Veränderlich. Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Kiaking“, im Theater an der Wien „Gunst der Kleinen“, hat derbe Sachen, dann Seiltänzer des Tourniaire. Früh fuhr Therese in den Garten. Ich hörte Wächters Predigt, sprach einen Augenblick Kike, dann auch in den Garten, speisten in der Hütte. Jean schrieb der Nany, dass ihm 3 Buben gestorben sind, nun 5 Mädchen habe, Babette 8 Jahre, Lotte 6 ½ Jahre, Julie 3 ½ Jahre, Nany 2 Jahre, Resi ¾ Jahre. Erstere ist bei Meissner, Nany hat einen gebrochenen Arm. Nach Mittag große Gesellschaft, Seitz, Reimann, August, Albert mit den Kaltnerischen (?) von St. Marx, Fieglmüller, viele junge Leute; spielten bis ½ 10 h, dann gleich ins Bett. Der Graf schrieb, er fahre heute nach Pottendorf, dann gleich nach Wien; dies bestimmte mich, früh in die Stadt zu fahren.
Band 10 (X.), Seite 56v
9152
1822
8
19
Kühl, heiter. Im Burgtheater „Porträt der Mutter“, im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“; die Seidler – geborene Wranitzky – als Rosine, singt im 2. Akt Variationen von Caraffa. Im Theater an der Wien „Wald bei Hermannstadt“, Rösner Almerich, Herbst Elisene, ohne Angabe, woher. Reinl und Andres kamen zum Frühstück. Uum 8 h in die Stadt, erwartete den Grafen bis ½ 2 h vergebens, speiste dann mit Therese allein. Nach Mittag zu Hause. Die Ball besuchte uns und brachte ein Perlhalsband für den Bonbon. Kramer von Brünn ist nun hier als Ratsprotokollist bei der Obersten Justizstelle angestellt, war mit dem Grafen in Piestyan. Abends ging ich mit Therese spazieren, dann ins Kärntnertor-Theater, ziemlich voll. Die Seidler sang die Cavatine ungemein schön, weniger gelangen ihr die Variationen; in den Konzertstücken drang ihre Stimme nicht durch. Sprach mit Kupelwieser, Neumann, Michel. Im Garten fand sich Gesellschaft, welches mir leid tat. Therese war den Abend allein.
Band 10 (X.), Seite 56v
9153
1822
8
20
Ein schöner Tag, es war ein schöner Abend. Im Burgtheater „Bürgerglück“, im Kärntnertor-Theater „Tancred“ mit Unger und Sigl. Im Theater an der Wien Seiltänzer des Fourneaux, „Gunst der Kleinen“, Lewins Quodlibet. Den Vormittag immer zu Hause, erwartete immer den Grafen, war bei Kárner. Therese ging baden. Mittags speisten Kramer von Brünn und Neumann bei uns. Der Graf kam von Pottendorf und ich musste mit ihm bei Wittmann (?) speisen. Mittags nach Hause, fand noch alle am Tische. Therese ging spazieren, ich mit Neumann zur Treitschke und brachte ihr das Tableau der Franziska DeCaro für ihre Betti, worüber sie sehr erfreut war. Dann ins Theater an der Wien, plauderte mit Horschelt, Neefe, Wille von Graz, der Römer, sprach dann Kike.
Band 10 (X.), Seite 56v
9154
1822
8
21
Warm. Im Burgtheater „Advokaten“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Kiaking“. Im Theater an der Wien „Opferfest“, Sigl von München. Früh zum Grafen, plauderte mit ihm vom Fürsten und Vinzenz. Fuhr mit der Reimann und Dessauer zu Herrmann, kaufte Suppentopf 6 fl., 12 Teller 12 fl, Geschenk 2 fl. Therese gab Lektionen, mittags speisten Kridl, Wille, Kárner, Kramer mit uns. Nach Mittag in den Garten. Aspelmayer, Jeanettl kamen, blieben bis 8 h. Dann ins Kärntnertor-Theater, gefiel nicht. Plauderte mit dem Grafen, Seng, welcher man das Quartier nimmt und kein Quartiergeld gibt; wie ungerecht ! Heute kam die Nachricht von Lord Castlereaghs am 12. früh erfolgten Tod, nach einer Krankheit von 4 Tagen. Er schnitt sich in North Cray Montag früh in seinem Umkleidezimmer im Morgenanzuge die Halspulsader ab, ließ den Dr. Bankhead (?) rufen, sprach einige Worte und fiel tot in seine Arme.
Band 10 (X.), Seite 57r
9155
1822
8
22
Warm. Im Burgtheater „Jugend Heinrichs“, „Mann von 40 Jahren“, im Kärntnertor-Theater „Graf Armand“, Rauscher, Mosevius von Breslau Wasserträger. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Carlos Romaldi“, Drama in 3 Akten aus dem Französischen von Vogel; gefiel, aber leer. Den Vormittag beim Grafen. Jungmann speiste bei uns; der Taxator Giller ist wegen Schulden entsetzt. Nach Mittag in den Garten; die Fux, Baber, Lissl, Segner (?) und Schreibers kamen erst spät. Dann ins Kärntnertor-Theater, Mosevius übertrieb, hat wenig Stimme, missfiel. Hörte von Kupelwieser, dass Barbaja gestern, ohne Duport abzuwarten, nach Mailand abreiste.
Band 10 (X.), Seite 57r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).