In der Früh Nebel, dann heiter. Im Burgtheater „Gasthaus zur goldenen Sonne“, Lustspiel in 4 Akten, von Clauren, missfiel. Im Kärntnertor-Theater „Die Gefangene“, „Margarethe“. Im Theater an der Wien das Pferdespektakel „Timur, der Tatarenkhan“, romant[isches]. Melodram in 3 Akten, übers[etzt] von Seyfried, Mus[ik] von Seyfried. Um ½ 6 kam ich an, fand mein liebes Weib im Bett, zog mich aus, um zu ruhen. Wir plauderten ein paar Stunden, die Nany kam auch heraus; mit Therese beim Augenarzt Jäger, der ihr Besserung versicherte. Dann fing ich an, manches in Ordnung zu bringen. Therese teilte die kleinen Geschenke aus; meine ganze Reiserechnung samt den kleinen Geschenken beträgt 663 fl. 21 x. Therese gab ich ein schönes Nadelbüchsel, ein Messer und ein Besteck. Ich schrieb an den Grafen und mein Tagebuch. Wohlfarth und Kridl besuchten mich vor Tische. Speisten mit Nany auf dem Balkon und fuhren dann gleich in den Garten. In den Garten kam Wohlfarth, bekam ein Tarockspiel, 1 fl. 40 x, sie und Tony Nadelbüchseln, 1 fl. 30 x, August Barbiermesser 1 fl.. Dann fuhren wir in den Prater, die Pirutschfahrt des Kaisers mit Alexander zu sehen; sie speisten im Lusthaus. Später kamen Aspelmayer mit Marie, Rösner mit Familie und Fux, dann Kridl. Dann nahmen sie im Zelt eine Jause. In die Stadt, ich ging ins Kärntnertor-Theater, leer. Sprach Kike, dann ins Bett, war sehr müde und schläfrig. Während meiner Abwesenheit brachte Kreisel die letzten 2 Tableaux, 50 fl..
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Trüb, nach Mittag heiterte es sich aus.Im Burgtheater „Silberne Hochzeit“, im Kärntnertor-Theater „Fräulein vom See“, im Theater an der Wien „Timur“. Den Vormittag zu Hause, arbeitete. Vor Tische mit Kridl zum Josephstädter Theater, nähert sich der Vollendung. Die oberen Galerien sind samt Einrichtung der Bühne sind fertig, und wird sehr elegant. Zu Vladár, fand alles wohl. Mittags speisten wir mit Nany und Jungmann auf dem Balkon. Nach Mittag fuhren wir in den Garten. Die Reimannischen mit der Kühnel kamen. Ihm gab ich einen gefassten Gemsenbart, 5 fl., ihr mythologische Tarockkarten, 1 fl. 40 x. Neefe kam, später Athanassievics. Gegen 7 h ins Theater an der Wien, der Kaiser erschien mit ihr, dem Franz und Napoleon. Beim Menuett fielen die Foureaux und Tourniaire. Ins Kärntnertor-Theater mit Seitz, sprach Kike einen Augenblick.
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Trüb, mittags wurde es heiter. Im Burgtheater „Gasthaus zur goldenen Sonne“, Im Kärntnertor-Theater Konzert der Brüder Bohrer, Violine und Violoncello, dann anakreontisches Divertissement; im Theater an der Wien „Timur“. Früh zu Hause, dann zu Michels Requiem bei St. Joseph von den Karmelitern; die Gesellschaft von der Wien führte Mozarts Requiem auf. Ich kam neben Mayr, Michels Schwager und Fenini. Hock (?) kündigte mit sein Gewölbe auf, sehr unangenehm. Der Nany gaben wir 80 fl.; nebst ihr speisten die Agnes und der junge Putz da. Nach Mittag in den Garten, die Reimannischen, die beiden Laucher, Reimann, Seitz und Feronce kamen. Die Reimann war sehr empfindlich, dass ich gestern vor der Kühnel Evarists unanständiges Betragen rügte. Um 7 h ins Kärntnertor-Theater, Kupelwieser schickte mir eine Eintrittskarte. Schrieb wegen dem Kontrakt der Ball; sie kam selbst wegen Veränderung, dass sie nur im Kärntnertor-Theater singen darf. Sprach ihm im Theater wegen Bezahlung des Reimann, welche er bis zum Neuen Jahr versprach. Fand Lebel, welcher mit Gittig kam. Dann ins Theater an der Wien, plauderte mit Neefe, Mayer, Resch.Therese war den Abend mit der Nany.
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Trüb, nach Mittag und abends Regen. Im Burgtheater „Essex“, die Lembert Elisabeth. Im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, im Theater an der Wien das Pferdespektakel „Timur“. Früh zu Hause, dann in No. 361; sprach mit Gittig, Lebel, machte Weinberechnungen; wegen Möbel Inventarien, ist sehr übel. Um 12 h mit Froon, Kanzler (?) ins Josephstädter Theater, Roller führte uns herum, gefiel sehr. Mittags speisten Kárner, Kridl, Stessel, Kupelwieser, Neumann mit Emilie da. Kupelwieser brachte der Ball Kontrakt, welchen ich ihr abends übergab; von 1. Oktober bis 1. Dezember 1824 mit 800 fl., ohne weitere Verbindlichkeit. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen. Abends war ich im Kärntnertor-Theater; leer.
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Heiter, nach Mittag Regen, trüb, abends rauer Wind, stürmte. Im Burgtheater „Lohn der Wahrheit“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Clary“, im Theater an der Wien „Timur“ Den Vormittag zu Hause, mit Gittig und Lebel beschäftigt; schrieb an den Grafen. Neefe speiste da, ging nach Mittag mit ihm und Seitz zur Grundsteinlegung, oder vielmehr Schlussteinlegung des Josephstädter Theaters, 4 ½ h. Roller schickte 2 Billetts. Architekt Kornhäusel, Baumeister Hildwein, Zimmermeister Wissgrill, Maschinist Adam Roller. Das Entrée war mit rotem Samt dekoriert, der Stein liegt hinter der Kassa. Eine große Versammlung fand sich ein. Ich fand Kornhäusel und Jäger mit den Frauen, Moser (?) mit der Frau, Korntheuer, Meisl. Hensler war so artig mich zu ersuchen, den Akt mit zu unterzeichnen und drei Schläge zu machen. Nachher bewirtete Reischel reichlich und gut die ganze Gesellschaft. Gegen 7 h ward das Theater durch den Kronleuchter von 16 Lampen schön beleuchtet und es begann die Produktion der Dekorationen, von Neefe, Gail und DePian; manche sind besonders schön. Um 8 h ins Kärntnertor-Theater. Pisling sagte mir, die Seng liege schon wieder. Sprach nachher Kike, dann nach Hause. Therese ließ Sepherl und Rosel ins Theater an der Wien gehen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).