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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1061 1800 7 2 Früh kühl, abwechselnd Regen. Um 7 h standen wir auf; ich frühstückte mit besonders gutem Appetite. Weil Therese heute – und zwar zum letzten Mal – mit der albernen Mutter zur Monarchin geht, so kam die Agnes früh zum Frisieren; dann die mir so fatale Rotter, welche aber zu meinem Vergnügen bei der Mutter blieb und ich sie gar nicht sah. Um 10 h wurde pompös zur Monarchin gegangen. Scheurich schickte ich in die Dietrichsteinsche Kanzlei zu Wokurka, dann zu Liebisch, den Wechsel einzukassieren. Ich unterhielt mich mit Schreiben und Lesen. Therese kam nach 12 h nach Hause. Heute endlich kam sie vor. Eine Viertelstunde sprachen sie mit der allerliebreichvollsten Landesmutter. Sie sagte zu Therese: „Verflucht hoch singen Sie, ich habe manchmal Furcht, wenn Sie hoch singen und zittere fast. Sie bleiben stets beim Theater; Baron Braun will Ihnen auch recht gut, schon öfters sprachen wir von Ihnen. Ich versichere Sie, was in meinen Kräften steht und ich für Sie tun kann, das geschieht gewiss.“ Eckhart war gerade bei mir, als Therese kam. Sie hatten Heimlichkeiten, vermutlich wegen meinem Geburtsfest, denn nach Mittag schrieb ihm auch Therese. Nach Mittag um ½ 4 h fuhr die Mutter mit Nina nach Baden; da gab’s Weinerliches, Therese und ich beurlaubten uns von ihr. Scheiger und Barany, auch Salieri kamen. Ich war allein, da kam mein Bruder und um 6 h Therese mit Scheiger, und brachten mir die angenehme Nachricht, dass Pfersmann sich mir empfehlen und mir sagen lässt, dass ich nun beide Hoftheater frei habe. Abends waren wir allein; um ½ 10 h legten wir uns und schliefen recht gut. Band 03 (III.), Seite 1r
1062 1800 7 3 Früh um 7 h – wir lagen noch – brachte uns des Bartls Weib einen Brief von meiner Mutter und 2 Laib Milchbrot; zum Frühstück versuchten wir selbes gleich. Dann kam Eckhart, welchem Therese eine niedliche Brieftasche von ihrer Arbeit, mit 12 Stück Bancozetteln zu 1 fl. auf ihre eigene edle Art gab; es schien ihn zu freuen. Zugleich lud sie ihn auf Sonnabend zum Mittagessen ein; dies nahm er an. Später kam Braunmüller, blieb eine Weile. Dann schickte ich durch Scheurich dem Scheiger 300 fl., Patsch kam beim Essen und aß mit uns. Nach Tisch besuchten uns Scheiger und der Störr. Agnes kam mit Therese und hatten gedruckte Leinwand auf ein Kleid gekauft. Scheiger besuchte Therese und brachte ihr goldene Ohrstingeln. Abends kam Nuss (?) und stach Theresen die Ohren, welches ziemlich schmerzhaft war. Den ganzen übrigen Abend waren wir allein; um 10 h legten wir uns; die Nacht war gut. Band 03 (III.), Seite 1v
1063 1800 7 4 Erst um 8 h stunden wir auf. Um 10 h ging Therese zu Stessel, Kampf und Szilinska. Ich arbeitete, las und war allein. Eckhart besuchte mich; wir sprachen von der üblen Lage des Staates und des Krieges. Nach 12 h kam Therese voll Kopfschmerzen. Sie trank bei der Szilinska Kaffee, netzte noch eine Zeitlang; wo ich zu Tische ging, legte sie sich. Ich aß allein, nach Mittag arbeitete und las ich. Kampf und Frau besuchten uns. Therese lag, musste im Burgtheater in „Molinara“ spielen. Um ½ 6 h kam Agnes, frisierte sie, die Sepherl fuhr mit ihr ins Theater. Ich blieb allein. Nach 9 h kam Therese mit der Versicherung, dass sie trotz der vielen Schmerzen sehr rein sang und vielen Beifall erhielt. Um 10 h legten wir uns und hatten beide eine unruhige Nacht. Band 03 (III.), Seite 1v
1064 1800 7 5 Mein Geburtsfest. Therese schenkte mir den Rest ihres Kleides auf ein Gilet und ließ mir in mein Beinkleid ein Billett stecken, das ich zerriss, im Wahne, es sei ein Scherz. Die Ärmste hat immer noch heftiges Kopfweh. Vormittag waren wir allein und beschäftigten uns mit Lesen und dem Häuslichen. Klimbke besuchte mich vor Mittag. Wir plauderten lange mitsammen und er erzählte mir verschiedene Neuigkeiten vom Theater. Mittags speiste Eckhart bei uns; er blieb bis 4 h; wir zeigten ihm alle unsere Schätze und so unterhielten wir uns. Die Tony der Barany kam und blieb den Nachmittag. Therese, welche nichts aß und immer im Bette lag, schenkte ihr einen niedlichen Fächer. Auch die Brandl besuchte uns zum ersten Mal und blieb bis ½ 9 h. Um 7 h kam Oeppinger und verschrieb. Ich gab Theresen zweimal ein, schrieb bis 10 h; dann legte ich mich. Die gute Therese leidet immer noch sehr. Ich schlief besser als vorige Nächte. Band 03 (III.), Seite 1v
1065 1800 7 6 Ein schöner, angenehmer Tag. Therese musste den ganzen Tag liegen; sie befindet sich wenig besser. Außer einem kleinen Besuch von Eckhart waren wir den ganzen Tag und Abend allein. Der Nany schrieb ich nach Baden, und mitunter Reime als Antwort auf die mir gestern geschickten. Nach Mittag erlaubten wir der Sepherl auszugehen, und so war bis 8 h außer Therese und mir niemand in der Wohnung. Wir unterhielten uns mit Plaudern, Lesen und Rangieren. Um 11 h kam Nany aus Baden; wir schliefen schon. Band 03 (III.), Seite 1v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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