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Anzeige von 9181 - 9185 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9181 1822 10 2 Wie gestern, warm. Im Burgtheater „Ersatz“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Margarethe“, im Theater an der Wien „Timur“ Oglu Klingmann. Früh kam der Sitzaufschließer vom Josephstädter Theater, brachte 15 Sitze. Ich schenkte ihm einen neuen Gulden und erfreute damit Seitz, Kárner, Hassaureck, Jungmann, Reimann, den Arzt Jäger, Wohlfarth und Schießl. Den Vormittag arbeitete ich zu Hause, Therese und mich quält ein unmäßiger Schnupfen. Mittags speiste Kridl da. Nach Mittag Therese zur Fußer, ich sprach Resch. Abends in die Generalprobe im Josephstädter Theater, mit Mellini, Kridl, fand Römer, Fieglmüller etc. Die Probe wurde zweimal gemacht, ging sehr schlecht. Das Publikum war sehr zahlreich, wurde hinausgetrieben, kam wieder; sehr merkwürdig betrug sich der Polizeidirektor. Um ½ 10 h mit Neefe nach Hause, da wurde erst das „Bild des Fürsten“ angefangen Band 10 (X.), Seite 60v
9182 1822 10 3 Trüb, dann heiter, warm; der schönste Mondabend. Im Burgtheater „Cid“, von Collin nach Corneille, Trauerspiel in 5 Akten; vor dem Anfang „Gott erhalte !“. Im Kärntnertor-Theater „Cora“, Oper in in 3 Akten, Mus[ik] von Simon Mayr und Weigl, Dekor von Janitz, De Pian und Gail, auch „Gott erhalte !“. Im Theater an der Wien „Timur“, Klingmann als Oglu. Früh arbeitete ich zu Hause. In No. 361, ließ meinen Schreibkasten in den 1. Stock herabtransportieren. Schrieb an den Grafen, beantwortete seine Briefe, worin er mich versichert, dass ich nicht zweifeln soll, dass er meiner im Testament gedenken wird; dass ich ihm nie Wuchergeschäfte proponierte, sondern ihm abgeraten, dass er Therese gerne die Spieluhr schenken würde und sie ihr für 200 fl. überlässt, welches sie und mich sehr freute. Ich ließ selbe gleich herüber tragen und vom Uhrmacher Stelzig aufstellen. Blieb den Nachmittag zu Hause, sprach Kike. Dann mit Wohlfarth und Seitz zur Eröffnung des Josephstädter Theaters, von Kornhäusel gebaut, Baumeister Hildwein, Zimmermeister Wissgrill, Maschinist Adam Roller, Bildhauer Högler, Maler DePian, Gail und Neefe. Sehr voll, gingen in der Piaristengasse hinein und kamen so bequem auf unsere Plätze. Die Hofloge war mit rotem Samt und Silber dekoriert. „Weihe des Hauses“ in 1 Akt, Musik von Beethoven, er dirigierte selbst. „Bild des Fürsten“, ebenfalls von Meisl, Musik von Drechsler, Dekor von den ersten Malern Wiens. Loge 8 fl., Parterre 1 fl., Sitz 1 fl. 30 x, 2. Galerie 36 x, Sitz 1 fl. 3. Galerie 18 x. Neben meiner saß Kárner, hinter mir Hassaureck, der nach dem 1. Stück nach Frankfurt abreiste. Zum Erstaunen ging Beethovens Musik – welche er selbst dirigierte – gut; ebenso gelang die Aufführung. Hensler, Beethoven, Meisl, Kaiser, Blumenfeld wurden gerufen. Alles verließ vergnügt das Theater. [Im Kärntnertor-Theater] gefiel die Cora trotz der schönen Musik und der guten Aufführung doch nicht, und zwar unverdient. Am 1. verstarb in München die Sängerin Campi am Entzündungsfieber, im … [Altersangabe fehlt] Jahre. Band 10 (X.), Seite 60v
