Nebelreissen, kalt. Im Burgtheater „Merope“, im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, „Margarethe von Cataneo“, im Theater an der Wien Einnahme des Fritz Demmer, er spielt den Timur. Den ganzen Vormittag zu Hause, beantwortete des Grafen knickerischen Brief sehr trocken, über alles antwortete ich. Mittags speisten Nany und Kárner mit uns. Ich sagte ihm des Grafen Schmutzereien, dass er dem Hausknecht statt 44 nur 38 fl. geben will, welches er nicht annimmt, gehen will. War den Nachmittag zu Hause, sprach Kike. Abends ins Kärntnertor-Theater, sprach Patera, Fuljod; sahen den Kaunitz in seine Loge schleichen, blieb aber zurück Die Rosel kam durch Zufall zum Begräbnis der guten Kathi Königstein, welche im 49.Jahr an der Wassersucht starb. Wie sehr erschütterte mich die Nachricht ! Von der Theaterdirektion erhielt Therese das Dekret, dass sie im künftigen Jahr 3000 fl. Gage bekommt. Sie war am Abend zu Hause und unterhielt sich mit der Spieluhr.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Buchstab“, „Essighändler“, Rügers 3. Rolle. Im Kärntnertor-Theater „Blaubart“, Im Theater an der Wien „Timur“, im Josephstädter Theater „Falsche Primadonna“. Am Vormittag zu Hause, in die Direktionskanzlei, wegen des Dekretes zu danken. Fand Mosel, Schreyvogel, Treitschke, waren sehr artig und fanden es nur billig. Mittags bei Reimann mit der Klingmann, nach Mittag mit ihr und der Störk in den Garten. Bei Therese speiste die Moser, Nany, Agnes, nach Tische kam Schießl zu ihr; seine Marie ist krank. Er malte mir ein Bild, welches ich mir ansehen soll. Dem Wohlfarth produzierte ich unsere Spieluhr. Im Garten bis ½ 6 h, dann ins Josephstädter Theater. Bekam die Loge No. 2 und nahm für Kárner und mich Sitze im Parterre, zusammen 15 fl. Ganz voll, Blumenfeld spielte und sang brav, sah gut aus, gefiel. Im vollen Parterre fand ich viele Bekannte; der Reimann kam mit der Moser und Therese; die Reimann und Lottel führte ich in die Credenzen und unterhielten uns gut.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Cid“, gefällt nicht, war leer. Im Kärntnertor-Theater „Geheimis“, „Margaretha“, im Theater an der Wien „Timur“, im Josephstädter Theater „Falsche Primadonna“. Am Vormittag zu Hause, schrieb an den Grafen und Vinzenz wegen Wohlfarth. War in No. 361, übergab die Wäsche der Köchin Konradin und ordnete manches. Kárner, Kridl, Schießl, Hölzel von Linz und Sohn speisten bei uns. Schießl erfreute mich mit einem Bild von seiner Arbeit, die Kirche von Gerlsdorf in Mähren, dem Grafen Wrbna gehörig, vorstellend; ist mir sehr wert. Die Hausmeisterin vom Garten kam, jammerte, dass sie kein Quartier bekommt und ein Gewölbe für 140 fl. hätte; ich schenkte ihr also 35 fl. Der Rosel kaufte ich ein rotes Tüchl für 5 ½ fl. Nach Mittag mit Therese, Kridl, Reimann und Störk Lotti zu Türkes (?), in den Volksgarten, sahen den Portikus des Corti, Tempel, Katakomben. Mit Kridl zur Vladár, dann ins Josephstädter Theater voll, fand Roller, Löhr, Resch, Kettel mit Seng, viele Bekannte. Therese blieb bei der Nany.
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Kalt, windig. Im Burgtheater „Corsen“, im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, mit Röckle, im Theater an der Wien „Timur“, im Josephstädter Theater „Joh[ann] von Wieselburg“. Den Vormittag zu Hause, in No. 36, ins Eisenhändlerhaus, sprach Seng. Hölzel mit Sohn, Streitfort, Schießl, Wohlfarth speisten mit uns, viel Lärm. Therese war bei Reich, ich schrieb an den Grafen, erfreute mich an Schießls Bild. Sprach nach Mittag mit Kike. Dann ins Leopoldstädter Theater, zum 2. Mal von Bäuerle „Aline - Wien in einem anderen Weltteil“, Zauberoper in 3 Akten, Musik von Müller. Außer 3 Musikstücken und Tänzen von Rainoldi ist nichts daran. Nur Raimund und sie hielten es. Voll, war bei Lampi und Korn. Therese hatte die Moser und Kölbel bei sich.
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Kalt. Im Burgtheater „Ein Mann hilft dem anderen“, „Grüner Domino“, „Vorsichtiger Brautwerber“, im Kärntnertor-Theater „Die Gefangene“, „Alfred“, im Theater an der Wien „Timur“, heute zum 11. Mal. Den Vormittag zu Hause, mittags mit der Nany allein. Nach Mittag mit Therese zu Reimann. Der Reimann gratulierten wir und gaben ihr ein Kreuz von Rutin palais (?), 60 fl. Therese blieb, ich ging in den Garten, wohin ich einen Spiegel, Tisch, Türen, Pflaster führen ließ, 2 fl bezahlte. Abends ins Theater an der Wien; Demmer, Klingmann zum 11. Mal als Oglu, jedes Mal 50 fl. Teilte Rosen aus, fand Neefe, Fußer, Kike. Im Nachhause gehen Regen. Therese bei der Moser.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).