Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Kaufmann von Venedig“, macht kein Glück. Im Kärntnertor-Theater „L‘ ajo nell‘ imbarazzo“; im Josephstädter Theater Dr. Schindlers Konzert, Hummel spielt auf Beethovens letzte Bitte; vorher „Vorsatz“. Im Leopoldstädter Theater Schusters Einnahme, „Benefizvorstellung“, aus dem Französischen von Meisl; miserables Zeug, höchtens einige Funken von Witz, war gedrängt. Den Vormittag Steuerfassion. Besuchte Schießl, fand seine Marie sehr übel. Therese speiste mit mir und Neumann. Nach Tische mit ihm in den Garten; vormittags wurden endlich die Ziegeldecker fertig. In Gesellschaft, Huber war da, er besorgt, nach Graz versetzt zu werden. Sahen Köpps „Schlösser“. Mich quälen Husten und Schnupfen.
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Palmsonntag; kalt, trüb. Wegen Husten und Schnupfen nicht aus dem Zimmer. Vor Tische Arbeit. Stessel fand Therese besser. Werner speiste mit uns. Therese gab der Sepherl und Saly 5 Ellen blauen Percal. Pechwill brachte 5 Exemplare von Holbeins „Prinz und Sänger“; dem Schwarz gab ich eines zu lesen. Den Nachmittag allein. Kirchner kam auf ein Pläuschchen, später Huber, die Hruschka, die Ball; wir spielten.
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Heiter. Husten und Schnupfen quälen mich sehr. Früh schrieb ich dem Tschernohlawek Verzeichnisse der Zinsfassionen. Pollack schickte Zweige von 1. Moosrose, 2. Unike (?), 3. Generalis, 4. Schönbrunn, 4. Schwarzenberg. Ich schrieb ihm, dass der Pottendorfer Gärtner Ignaz Holl von meinem Zeug (?) nehme, Natur-, Obst-, Küchengarten, Frühtreiberei, Glashäuser habe. Die Schmirer brachte den Pass der Jeanette, erzählte das Champagnertrinken beim Geringer. Mit uns speisten Schießl, Mellini. Ich ging nach Tische herum, fand Gesellschaft. Fand einen langen Entschuldigungsbrief von Holbein, meistens Worte. Brief vom Grafen; vom Kupferschmied einen Konto zu 80 fl.. Huber, Werner, Therese und ich spielten.
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Heiter, windig. Früh schrieb ich dem Holbein, sehr ernst. Stessel kam. Nach 11 h zum ersten Mal mit meiner guten Therese in den Garten, blieben eine Stunde; es tat ihr gut. Dräxler speiste mit uns. Nachmittags zu Haus, suchte Gesellschaft. Abends kam Tuscher mit Poltoni, Abschied nehmen, später Hruschka mit der Christine, in Lamento über die Höhe ihres Tempels: das Salettl ist 18 Schuh, Fenster 15’; höchst lächerlich auf dem engen Raum !; spielte mit uns.
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Windig, dicker Staub. Früh endete ich Holbeins Brief, legte einen Zettel an das Committee wegen Rauschers Indiskretion, forderte, die 50 fl. von seiner Gage abzuziehen. Ließ alles den Schmid lesen, welcher leider allzu sehr von seiner Frau eingenommen ist. Schrieb einen sehr verbindlichen Brief an Schreyvogel und schloss den „Prinz und Sänger“ ein; Hruschka übernahm die Übergabe, richtete aber leider nichts aus. Um 11 mit Therese und Poltoni in den Garten, zeigte ihr Haus, Garten, Teppich, Theresens Arbeiten, ließ die Wasserkünste machen. Bei uns speisten Krieghammer und Goldmann, Schwarz, Weber, Kridl, Stürmer. Nach Tische zum Morawa, wegen Burgs Kaffeehaus-Befugnis; lange Kommission. Zum Reimann, großes Konzert, Aufstellung der Büste des Kronprinzen wegen seinem Besuch am 29. mit Bellegarde und Graf Tige. Fand Grillparzer, Treitschke, Schmirer, hinter der armen Minna der dekrepierte Poller, Türkes (?) Ritter, Kiss. Um 9 h mit Huber und Werner nach Haus. Bei Therese war Schwitzer Therese; wir fanden noch Marie. Die Hruschka übernimmt ihr armes Mädchen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).