Peter und Paul. Kühl, trüb, gegen Mittag wurde es heiß, blieb aber so gewiss kabich (?). Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, im Kärntnertor-Theater „Gazza ladra“, im Theater an der Wien „Eiserne Jungfrau“. Wir frühstückten mit Reinl in der Hütte, dann arbeitete ich. Gegen 10 h mit Therese in die Florianikirche, hörten das Amt, fanden den Rospini, welcher mit uns in den Garten ging und sich an der umfassenden Aussicht ergötzte. Wir aßen allein mit Kridl in der Hütte, dann kam Neumann, welcher mir erst seine Obligation über die 300 fl. brachte und sagte, dass heute Duport nach Karlsbad gereist sei; dann Seitz, welcher erzählte, dass Letsch die Rumpelmayer Susi geheiratet, morgen mit ihr in den Garten kommt und Konzipist bei der Okkupationsarmee in Neapel sei; dass Lamberg am 26. am Nervenschlag gestorben sei, 82 Jahre alt war und den größten Teil seines Vermögens der Gesellschaft adeliger Frauen bestimmte, die Galerie aber der Akademie. Wohlfarth, Massauer, Eberle mit Anhang, die Bandini, welche mit Koberwein nach Mödling zieht, der aufdringende Schönfeld, Evarist und auch andere. Der Mondabend war so schön, Therese und ich saßen allein bis 10 h vor dem Hause.
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Des Morgens trüb, Regen, ganz umzogen. Der Barometer fällt. Im Burgtheater „Letztes Mittel“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Joconde“, im Theater an der Wien „Freyschütze“, anstatt Rosner Hambuch (?) von Stuttgart, anstatt Forti – welcher in Pest und von Barbaja für 2 Monate Urlaub 5000 fl. empfing – Seipelt. Wir frühstückten in der Hütte, dann Therese im Regen in die Linienkapelle. Ich schrieb an den Grafen. Neumann, Mili, Benelli mit Tochter, Ball, Jeanettl, Andres, Dräxler sind zum Speisen geladen, davon blieben aber wegen Wetter Jeanettl und Andres wegen Dienst aus. Nach Mittag kamen viele junge Leute, Seitz mit Letsch und der jungen Frau Susi Rumpelmayer, welche morgen nach Neapel reisen. Ich freute mich, sie so gut aussehend zu finden. Er ist Hofkonzipist und steht sich auf 5000 fl. Münze Zusammen ins Theater an der Wien, Seipelt wand sich so durch; der Tenor ist auch nicht viel, obwohl er vorgerufen wurde. Dann mit Andres in den Garten schlafen.
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Windig, heftiger Nebel. Im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Schweizermädchen“; David ist unpässlich, sonst wäre „Zelmira“. Im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“, Maurer und sie von Stuttgart gefallen nicht sehr. Nach dem Frühstück mit Andres in die Stadt, zur Ball. Ordnete zu Hause meine Bücher, zahlte, expedierte mehrere Geschäfte. Gegen 12 h zur Armassi, zum Bau des Josephstädter Theaters, der Dachstuhl ober der Bühne steht schon, die Maurer werfen an. Dann zur Vladár und in den Garten speisen. Therese bekam heute ein Direktionsdekret vom 21. Juni, dass sie bis Ende April 1824 ihre kontraktmäßigen 2000 fl. fortbezahlt bekommt – da ihr doch am 1. Mai 1823 3000 fl. zugesichert sind ! – und dass dann wegen ihrer normalmäßigen Besoldung der Vertrag vorzulegen sei, was wieder lästige Schreiberei verursacht. Wir aßen trotz dem Wind allein in der Hütte. Zum Kaffee kam der seltene Gast Schießl, dann Kridl, Jeanettl, Caminada, Fux, Aspelmayer, Dessauer mit der Charlotte Müller und ihren Mädchen. Alles blieb bis 9 h; zum Schluss ärgerte mich der Lump Hausmeister, welcher betrunken um 10 h nach Hause kam. Rindfleisch statt 22 ½ jetzt 20 x.
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Kühler, starker Wind. Im Kärntnertor-Theater „Gazza ladra“, im Theater an der Wien „Cäsario“, Maurer und sie. Reinl frühstückte mit uns in der Hütte, wo ich dann den ganzen Vormittag arbeitete, an den Grafen schrieb und einen Aufsatz an die Direktion machte, welchen die Fux dem Fuljod zeigt. Die Wirtin Tonerl vom Fuchsen kam vor Mittag, die Sepherl mit Zeitungen und Komödienzetteln. Kridl speiste bei Reinl. Ziegler speiste mit uns in der Hütte, ist mit halbem Gehalt – für 38 Jahre und 7 Monate – pensioniert, bekommt 1900 fl. und klagt bitter, dass die halbe Pension die Gläubiger beziehen. Nach Mittag kamen Etzelt mit der Baumann, die Liesi mit Cesari, dann die Reimannischen mit Dessauer, Mayer und Andres. Der Abend auf der Galerie war sehr angenehm.
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Ein heisser Tag, es trübte sich [mittags], kein Lüftchen regte sich. In der Nacht wütete ein Sturm. Heute ist „Singspiel am Dach“, „Margaretha von Catanea“, im Theater an der Wien „Ahnfrau“, Maurer von Stuttgart. Der schöne Morgen lockte uns mit Andres auf die Galerie, frühstückten und unterhielten uns, beim Josephstädter Theater das Aufstellen des Daches zu sehen. Nach 7 h in die Stadt, mit Andres zur Ball. Arbeitete zu Hause, mit Kridl, Schießl, Neefe in die Kunstausstellung der Akademie, bewunderte Fischers, Steinfelds, Peter Kupelwiesers Werke etc.. Dann mit Kridl in den Garten, aßen in der Hütte. Ich las und schrieb, am Abend kamen Wohlfarth, Fux, Reinl mit dem Hofmeister Suchy, später die Reimannischen.
Band 10 (X.), Seite 50v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).