Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 9111 - 9115 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9111 1822 7 9 Ein schöner Morgen, nach Mittag öfters trüb, windig, der Abend war schön. Im Kärntnertor-Theater „Richart“ allein,dem Kridl das Billett. Im Theater an der Wien vermengt beide Pantomimen des Lewin, seine Tochter tanzt ein Quodlibet, dann „Der Prinz kommt“. [Billett] dem Reinl. Im Garten, wir frühstückten mit Reinl auf dem Rosenberg, dann arbeitete ich in der Hütte, schrieb an den Grafen. Kridl kam, brauchte ihn zu mehreren Kommissionen, zum Warsow, Traubenberg, Fußer; besorgte die „Zelmira“ im Quartett für den Grafen, später kam Agnes mit Krieghammer, welche mit uns speisten. Tschernohlawek schickte Sad (?) und 1 Eimer roten und 1 Eimer weißen Wein. Dann Wohlfarth, Gießer, Suchy vom Fürsten Schwarzenberg, die Reimannischen; wir sprachen von der Arretierung des Kaunitz, der Heirat seiner Tochter mit dem jungen Károlyi, welche am 26. in Austerlitz sein soll, von der Niederlage mit Metternich bei der Libeschitz in der Weihburggasse, dass Traubenberg 54 Mädchen zusammenfangen ließ, dass nun Guglielmi die Kriminaluntersuchung pflegt, dass Kaunitz vor dem Magistrat mit dem Gesetzbuch unter dem Arm erscheint, dass er leugnet, außer Scherzen, Küssen, spanischen Tobak geben, Potchambre halten und dergleichen etwas mit Mädchen unter 14 Jahren vorgehabt zu haben. Gestern stürzte sich Heinrich von Nikelsberg, 53 Jahre alt, in die Donau. Band 10 (X.), Seite 51v
9112 1822 7 10 Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Musikalische Akademie“, dann das verunglückte Ballett „Heftige junge Frau“ von Taglioni. Im Theater an der Wien „Faust“, Maurer und sie von Stuttgart, Ruhberg (?) als Wagner. Wir frühstückten auf dem Rosenberg, dann schrieb ich an den Grafen. Speisten in der Hütte mit Wohlfarth, Axt, Streitfort, Kridl; Jux wegen der Badner Fahrt. Nach Mittag kam Csiba (?), mit Dr. Szontag von Forgács, brachte Briefe vom Grafen aus Piestyan, die Wohlfarth, Gießer, Reimann. Streitfort erzählte, der k.k. Rat und Zahlmeister Heinrich von Nikelsberg habe sich Montag abends bei der ehemaligen Rasumofsky-Brücke in die Donau gestürzt, sei gleich aufgefangen worden, war aber schon tot. Bis heute findet sich ein Kassaabgang von 369.000 fl. Seit 1813 soll der Abgang herrühren. Ging ins Kärntnertor-Theater, leer. Abends wegen der morgigen Audienz in die Stadt; die Ball ging mit in die Stadt. Band 10 (X.), Seite 51v
9113 1822 7 11 Ein heisser Tag. Im Kärntnertor-Theater sollte „Elisabeth“ sein, wegen der Colbran „Gazza ladra“. Im Theater an der Wien „Eiserne Jungfrau“. Therese und Fux hatten Audienz beim Kaiser, waren schon vor 7 h bei ihm. Er empfing sie äußerst gütig, sprach von ihrem Vater, ihren Diensten, sie blieben eine Viertelstunde bei ihm. Saal, Ziegler, Weinmüller, Daurer (?) waren vom Theater da, zusammen 104 Audienzen. Erst gegen 12 h kamen sie nach Hause. Ich war wegen dem Grafen, welcher nach Wien zu kommen wünscht, beim Hofrat Kárner, wegen der 3 Widder beim Sina, verlangte 600 fl.. Schrieb an den Grafen einen langen Brief von der Dummheit, in die Vorstadt zu ziehen, von Kaunitz’ Untersuchung durch Spangler und Guglielmi, seinen 2 Jägern. War im gräflichen Hause, sprach Kike. Mittags speiste Dräxler mit uns, nach Tisch kann die Richart, sprach viel Dummes. Um 4 h in den Garten. Die Charlotte Müller kam mit ihren Schwestern und Mädchen – 18 –, später Seitz, Parisot, die Reimannischen, DeVenne. Es wurde weißer Wein abgezogen. Wir unterhielten uns recht gut. Band 10 (X.), Seite 51v
9114 1822 7 12 Ein schöner Morgen, aber die Stadt liegt im Nebel. Im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Heftige junge Frau“, im Theater an der Wien „Freyschütze“, Hambuch von Stuttgart. anstatt Schröder die Hornik. Im Garten, wir frühstückten mit Reinl in der Hütte und fuhren um 9 h in die Stadt, arbeitete, schrieb an den Grafen von der Revolution, welche in Spanien ausgebrochen; der König ist wegen seiner Korrespondenz mit Frankreich arretiert. Sprach die Reimann, speiste mit Knoll bei Wohlfarth, sprachen von Kaunitz und Theaterbau. Nach Mittag wegen dem Maulwurfsfänger in den Garten. Er fing nur einen, einer entkam, der Draht brach. Ich saß ganz allein vor dem Hause, las, gegen 6 h kam Reinl, setzten uns in die Hütte. Um 9 h in die Stadt, Kridl sprach die Lazar, Unzufriedenheit mit allem. Ass etwas im Bierhaus von Geissler. Therese ordnete für Baden. Band 10 (X.), Seite 52r
9115 1822 7 13 Früh Regen, dauerte einige Stunden; mittags heiterte es sich aus. Im Kärntnertor-Theater zum letzten Mal „Elisabetta“, im Theater an der Wien „Fridolin“, Müller von Brünn, Maurer und sie von Stuttgart. Im Leopoldstädter Theater Schmolka (?) von Breslau zum letzten Mal in „Johann von Wieselburg“ als Hieronymus, Johanns Freund; gefiel im Ganzen sehr. Frühstückten auf dem Balkon. Im Dach des Josephstädter Theaters sind schon die Ziegel eingehangen. Den Vormittag arbeitete ich zu Hause, in No. 361, erwartete Aigen vergebens. Therese speiste mit Fechner bei der Moser, ich bei Wohlfarth mit Dräxler und Fink. Ging nach Mittag in den Garten mit Kridl; kein Maulwurf wurde gefangen. Abends ins Kärntnertor-Theater, blieb einen Akt, dann mit Michel ins Bierhaus. Band 10 (X.), Seite 52r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b