Trüb. Im Burgtheater zum 7. Mal „Die Jungfrau von Orleans“, mit der Stich, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Die Müllerin“, mit Mlle. Metzger. Den Vormittag beim Grafen, sprach Reimann, Denickel, Wohlfahrt, Pfersmann wegen dem unglücklichen Oberhofer. Leopold Mayer und Dräxler speisten mit uns; sprachen von Oberhofer und dass Mayers Bruder Anton so unglücklich sein musste, ihn bei der Schatzkammer-Türe zu fangen. Nach Mittag zur Vladár, Lehner. Bei Therese war die Moser; sie erlaubte der Saly, bei ihrer Mutter zu schlafen, weil sie sich vor ihm fürchtet.
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Windig. Im Burgtheater „Corregio“, im Kärntnertor-Theater „Elster“, im Theater an der Wien „Kaspar Thorringer“. Den Vormittag beim Grafen, führte Therese spazieren auf die Bastei; der Sturm vereitelte unsere Promenade. Mittags bei Wohlfarth, der 4. Stock ist schon verlassen, der 3. sehr vollgestopft. Die Wohlfarth ließ sich von Damas (?) in Öl malen, ziemlich getroffen, aber zu frei, zu nackt. Außer Axt und einem Neffen Wohlfarth aus Stuttgart speiste niemand da. Nach Mittag in die Theaterkasse, sprach Mayer wegen Oberhofer, welcher schon dem Criminale übergeben. Zu Lehner; bei Hugelmann kam ich mit Knoll zusammen, er engagierte mich zu Laufners Witwe, da spielen sie die „Räuber“. Im Presshaus ist das Theater, ganz hübsch. Fand Sesits, die Familie Pepermann, Stutz, die Portierstochter als Amalia, ihr Bruder Meisel als Carl Moor sah abschreckend aus, Ochsenheimer, Wächter. Mittelmäßig, wartete das Ganze ab. Therese spielte mit Stephiny.
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Kalt, trocken, abends sehr kotig. Im Burgtheater Romeo und Julia“, mit Mad. Stich; im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Emma“. Im Theater an der Wien „Opferfest“, Mlle. Metzger als Myrha. Den Vormittag beim Grafen, zu Felber wegen Sitzen. Fiala und Emmel speisten da. Therese war bei der Stöger (?), gab der Tschepp Bettl 2 Handschuhe und die Burgtheater-Loge. Nach Mittag zu Lehner, zu Wohlfarth, dann in Sturm und Regen ins Theater an der Wien. Peter Ritter von Winter dirigierte seine Oper selbst. Er wurde mit Enthusiasmus empfangen und am Schlusse gerufen. Es war voll, ich sah Felber, Schenk mit Schwester, Ball mit Heinrich. Die Metzger gefiel sehr, ganz missfiel Schütz als Inka (?); verdient wurde die Spitzeder gerufen. Im Ganzen war die Vorstellung nicht gelungen. Im wütenden Sturm ging ich in die Stadt.
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Sturm. Im Burgtheater „Hermann und Dorothea“, im Kärntnertor-Theater „Joconde“ mit Wild, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Doppelgestalten“, Posse in 4 Akten von Kuher (?). Den Vormittag beim Grafen, in den Garten. Zu Rosenzweig, Caminada, hörte, dass die Choristinnen den Wagen verloren, Dirzka für sie gar nichts tue, Fuljod sie gestern äußerst grob behandelte. In die Porzellanfabrik, Dräxler speiste mit uns. Nach Mittag zu Hause, gewöhnliche Visiten. Ins Kärntnertor-Theater Wild und Forti wurden gerufen, die Grünbaum nicht. Kridl speiste heute beim Diner, welches Gottdank für Winter und Metzger gab. Ich sprach mit ihm von den armen Choristinnen. Therese war den Abend bei der Moser.
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Der Sturm wütet schon 3 Tage. Im Burgtheater „Nachtlager in Granada“, „Großmama“, im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, „Opfer derCeres“. Im Theater an der Wien „Opferfest“ mit der Metzger. Winter dirigierte. Den Vormittag beim Grafen, beim Fürsten aufgeschrieben. Diner der kalten Riesenpastete, Kárner, Kridl, Wohlfarth, sie, Neumann, Axt, Koch, Baron Schwandorf (?), Ullmann, Jungmann speisten da und ließen uns die Trüffelpastete recht gut schmecken. Bis 6 h waren wir beisammen. Dem Schwandorf schenkte ich den neuen Plan von Wien, er war sehr erfreut. Dann ich ins Kärntnertor-Theater und zu Lehner.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).