9183 1822 10 4 Warm, trüb, dann heiter. Im Burgtheater „Cid“, gefiel so-so, langweilte; Anschütz spielte, wie man eine Lektion aufsagt. Im Kärntnertor-Theater „Pächter Robert“ und „Kiaking“, im Theater an der Wien „Timur“, davor „Gott erhalte !“. Im Josephstädter Theater das Gestrige. Den Vormittag zu Hause, schrieb an Hensler, empfahl ihm Siehs und Frau, schrieb an den Grafen. Reinl kam und bat mich um 300 fl. auf 6 Wochen, welche ich ihm auch gab. Mittags mit der Nany allein, sprach die Ball wegen Kontrakt. Um 5 h mit Therese, Fux, Dini, Kridl und der Kettel ins Josephstädter Theater. Das Gestrige, war nicht sehr voll, aber ein schönes Publikum. Alles gefiel, doch es wurde niemand gerufen. Sahen die Credenzen, bediente die Damen mit Gefrorenem. Unterhielten uns recht gut, das Theater samt Gefrorenem 15 fl. Im schönsten Mondabend gingen wir nach Hause. Gestern speiste Wellington beim Fürsten im Garten, 18 Personen. Band 10 (X.), Seite 61r
9184 1822 10 5 Im Burgtheater „Erinnerung“. Rügers 1. Debut als Wardamm, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, wegen Unpässlichkeit der Grünbaum, Im Theater an der Wien „Timur“. Therese und ich leiden an Kopfschmerzen, sie musste sich legen. Den Vormittag zu Hause. In No. 361, ließ manches arrangieren; wie fatal das Umsiedeln ! Schrieb dem Grafen – welcher sich als unwissend äußerte, dass Franz und ich Wein haben – mit gerechter Aufzählung meiner Leistung, und dass er mich ohnehin im vorigen Jahre von 10 auf 6 Eimer herabsetzte. Den Franz überschüttete er abermals mit Gunst- und Gnadenbezeugungen. Mittags allein, nach Mittag zur Vladár, mit Kridl und ihnen in den Liechtensteingarten, fanden ihn sehr angenehm und besucht. Ich ins Burgtheater, Rüger gefiel, mir nicht; wurde nach dem 3. und letzten Akt gerufen. Fand Wohlfarth, der eine Freude hatte, dass es im Josephstädter Theater leer sein soll. Zum 3. Akt ins Kärntnertor-Theater, fand Seitz, mit Andres nach Hause. Band 10 (X.), Seite 61r
9185 1822 10 6 Ein schöner, warmer Tag, nach Mittag trübte es sich, ein Sturm erhob sich, regnete wenig, blieb aber kalt, windig. Im Burgtheater „Turnier zu Kronstein“, Rüger als Knappe Stürmer, Im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, im Theater an der Wien „Timur“, im Josephstädter Theater zum letzten Mal die beiden Stücke der Eröffnung. Früh quälte mich der Hörr wegen 60 fl., dann kam Sachs, Tschernohlawek. Arbeitete, später zu Ball, wegen Taffet für die Nany auf den Kohlmarkt. Mittags bei Wohlfarth mit Kridl, Koch, welche die Szene der Weissenthurn referierte. Nach Mittag in den Garten, Reimann, Fieglmüller, Dessauer, die Störk Lotti, Benedetti, Reinl, Caminada mit Wessely, Besenböck; waren alle zusammen in der Hütte, lachten, sprachen von der Aufkündung des Anschütz, seinen Sottisen gegen die Direktion, seinem nachlässigen Spiel im „Cid“, dass er die Worte „Man kann mich auf mein Leben unglücklich machen; aber meine Ehre lasse ich mir nicht rauben !“ in die Loge donnerte, von dem Sturm der Weissenthurn am Freitag in der Probe der „Erinnerung“, weil man ihr die Rolle des Franwell (?) in „Taubstumme“ sandte; sie sagte dem Dietrichstein „Sie ruinieren das Theater, misshandeln alle !“ Band 10 (X.), Seite 61r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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