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Anzeige von 9136 - 9140 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9136 1822 8 3 Stürmisch, doch heiter und öfters Regen. Alle Regen geben nichts aus, die Blätter fallen von den Bäumen wie im tiefsten Herbst; der Garten gewährt keinen angenehmen Anblick. Im Burgtheater „Indianer in England“, statt Koch Lembert, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, mit Mlle. Sontag. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Schöne und Hässliche“, Original-Lustspiel in 4 Akten von Ziegler, Maurer von Stuttgart als Lord Fitzharris, sie als Miss Molly; Früh schrieb ich Theresen, sprach Aigen, arbeitete in No. 361. Speiste mit Kridl bei Seitz, samt Hoffmann. Dann in den Garten und ins Theater an der Wien, ziemlich voll. Dem jungen Roller, welcher von München kam, gab ich 2 englische Mous[selin ?] Tücher, 6 fl., weil ich ihm bei seiner Abreise etwas versprach. Im Theater fand ich Seitz, Schießl, Neefe, unterhielt mich; das Stück, wenn es besser gespielt würde, hat viel Neues, Überraschendes, gefiel. Natorp erzählte, dass um 4 h der alte Sina, 69 Jahre alt, nach einer Krankheit von 4 Tagen am Nervenfieber gestorben sei. Band 10 (X.), Seite 54v
9137 1822 8 4 Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Taschenbuch“, „Buckliger Liebhaber“, im Kärntnertor-Theater „Singspiel am Dach“, „Clary“, im Theater an der Wien „Schöne und Hässliche“. früh zu Hause, schrieb Therese, dass sie am Sonntag das Konzert im Redoutensaal hören soll, 5 fl.; dem Grafen von Sinas Tod. Sprach Kike, speiste mit Neumann bei Reimann. Nach Mittag im Garten; der Pfarrer Erhart, mit Burg und einem Hofkaplan, Seitz, die Reimannischen, Aspelmayer, Weber (?) mit Stecher und Strain (?), Fux mit Anhang, Fieglmüller etc.; spielten bis 9 h. Sprach einen Augenblick Kike, dann nach Hause. Band 10 (X.), Seite 54v
9138 1822 8 5 Maria Schnee. Regen, trüb. Im Burgtheater „Essex“, mit Anschütz, Rutland Sophie Müller von Mannheim, neu engagiert. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“; Sigl von München als Königin der Nacht, Sontag von Prag als Pamina, Tamino Jäger. Im Theater an der Wien „Hässliche und Schöne“, Maurer und sie von Stuttgart zum letzten Mal. Um 7 h wegen Grafen zum Kleiner, sprach Kike. Früh 9 h zur Einsegnung von Simon Georg Sina in der griechisch nicht unierten Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit; langweilige Funktion von 2 Stunden, Reden in griechischer und walachischer Sprache, im ganzen nicht feierlich. Die ganze Familie war da. Sein Leichnam, welcher seit gestern offen in der Kirche stand, wurde um 11 h mit großer Begleitung nach Rappoltenkirchen abgeführt. Alle bekamen Kerzen. Hitze und Gestank waren gleich groß. Schrieb zu Hause an Therese und den Grafen, speiste mit Jungmann im Igel, Kike mit. Dann zur neuen Kanonenbohrerei am Kanal, durchs Belvedere in den Garten. [Ins Kärntnertor-Theater], die Sigl ist zu schwach, hat keine Geläufigkeit, holt so oft Luft, dass man bange wird und schleift nur über die Triller. Wurde nach dem 2. Akt aus Galanterie vorgerufen und erschien am Schlusse an Hand der der Sontag, welche recht lieblich sang und spielte. Im Burgtheater sah ich eine Szene mit der Müller, hübsche Figur, gefiel, obwohl ihr Organ nicht klingend. Band 10 (X.), Seite 55r
9139 1822 8 6 Trüb, öfters Regen, nach Mittag heiter, nur kühl. Im Burgtheater „Ring“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Clary“, im Theater an der Wien „Johann von Finnland“, Pasinger von München, Braske (?), Mayerhofer von Mainz. Den ganzen Vormittag arbeitete ich zu Hause, speiste mit Kridl, Jungmann, Neefe, welchem ich wegen Malerplatz im Kornmagazin Briefchen an Reschny (?) und Stoß schrieb. Mittags brannte das Heiligenstädter Bad- und Wirtshaus ab; entlassene Drescher sollen es gelegt haben. Nach Mittag sprach ich Kike, in den Garten, da kam Dehne, Hitzinger, Reimann mit Kühnel, Schroll (?), Marie mit den 2 Kupferischen. Wir gingen über die Wasserkur-Glacis und nahmen Gefrorenes. Band 10 (X.), Seite 55r
9140 1822 8 7 Heiter. Im Burgtheater „Romeo und Julia“, Sophie Müller von Mannheim, engagiert. Im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, mit der Sontag, im Theater an der Wien „Hussiten“ mit Chören von 7 Meistern, Bertha die Sontag. Den Vormittag zu Hause, schrieb an Therese. Um 10 h mit Kridl wegen dem gestrigen Brande nach Heiligenstadt, fuhren bis zur Linie, dann zu Fuß, eine herrliche Promenade dahin und zurück. Um ¼ nach 12 h mittags brannte gestern das Feuer vom Dachboden des Stalles mit aller Gewalt aus, ergriff rechts der Stadtbrücke die Schank, Speis und das Wirtshaus, brannte das Dach- und Dorfzimmer ab, die Zimmer blieben verschont. Die Fechsung und Fourage nährten die Flammen; wie selbes entstand, weiß niemand. Der Schaden ist immer bedeutend. Im Rückweg ins Josephstädter Theater, die Galerien stehen schon; zu Vladár. Hatte Kridl und Werner zu Gästen, welcher mir den Aufsatz über Duports und Barbajas Administration im „Berliner Gesellschafter“ abschrieb. Nachmittags sprach ich Kike, im Garten allein. Ins Theater an der Wien, leer, gute Aufführung ! Heute starb der siebenbürgische Kanzler Graf Teleki. Band 10 (X.), Seite 55r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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