Heiter, nicht warm. Im Burgtheater „Entführung“, „Zerstreute“, im Kärntnertor-Theater „Alexis“, „Clary“, im Theater an der Wien „Hussiten“. Früh zu Kárner, in No. 361. Schrieb an Therese, den Grafen, Kridl und Werner aßen mit mir. Nach Mittag fand ich beim Jüngling Vladár, Mutter, Toni und Pepi. In den Prater, sahen die Vögel, die Botokuden in der Schaukelhütte. Jausneten bei Wagner Kaffee und Bier, gingen bis 8 h spazieren. Dann ich allein zum Igel, sprach später Kike, nach Hause.
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Es trübte sich. Im Burgtheater „Turnier zu Kronstein“, mit Sophie Müller. Im Kärntnertor-Theater „Fräulein vom See“, im Theater an der Wien „Abgebranntes Haus“ und Quodlibet von Lewin. Den Vormittag zu Hause, ins Diana-Bad. Gestern mittags 12 h starb der gute Ignaz Ullmann, ganz ruhig. Wie sehr schmerzt mich sein Verlust ! War erst 44 Jahre alt, leistete so viel und war so gut. Er hinterlässt einen Bruder Franz und Schwester Paumer (?) mit Nichte. Ich erhielt diese Trauerpost von Fierhabers Vetter Philipp Schmidt (?), welchem ich dem Bayer (?) empfahl; schrieb es Therese. Erwartete mittags Jungmann, welcher bei Gyurkovics seine 12.000 fl. erheben sollte. Jungmann fuhr nach Hietzing, ich aß von der Schwann (?). Nach Mittag zum Begräbnis des siebenbürgischen Kanzlers Samuel Graf Teleki, 83 Jahre. Einsegnung in der Reformierten Kirche, Rede des Hausknecht an dessen Bahre; die Funktion währte bis 6 h. Mit Klingmann in den Garten. Die Heidtel Therese mit einem lieben Mädchen begegnete uns schon im Rückwege. Wir saßen in der Hütte, bis es dämmerte. Dann ich ins Kärntnertor-Theater, plauderte lange mit Greipel von Kaunitz, dass sich unter seinen Schriften Kontrakte von Gleich und Swoboda fanden. Ließ die Hausmeisterin mit den 3 Kindern gehen und gab ihnen 3 fl..
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Veränderlich, es trübte sich, regnete ein paarmal, nur wenig. Im Burgtheater „Jude“, im Kärntnertor-Theater wieder die „Zauberflöte“ mit Sigl und Sontag. Im Theater an der Wien „General Schlenzheim“. Den Vormittag zu Hause, schrieb an den Grafen, welcher heute von Piestyan zurückkommt, an Therese. Gestern und heute haben wir Holz, der Klafter 39 fl. 30 x. Sprach vor Mittag Kike, ging zum Reimann speisen, Kárner speiste mit mir. Begegnete Massberg, welcher wirklicher Hauptmann und beim Festungskommando in Ofen angestellt ist. War im Garten, dann im Theater an der Wien. Fand Seitz mit Vadász, über welchen er vor 2 Tagen so sehr schimpfte. Dann kamen die Reimannischen. Dem Kupelwieser schrieb ich wegen der Möbel, 479 fl. Begräbnis des guten Ullmann in Hietzing.
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Heiter. Im Burgtheater „Unglückliche Ehe“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Heftige junge Frau“, im Theater an der Wien „Freyschütze“, mit Sontag von Prag, welche samt der Tochter mit 18.000 fl. reine Einnahme und 6 Wochen Reisen engagiert sind. Den Vormittag zu Hause, schrieb an Therese, den Grafen, dann zur Marie. Vor Tische besuchte ich den Reinl, welcher wegen eines Zahngeschwürs mehrere Tage nicht ausging. Zu Reimann speisen mit Röser, welcher morgen abreist. Nach Mittag in den Garten. Außer der gewöhnlichen Gesellschaft kamen die Kühnelschen, beide Schwägerinnen, Greipel mit Baptist Langer. Die Pastorstochter Schroll fiel von der Hutschen und zerschmetterte das Geländer, sonst war alles lustig. Um 9 h in die Stadt.
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Trüb. Im Burgtheater „Testament des Onkels“, die Lembert zum ersten Mal als Pauline, dann „Oberst“, im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, die Sontag Rosine. Im Theater an der Wien „Freund in der Not“, dann Tourniaire mit seinen Seiltänzern. Die Hruschka schrieb und entschuldigte sich, dass sie die Therese in Baden nicht besuchte; ich antwortete mit Salbung. Ich schrieb Therese, an den Grafen. Expedierte den Leopold [Schifter ?], welcher morgen nach Preßburg reist. Speiste mit Axt bei Wohlfarth, welche von Baden hereinkamen. Der Etzelt Lisette ließ ich den Brief der Hruschka und meine Antwort lesen, und sprachen von Augusts Heiratsanträgen durch Albert bei der Dittmann (?) in Hütteldorf. Der Putz und Betragen der Mutter verscheucht alle. Nach Mittag in den Garten. Dann ins Burgtheater; wirkte mit zur guten Aufnahme der Lembert, sie gefiel sehr, wurde brillant gerufen und dankte mit gewöhnlichen Ausdrükken. Dann ins Theater an der Wien, leer, die Seiltänzer sind brav, machten nichts Neues. Fand Marie und die Kupferischen. Die Wien stinkt so stark, dass einem übel werden kann. Castlereaghs Tod.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).