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1076 1800 7 17 Trübe und etwas Regen. Früh spazierten wir auf die Glacis, über die Wien auf einem Laden auf die Wieden. Therese führte ich, trotzdem verlor sie das Gewicht und fiel beinahe in die so stinkende Pfütze des Wienflusses. Zum Guten erhielt ich sie noch und nur mit einem Fuß kam sie hinein. So eilten wir über den Steg zurück nach Haus. Um 10 h kam meine Schwester, ging mit Therese zu Brandl, sie aber allein zu Kilian (?) um 30 fl.. Ich machte einen Besuch in der Theaterkanzlei, plauderte mit Klimbke und Weidmann, kam um 1 h nach Hause und fand da meine Mutter, Schwester und Supper (?) Nany als Braut. Therese war so herzlich und gut zu ihnen, schenkte der Schwester den schönen Musselin, 1 Paar neue Schuhe, auch der Supper und Nany neue Handschuhe. Nach Mittag kam die Barany, später die Weidmann und fuhr mit Therese ins Kärntnertor-Theater. Ich erwartete meine Mutter und Anhang, Wokurka und Dauer (?), nahm die Barany mit und gingen alle zusammen ins Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, dann „Waldmädchen“. Therese als Schmiedin Margareth sah sehr gut aus und gefiel besonders. Nach dem Stück ging ich ins Camarin und mit Therese auf’s Parterre. Lange blieben wir aber nicht, es war zu warm. Um 10 h lagen wir schon. Band 03 (III.), Seite 3r
1077 1800 7 18 Kühl, aber sehr windig. Früh gingen wir zum Stubentor hinaus, an der Wien zum Belvedere. Therese zeigte ich zum ersten Mal die Bildergalerie, welche sie sehr unterhielt. Erst um 11 h kamen wir zum Frühstück; da besuchte uns Mimi Smitmer, später Pepi Umlauf. Therese sang mit ihr eine Arie aus „Camilla“; sie speiste mit uns. Nach Mittag kam meine Schwester und ging mit mir ins Burgtheater zu „Soliman“. Therese sang besonders gut und hatte eine außerordentliche Stärke. Meistens war ich auf dem Theater; Weidmann lobte Therese ungemein. Königlich freute mich dies und ich war sehr zufrieden, besonders, da Jagemann mit Schulz auf dem Parterre war. Mit Therese fuhr ich nach Hause. Im Theater sprach ich Graf Carl, er kam heute an. Band 03 (III.), Seite 3r
1078 1800 7 19 Früh um 8 h ging ich zum Grafen, war mit ihm bis um ½ 2 h beschäftigt, teils wegen der Vermählung, teils auch wegen Rechnungen. In Preßburg entstand vorige Nacht eine Feuersbrunst, in der auch des Grafen Haus abgebrannt sein soll; dies veranlasste ihn, auf der Stelle nach Preßburg zu fahren. Mit uns speisten die Nany und Eckhart. Nach Tische fuhren wir zu Hitzinger und von da mein Weib, Mutter, Schwester und Eckhart über den Grünberg nach Hütteldorf, sahen uns Quartier an und mussten uns leider den Spaß, in Hütteldorf zu wohnen, vergehen lassen, die Kosten und Ungemächlichkeit sind zu groß. Eckhart zeigten wir die Zimmer, den Garten, jausneten, besuchten die Aubauer (?). Nach 8 h fuhren wir zurück und gingen ins Kärntnertor-Theater zu „Cesare“; es war 9 h und wir hörten noch das Finale. Meine Schwester blieb auf einige Wochen in Hütteldorf, zur Luftveränderung. Band 03 (III.), Seite 3r
1079 1800 7 20 Um 7 h gingen wir spazieren auf die Bastei, begegneten dem Grafen Brown, welcher mir gratulierte; dann durch die Stadt und frühstücken. Ich blieb den Vor- und Nachmittag zu Haus, Therese ging zum Braunmüller – Daniel – gratulieren. Nany speiste mit uns und fuhr nach Tische wieder nach Baden. Therese und ich gingen in den Prater, schlichen herum, soupierten beim Einsiedler, ließen uns wägen, Therese wog 165, ich 155 Pfund. Abends um 7 h erhob sich ein gewaltiger Sturm. Um 9 h gingen wir zurück; im Kaffeehaus am Roten Turm aßen wir Gefrorenes, um 10 h kamen wir nach Hause. Band 03 (III.), Seite 3v
1080 1800 7 21 Gestern spät brachte Carl die Nachricht, dass heute wegen Ankunft des Braun „Cesare“ sei. Wir beschlossen also, nach Baden zu fahren, fuhren mit einem Fiaker um 7 h weg und waren um 10 h in Baden. Der Empfang war so halb und halb, besonders als die Mutter die gestochenen Ohren sah. Wir – Therese und Nina und ich – machten uns aber bald aus, sahen den Casinosaal, das Theater, den Bau des neuen Redoutensaals, den Bau des Vauxhall im Park, den Ursprung – „der leidenden Menschheit gewidmete Wohltat der Natur“ -, das Dunstbad. Elsler fanden wir im Theater bei der Probe; er begleitete uns, gingen in Wetzlars Garten, in den Park, zum Speisen. Nach 3 h fuhren wir, waren um 5 h wieder in Wien und zahlten 5fl. 30 x. In Matzleinsdorf hörten [wir] den Jammer der Mutter, dass sie den Bruder der Sepherl zum Militär nehmen wollen. Die Saal versprach, sich des Bruders annehmen zu wollen. Band 03 (III.), Seite 3v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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