Veränderlich, nicht so kalt. Im Burgtheater „Ernst von Schwaben“, im Kärntnertor-Theater erstmals „L‘ ajo nell‘ imbarazzo“, Oper in 2 Akten, Musik von Donizetti; Berettoni als Buffo, Lalande, Monelli, Lablache. Gewöhnliche Musik, Berettoni gefiel nicht sehr; die Oper wird sich nicht halten. Szabó und sie nahmen Abschied. Früh schrieb ich der Fanny Schenkung ab, zum Schenk, übergab ihm die Schrift, kaufte rote Bänder. Beim Haslinger sprach ich Steiner von Beethovens Testament; hinterließ 7 Bankaktien und 1000 fl. von London, als Fideikommiss für seinen liederlichen Neffen, den Kadetten. Ein Violinquartett war sein Schwanengesang. Haslinger gab eine Einladung zum Begräbnis heraus. In die Bärenapotheke, sprach mit Friedrich Keilmann (?), zum j[ungen ?] Wolfmayer, Jux mit Schwarz. Bei uns speisten Kridl, Müller, Werner; Müller blieb; wir ladeten Poltoni, Tuscher, Huber Ferdinand, Weinmüller, sie, Günser, Huber, Frau, die Resch mit Marie. Bis 6 h unterhielt Müller, später Therese mit den 2 ersteren, ich mit Huber und Mark.
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Heiter, nicht kalt. Früh machte ich einen Aufsatz von Fannys Testament. Nach 10 h brachte Elsler nach längerer Zeit die Pepi. Um 11 h mit Therese in den Garten; Kupferschmied und Ziegeldecker arbeiten, fand Mayer und Theodor. Gab ober dem Keller und meinem Kabinett hölzerne Gesimse an, weil jene schlechten vom Virág herabfielen. Wir führten den hl. Joseph von der Szabó, Christus und Maria von LaRoche hinaus, nebst anderen Porträts, welche Theodor gleich aufhing. Es war sehr angenehm. Mellini speiste mit uns, nach Tische mit ihm zu Beethovens Begräbnis, um 3 h, im Schwarzspanierhaus No. 200. Eine ungeheure Masse von Menschen sammelte sich; der Leichnam stand im Hof. Um ½ 5 h wurde der Leichnam von Musikern getragen, Eybler, Weigl, Gyrowetz, Seyfried, Kreutzer, Hummel trugen Bänder. Viele Lichter. Assmayer dirigierte den Choralgesang. Lange dauerte der Zug in die Kirche, die ganze Glacis war von Menschen voll. Zur Fanny, mit ihr in die Stadt. Abends fand ich Benedetti, Weinmüller, Gruber, später kam Fieglmüller. Bei Reimann war der Kronprinz.
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Trüb. [Im Burgtheater] „Brief aus Cadix“, „Gang ins Irrenhaus“, im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, im Josephstädter Theater Einnahme des Karl Mayer, „Oberon“ zum 5. Mal. Der Wohlfarth zum Geburtstag eine Tasse, 15 fl.; gab sie selbst. Das neue, nur zu elegante Gewölbe des Danninger zieht eine Menge Bewunderer an. August brachte mir mein Interesse , wir sahen in den 3 Stöcken des Hauses von Fries – nun Sina – den prachtvollen Nachlass des Fürsten Hatzfeldt zur Lizitation am 2. April hergerichtet, wunderschöne Sachen ! Mittags mit Therese allein, ließ ihr die Schenkung an Fanny lesen. Gegen 5 h zu Haus, dann zur Marie. Abends war die Schmirer mit Minna, Fanny, Huber und Werner da. Die Jeanette schickte ihren Pass zur Verlängerung, ich gab selben der Schmirer. Therese bekam wieder einen heftigen Anfall von Kälte, Krämpfe; musste nach 10 h noch den Stessel rufen lassen. Nach 1 h Hitze, Kopfschmerzen; elendes Leben ! Früh ½ 5 h Tod des Eduard Guldener von Lobes, Regierungsrat, k.k. Protomedicus, Mitglied der medizinischen Fakultät etc., 64 Jahre, an organischem Fehler der Blutgefässe. Hinterlässt Schulden, führte ein großes Haus, hielt 20 Dienstboten, 7 Pferde. Schuldet dem Fechner 4000 fl. Das Haus in Döbling ist nicht gezahlt.
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Regen. Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Erste Zusammenkunft“, „Wiedergefundene Tochter“, im Josephstädter Theater „Häuslicher Zwist“, „Schiffbruch“. Therese liegt ganz bewusstlos von Kopfschmerzen. Stessel fand sie sehr übel, besorgt den Schlag, ordnete Senf, Bad. Kam mittags und abends, gab ihm Billett. Wie sehr beugt es mich ! Den Vormittag zu Haus, machte dem Roller einen Kontraktentwurf für 1200 fl.. Die Fux und Werner speisten mit mir. Therese schlummerte, ich fuhr in den Garten, die Ziegeldecker arbeiten. Verabredete manches mit Mayer. Weil Hagmann (?) fleißig war, schenkte ich ihm 2 fl 30 x zur Kopfsteuer. In Gesellschaft, Huber, Reimann, sie kamen; Reimann zeigte mir eine Obligation von Festetics zu 12.500 fl., zahlte Interesse, Préférence. Stessel fand abends Therese noch nicht besser. Des Figuristen Jakob Schilcher Tod an Luftröhrenschwindsucht mit 64 Jahren. Ein großer Verlust für die Theater.
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Kalt, heiter. Im Burgtheater „Belisar“, im Kärntnertor-Theater „Erste Zusammenkunft“, „Castor und Pollux“, im Josephstädter Theater „Oberon“. Meine gute Therese schlief wohl etwas, hat aber heftigen Kopfschmerz und Fieber. Die Ärmste kann sich des 53. Geburtstags nicht erfreuen. Mit herzlicher Liebe wünschte ich ihr Besserung, gab ihr 12 Ellen puce Levantin, den Emailring mit Türkis, 50 fl., einen Polster aus rosa Atlas mit Potpourri und eine französische Dose aus Bronze. Stessel, zu Mittag auch Fechner kamen; wenn der Kopf nicht besser wird, morgen früh schröpfen. Früh schrieb ich dem Grafen. Mayer, Dehne, Elsler, Schmid, Gionima kamen gratulieren. Vor Tisch ging ich nicht aus. Marie brachte Theresen einen schönen runden Beutel, mit Gold, grün, kirschrot, speiste mit uns. Therese verteilte an sie, Fux und Fechner die Torte. Die Krieghammer, bei der die Goldmann Therese wohnt, brachte Theresen ein Beutelchen, Schreböck brachte mir 70 illuminierte Gartenbilder, 35 fl.. Nachmittags lesen, abends sah ich mit Huber Kupferstiche. Guldeners Leiche. Rindfleisch 20 x.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).