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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
8496 1820 11 2 Allerseelen, den ganzen Tag Regen und Stium. Im Burgtheater „Welche von beiden?“, „Taschenbuch“, im Kärntnertor-Theater „Tancred“, im Theater an der Wien „Noah“. Den Vormittag beim Grafen, Noce, Hruschka, die Klatscherin. Nesinger von Grafenegg, mit den Streitfort, Wohlfarth, ihr, Kárner, Kridl, Gottdank und Dirzka speisten mit uns, feierten Gottliebs Namensfest. Als Rheinwein und Champagner floss, sprengte ich Knallkugeln bei Tisch; eine zerplatzte mir in der linken Hand und verwundete mir die Finger. Ich steckte sie gleich ins kalte Wasser, später gab mir Kridl Silberblattsalbe. Abends zur Vladár, ich fand leider Gesellschaft, man schrieb zu Lehner ! Ich allein ins Burgtheater, fand Hoffmann und Römer, dann nach Hause. Bei Therese war die Fux. Band 09 (IX.), Seite 149r
8497 1820 11 3 Regen und Sturm. Im Burgtheater „Sappho“, Im Kärntnertor-Theater „Caliph von Bagdad“, „Namensfest der Ceres“, Divertissement von Rozier, Musik von Kinsky. In beiden Theatern das „Gott erhalte“. Im Theater an der Wien „Barbier von Sevilla“. Den Vormittag beim Grafen, Ullmann, Jungmann, Dräxler speisten da. Nach Tische kam Roller. Er ist mit Pálffy unzufrieden, der ihm statt 3000 nur 2000 fl geben will; und sucht ein anderes Engagement. Nach Mittag zu Vladár, nahm von Toni Abschied. Sie war mit der Pepi bei Hruschka, mir nicht lieb. Abends ins Kärntnertor-Theater Außer dem Tanzel der Thekla Denner machte die Oper nichts. Elend spielte die Vogel. Auf das Divertissement mussten wir lange warten, es gefiel. Ich fand Seitz, Kridl und Pfersmann, ging mit Wohlfarth und Nesinger nach Hause. Band 09 (IX.), Seite 149r
8498 1820 11 4 Es heitert sich aus. Im Burgtheater „Romeo und Julia“ mit Mad. Stich, im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“. Im Theater an der Wien zum ersten Male bei Beleuchtung „Heinrich von Hohenstaufen“, Trauerspiel in 5 Akten, vorher „Gott erhalte“ Früh zum Grafen, mit Chernel; die Gräfin kam wegen Unpässlichkeit nicht. Zu Vladár, nahm von Toni Abschied, sie benahm sich sehr unartig. Ich speiste mit Nesinger, Gottdank, Axt und Fiala bei Wohlfarth. Nach Mittag bei Mauthner, fruchtlose Unterhandlung. Zu Lehner, ins Kärntnertor-Theater, dann ins Burgtheater, fand die Wohlfarth mit Nesinger und Glaser. Bei Therese war die Moser. Band 09 (IX.), Seite 149r
8499 1820 11 5 Heiter. Im Burgtheater „Der Fremde“, Stich und sie als Fersen und Frau. Im Kärntnertor-Theater Theater „Schweizer Familie“, mit Löhle als Jakob Brock (?) von Karlsruhe als Paul, die Vogel statt der Carl; ganze schwäbische Oper. Im Theater an der Wien das gestrige Trauerspiel. Den Vormittag beim Grafen, Mauthner; Geldunterhandlungen. Mit Therese auf die Bastei, zeigte ihr die neuen Veränderungen; Kunesch (?) ging mit uns. Mittags bei Wohlfarth, Kárner, Streitfort, Glaser speisten da; Koch lässt sich seit jenem Diner nicht mehr sehen. Nach Mittag um Grafen, Gittig kam. Therese fuhr mit Wohlfarth in den Prater. Ich sprach Lehner, ins Kärntnertor. Löhle und die Vogel missfielen, Brock gefiel wenig. Band 09 (IX.), Seite 149v
8500 1820 11 6 Heiter, kalt. Im Burgtheater zum 1. Male „Hermann und Dorothea“ nach Goethe, ein idyllisches Familiengemälde in 4 Akten von Carl Töpfer; Koch als alter Feldner. Im Kärntnertor-Theater „Caliph von Bagdad“, „Opfer der Ceres“, im Theater an der Wien „Margarethe von Anjou“. Den Vormittag beim Grafen, die Gräfin kam. Richart nach seiner Krankheit, sie, Dräxler und Emmel speisten mit uns. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause, zu Lehner, im Burgtheater zu Felber in die Loge, dann mit Wohlfarth im Parterre. Koch feierte einen glänzenden Triumph, wurde nach dem 2. Akt stürmend gerufen, erschien aber nicht. Dann wurde ihm beim Erscheinen im 4. Akt und am Schluss beim Annoncieren der größte Beifall. Das Ganze hat wenig Handlung und gefiel nur durch das schöne Spiel. Töpfer wurde gerufen und sagte, der Beifall teile sich in 3 Teile: dem Goethe, dem Koch und den Mitgliedern; der kleinste Teil sei ihm. Indessen wird das Stück keine große Kasse machen. Im Nachhause gehen begegnete ich Koch, dankte ihm für die Freude des heutigen Abends und lud ihn am Mittwoch zum Speisen. Heute ließ der Fürst Haydns Gebeine mit der Perücke, jedoch ohne Kopf, in einem eisernen Sarg nach Eisenstadt führen. Band 09 (IX.), Seite 149v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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