Trüb, kühl. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, Polawsky als Kalb; im Kärntnertor-Theater „La gelosia corretta“, Oper in 2 Akten von Pacini, mit David, Berettoni, Pacini und Dardanelli; missfiel ganz. Im Josephstädter Theater „Primadonna“. Mellini bekam ein neues Quartier bei Kienast und kündigte auf. Mit uns speiste Kridl, sagte ihm, dass ihm Hofinger etwas öfter anweisen will; er soll nicht mit Fanny dieserwegen reden. Ging spazieren, plauderte mit Weiß von den Schmutzereien, dem Geiz des E(duard ?) Poller. Fand Gesellschaft, Weinmüller, sie. Des Fechner Ubald bekam heftiges Nasenbluten.
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Ein angenehmer Tag. Im Burgtheater „Hotel von Wiburg“, Polawsky als Amtsrat Herbert zum letzten Mal, Hannchen Weick von Preßburg. Im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, Schechners Einnahme, zum letzten Mal, geht nach Berlin, München; abgesagt wegen Lalande, dann „Kätly“ und „Wiedergefundene Tochter“. Im Josephstädter Theater „Freund in der Not“, „Schiffbruch“. Früh kam Schmid, welcher in 8 Tagen nach Hannover reist, deliberierten über manches. Um 10 h holten wir die Pepi ab; sie ist heute 10 Jahre alt, bekam kirschrotes Tuch, 3 fl., blaues Vortuch 2 fl., von der Mutter ledernen Beutel und 2 Paar Handschuhe. Ließen Saly Bier abziehen. Nachher blieb Therese mittags und abends bei der Schwitzer. Roller reiste nach Preßburg, Graz, Triest; hat von Stöger 800 fl.. Ich in Hruschkas Gesellschaft, im den Augarten, Fiedler, Sartory, Schuster, zum Lusthaus. Um 7 h holte ich Therese ab, fand Hauptmann und Tochter. Toni bat um Vergebung. Wir ließen ihr ein Mieder, ein Kleid von rotem Merino und eines von roter Leinwand machen.
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Ein schöner, warmer Tag. Im Burgtheater „Fähndrich“ mit Weber, „Anekdotenbüchel“; im Kärntnertor-Theater „Gelosia corretta“, im Josephstädter Theater „Stieglitz“, leer. Um 8 h mit Sichrowsky nach Meidling in Joseph Biedermanns Garten wegen Aufstellung von Wasserkünsten wie bei mir. Wir durchstrichen den Garten, die Partie des Teiches, die Felsen, Binsenhaus, dann das ganze Haus, Saal, Bibliothek, Wintergarten u. dgl., war um 10h zu Hause. Stürmer und Werner speisten mit uns. Nach Tische mit Lembert auf die Wasserkur, fanden Schießl mit seiner sehr kranken Marie. In Gesellschaft, abends kündete Huber seine Wohnung auf, weil er vermutlich nach Graz kommt. Am letzten Tag ! .. Wir spielten, aber es war sehr still.
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Heiter, warm. Im Burgtheater „Käthchen von Heilbronn“, mit der Weick von Preßburg. Im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, Einnahme der Schechner, ziemlich voll. Im Josephstädter Theater „Rätsel“, „Schiffbruch“, ohne Roller. Gned und Schmid kamen. Um 11 h mit Therese ins Waisenhaus, fand den Regierungsrat Vierthaler im Garten, und plauderte mit ihm eine Stunde recht angenehm. Kostmädchen werden keine angenommen; Hofagent Haymerle (?) löste uns ab. Mit uns speisten Agnes, Marie, Schießl. Nach Tische auf die Wasserglacis, fanden seine Marie, die Tour zum Mondenschein, begegneten Halassy. Zur Fanny, ins Burgtheater; die Weick so-so, wurde im 3. Akt gerufen, von den Gönnern; ist Anfängerin. Plauderte mit Wolfmayer. Therese spielte mit Huber.
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Wie gestern. Konzert des Violinisten Kieninger im Kleinen Redoutensaal, des Pany (?) im Landhaussaal. Im Burgtheater „Wunderschrank“, im Kärntnertor-Theater „Zum Goldenen Löwen“, „Alexander in Indien“, im Josephstädter Theater „Stieglitz“. Neumann ist sehr schlecht, auch Ubald. Ich erwartete den Grafen, dann mit Therese in den Garten. Erhielt noch die Kunde von Neumanns Tod, früh ½ 7 h. Lag bei der Duport; kam vor 8 Tagen krank von der Schmirer und blieb. Focke (?), Stürmer speisten mit uns. Nachmittags Fux, Kwiatkowsky, Imhoff, Reimann, Fieglmüller. Vor 8 h ging alles, wir in die Stadt. Erstes Feuerwerk des Anton Stuwer.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).