Schöne Tage. Im Burgtheater „Donna Diana“, Hr. und Mad. Stich von Berlin zum letzten Mal. Im Kärntnertor-Theater „Semiramis“, Wild von Darmstadt als Arsaz, im Theater an der Wien „Papageien“, „Oberon“. Den Vormittag beim Grafen. Kaufte bei Sommer den „Historischen Bildersaal“, 20 Bände mit vielen Kupfern, samt dem Einbinden 100 fl. Wille speiste mit uns. Therese engagierte die Assen ins Burgtheater, sie gaben den Sitz ihrer Schwester. Sie ging zur Wohlfarth, sie am Donnerstag zu laden, ich ging zu Lehner. Mit Neefe und Messner (?) sah ich im Tiefen Graben Natterers (?) Krippenvorstellungen, eine sehr mittelmäßige Laterna magica, und noch schlecht dirigiert. Dann ins Kärntnertor-Theater und zum Schluss ins Burgtheater, Hr. und Mad. Stich wurden gerufen. Er dankte dem Publikum, der Regie und den Mitgliedern in gewöhnlichen Worten. Dann wurde sie allein gerufen und sagte „Mir fehlen die Worte, zu danken“. Therese rangierte zu Hause.
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Im Burgtheater „Kleinstädter“, im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, „2 Tanten“, im Theater an der Wien „Molinara“ mit Mlle. Metzger. Den Vormittag beim Grafen. Besorgte an der Wien Sitze für Wohlfarth und Peter. Wild von Darmstadt, Schwarzer, Schwanberg, Ullmann, Jungmann, Wohlfarth, Müllner, Ruthner, Koch – welcher den Monolog aus „Hamlet“ deklamierte – und Streitfort speisten da, Kridl lag wieder Geschäften. Müller unterhielt Wild und Jeanettl ging ihm nicht von der Seite. Abends im Theater an der Wien, gedrängt voll. Ich gab Sitze der Tony, sie ging mit der Eberle. Spitzeder sagte zur Metzger im Finale: „Und wenn wir dich erwischen, behalten wir dich da !“; wütend wurde applaudiert. Spitzeder sang seine (?) Arie viermal, zweimal auf deutsch, zweimal auf italienisch. Heute starb Szécheny im [….?, Altersangabe fehlt] Jahr.
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Trüb, Nebel, unangenehmes Nebelreissen. Im Burgtheater „Wirrwarr“, im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“, im Theater an der Wien „Verwunschener Prinz“, mit Hasenhut. Dem Dietschy schickte ich die Loge im Kärntnertor-Theater und 3 französische Kalender. Den Vormittag beim Grafen, mit Mericzay, fatale Geschäfte wegen seines Schuldenwesens. Die Gräfin lärmt, weint; dazu noch der Tod des Szécheny. Die Metzger hätte mit Base und Vespermann – er spielt den Intriganten – bei uns speisen sollen und wurde krank, sehr unangenehm. Winter kam allein, unterhielt sich aber gut und blieb bis ½ 7 h, auch Müller, Kridl, Wohlfarth, sie, Gottdank, Dirzka, Dräxler; später Axt. Ich ging mit Wohlfarth zu Reimann, spielte Billard, er Tarock. Dann ins Kärntnertor-Theater, war auf der Bühne; dann ins Bett.
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Es schneit und ist sehr kotig, Wehwetter. Im Burgtheater „Tagesbefehl“, „Blind und lahm“, im Kärntnertor-Theater „Feodora“, „Opfer der Ceres“, Im Theater an der Wien Konzert der Klara Metzger. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay, zu Noce, bei Wohlfarth Schießl und die Stegmayer speisten mit Karl und Ferdinand bei uns, Karl will Jäger werden, Wilhelm ist schon in Korneuburg; große Konferenz. Nach Mittag zu Lehner, kaufte 4 gelbseidene Tücheln für 30 fl.. Dann ins Theater an der Wien, musste beim Billeteur stehen bleiben. Gedrängt voll, nicht sehr amüsant. Am Schluss schrie alles „Molinara ! Müllnerin !“ und sie wurde annonciert.
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Kalt, viel Schnee. Im Burgtheater „Selbstbeherrschung“, im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, Einnahme der Grünbaum. Im Theater an der Wien zum letzten Mal „Die Müllerin “ mit Mlle. Metzger von München; sie reist morgen mit Vespermann und Winter ab. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay. Emmel speiste mit uns. Nach Mittag zu Lehner, dann ins Theater an der Wien. Sehr voll, gleich beim Billeteur blieb ich, plauderte mit Umlauf, Michel, Biedenfeld. Das Kärntnertor-Theater war eben aus, als ich hinkam, hörte dass die Oper sehr gefiel, vorzüglich Forti und Rosner, die Grünbaum nicht besonders. Abends waren noch Sitze und Logen zu haben.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).