Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 9126 - 9130 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9126 1822 7 24 Warm, heiter. Im Kärntnertor-Theater letzte italienische Oper „Corradino“, tacite Benefiz für Chor und Orchester. Sitz dem Kridl. David und Mombelli reisen in der Nacht ab, auch Botticelli mit Bassi. Im Theater an der Wien „Freyschütze“, die Sontag von Prag als Agathe. Den Vormittag beim Sina, in No. 361, schrieb an Therese und den Grafen. Mittags mit Kridl. Kaufte 52 Ellen Leinwand für 68 fl. 30 x., die Elle 1 fl. 24 x. Nach Mittag zur Ball, dann in den Garten. Im Theater an der Wien volles Haus, gefiel sehr. Die Sontag von Prag als Agathe, gefiel mir bei dem einfachen Gesang weniger. Sprach Neumann, welcher heute unter Gottdanks Dolmetschung den Barbaja wegen meinem Entrée ersuchte, welches bei Duports Rückkunft zusagte. Mit Joël ins Kärntnertor-Theater, nicht außerordentlich voll, aber zum Ersticken heiß. Die Einnahme hat kaum 3400 fl. betragen. Zum Schlusse welsches Wüten; David erschien viermal, anstatt dass Botticelli, Bassi und Ambrogi gerufen wurden. David und Mombelli reisen in der Nacht, auch Botticelli und Bassi. Band 10 (X.), Seite 53v
9127 1822 7 25 Trüb, dann sehr heiß; heute ist die Hitze am größten. Im Kärntnertor-Theater letztes Konzert des Flötisten Drouet von Paris, dann „Alle fürchten sich“ und ankreontisches Divertissement des Taglioni. Im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“, die Maurer von Stuttgart, er der Strahl. Früh arbeitete ich zu Hause, schrieb an den Grafen und Therese, welcher ich ihre Schwärmerei für Hruschka und Fanny verwies. Sprach Botta, aß mittags allein. Nach Mittag zur Ball, in den Prater mit Kridl, erwarteten den Leichenzug des FZM Jerome Colloredo, welcher erst nach 6 h von der Landstraße ankam, geführt vom Stadtkommandanten FZM Sommariva, ad latus Louis Liechtenstein, Coburg, Hessen-Homburg, Bakony; 12 Kanonen, gefeuert wurde im Prater. Hitze und Staub waren gleich unerträglich. Was die Mannschaften und der Mann im blanken Harnisch mag ausgestanden haben, wünsche ich nicht zu erfragen. Die Generaldechargen geschahen vis-à-vis von den Kaffeehäusern. Der Prater war voll von Menschen und Equipagen. Um 7 h ins Kärntnertor-Theater, sehr voll. Dieser hohe, impertinent blonde Drouet entzückte und überraschte, es schien, als ob 3 bliesen. sprach Kupfer und Ball, dann müd ins Bett. Der Herzog von Cambridge kam hier an. In Madrid sind des Königs Garden zusammengehauen worden, ist eine in Madrid selbst ausgebrochen; der König verloren. Diese Revolution nimmt den Gang der französischen. Band 10 (X.), Seite 53v
9128 1822 7 26 Anna. Sehr heiß, es trübte sich [nach Mittag], von allen Seiten stiegen Gewitter auf. Im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, Sontag von Prag Rosine. im Theater an der Wien „Caspar der Thorringer“. Feuerwerk „Ninnas Zauberspiegel“. Früh zu Hause, schrieb an Therese und den Grafen. Gratulierte der Fux und brachte ihr eine Kette, 20 fl., dann Ball das Musseline, 10 fl., und rot eingearbeitetes Kleid, 20 fl.; alles machte Freude. Speiste von der Schwann (?), sehr teuer. Nach 5 h in den Prater, leer, fand Kárner beim Paperl, plauderte mit ihm. In die große Allee, fand Kupfer und Marie, ließ ihnen Gefrorenes geben. Gingen nach 8 h auf den Feuerwerksplatz, welcher sich nicht füllte, aber für das schlechte kleine Feuerwerk viel zu voll war. Andres samt seinem Freund gingen mit uns nach Hause. Band 10 (X.), Seite 53v
9129 1822 7 27 Veränderlich, unerträgliche Hitze. Im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Die Alpenhütte“, Oper in 1 Akt von Konrad Kreutzer, er selbst dirigiert; dann „Heftige junge Frau“. Im Theater an der Wien „Waise aus Genf“, mit Mad. Maurer von Stuttgart; zwischen den Akten sang die Sontag. Den ganzen Vormittag zu Hause, schrieb an Therese und den Grafen, der Nany, sie soll mir schreiben, was sie schuldig ist und mit der Rosel in den Garten kommen. Kárner aß mit mir ganz allein. Nach Mittag zur Ball, welcher man den Kassabogen abnahm; schrieb an Kupelwieser und Neumann. Wegen Maulwurfsfänger in den Garten, gab ihm 5 fl., er fing nichts. Gegen 7 h kamen Stabl und Frau, Haim, Prosky und Freundin, blieben und unterhielten sich teils im Zelt, teils in der Hütte bis 10 h. Dann zusammen in die Stadt. Band 10 (X.), Seite 53v
9130 1822 7 28 Warm. Im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Wilhelm Tell“, mit Maurer aus Stuttgart. Früh schrieb ich an Hess von Sina wegen Treitschke, an Therese. Dann zur Marie und speisen zum Wilden Mann. Nachher gleich in den Garten, erwartete die Billeteure. Nur 2 kamen, dann Fux mit Anhang, Krieghammer mit den Wollerischen (?), Bandini, Cesari. Die Lembert brachte einen Brief vom Grafen. Spät erst kamen die Reimannischen mit Anhang. Alles war sehr lustig. Mit Haim sprach ich über die Kosten der italienischen Oper und den großen Verlust von den übermäßigen Gagen. Am 13. April wurde die erste italienische Oper – „Zelmira“ – gegeben. Die höchste Einnahme war 3800 fl, und zwar die erste Oper, die letzte Einnahme 3400 fl. Rossini und sie – Colbran – hatten nebst Her- und Rückreise, samt freier Wohnung und garantierten 2 Einnahmen monatlich über 1600 fl. Münze, David nebst allem Obigen auch Einnahmen über 700 fl., Mombelli 666 fl. 40 x, Nozzari 500 fl., Ambrogi 600 fl., Eckerlin 500, Botticelli und Bassi jeder 450 fl. Die Gagen der Italiener samt 800 fl. Zins betragen monatlich 6266 fl., ohne Reisegeld, und nun will man dem Opernchor und Orchester für so viele Plage jedem 25 fl. WW geben, das ist doch schändlich ! Band 10 (X.), Seite 53v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b