, sie das Gretchen; so-so. Im Kärntnertor-Theater singt die Unger mit der DeVecchi, „Fasching in Venedig“, im Josephstädter Theater zum 1. Mal „Narrheit“ von Castelli, „Harlekin Deserteur“. Im Garten mit den Kindern, Theodor frühstückte mit uns. Wir speisten in der Hütte, bis uns Sturm und Regen vertrieb; Therese war sogar mit auf der Galerie. Im Dache regnete es ein. Hansel brachte abends der Toni Wäsche, von der Fanny sehr elegante Chemisettes, ein Tüchel von der Julie; ein Kleid und andere Chemisettes gab sie früher. Ein Briefchen der Fanny gab Anlass zu Tränen, Diskussionen, einer beinahe schlaflosen Nacht.
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Trüb, schwül, gegen 2 h türmten sich Gewitterwolken auf. Im Burgtheater „Eheliche Probe“, dann Kellers 8. Rolle als Skarabäus in der „Whistpartie“. Im Kärntnertor-Theater „Mosè“, im Josephstädter Theater Kirchner in der „Primadonna“. Im Garten, Theodor frühstückte mit uns. Ich schickte der Wohlfarth Tasse mit Devise und Bouquet, auch Janschik, Koch, dem Kanzler. Der Toni gaben wir rotes Kleid und Vortuch, blaues Kleid, 6 Krägen aus Percal. Therese gab dem Johann einen grauen Spenzer, ihr 3 Ellen blauen Percal. Toni schenkte sie 1 fl., der Saly Schwester einen Zwanziger. Ich am Vormittag in der Hütte, wohin Schießl mit seiner Marie. Therese kam nach, Gned kam auch zum Speisen. Nach Mittag wieder in der Hütte, 3 Gewitter mit heftigen Güssen; der Rosenweg glich einem See. Abends kam Werner, einen Augenblick Reimann.
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Fronleichnam; der Morgen heiter, der Tag sehr angenehm. Im Garten, ich war mit den Kindern in der Kirche. Sprach Kugler (?), mittags in der Hütte, 8 Personen Mayer, Theodor, Werner, Gned. Nachmittags kam Schreböck, zeigte ihm den Garten. Dann Benedetti mit dem Grundbuchverwalter Schlager (?) von St. Florian, brachte mir von Schmidberger „Beiträge zur Obstbaumzucht“, Schwitzer mit Anhang, Familie Damm, die Reimannischen, Ritter, Elsler, welchem ich die Toni trotz aller Bitten mitgab, wegen höchster Unart gegen Lehrer. Therese erzählte mir von den Intrigen der Christine Mayer mit dem Buben Aron (?); fatal für die Schwitzer.
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Schöner Morgen. Im Burgtheater „Ahnfrau“, Devrient von Leipzig als Jaromir. Im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, 46. Oper, im Josephstädter Theater „Narrheit“, „Harlekin Deserteur“. Im Garten, Theodor frühstückte mit uns. Dem Maler Haber 15 fl.. Therese badete, 1½ Zentner Heu wurde gekauft. Wir aßen in der Hütte, nach Mittag kam Dr. Steiger (?), bewunderte, sonst waren wir den ganzen Tag allein.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).