Trüb, kalt. Im Burgtheater „Das letzte Mittel“, im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“, gab Kridl die Loge für die Hoffmann. Im Theater an der Wien „Kirchtag in Petersdorf“. Nesinger lebt noch, ist aber äußerst schwach. Therese und ich mit der Dini bestimmten im Garten zu speisen, sie fuhren um 10 h hinaus. Ich schrieb und las, zu Wohlfarth, Nesinger bessert sich etwas. Sprach Lehner, um 12 h in den Garten. Es kamen Seitz, die Reimannischen, Dessauer, Dr. Schäffer mit der Caroline Horschelt, Dräxler, Schanz, Fux, Mädchen etc. Der Dini legte ich unter den Teller 2 Paar Handschuhe. Dann der Gesellschaft wegen ins Kärntnertor-Theater große Debatten wegen Leitzer.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Quälgeister“, Mad. Stich Isabella, er Hauptmann Linden; im Kärntnertor-Theater „Alfred“, „Schatzgräber“, im Theater an der Wien „Die Schauspieler“. Nach 6 h zum Grafen Vinzenz, welcher nach Feldsberg fährt, in No. 391, zu Lehner. Schrieb an den Grafen. Schießl, welcher auszieht, Dräxler, Elsler, Jungmann speisten mit uns. Nach Mittag mit Dräxler zu Benkó nach Erdberg, sahen seinen Garten, die neue Wohnung, seine Aussicht im Dach in den Prater, dann in der Kirche das Marienbild von der Lina (?). Später zur Vladár, ins Burgtheater. Die Stich gefiel, wurde gerufen, er mit seinem Judendialekt missfiel. Sprach die Peters, Resch, dann ins Kärntnertor-Theater, fand Therese, die Reimann, Fieglmüller und Wohlfarth. Nesinger bessert sich.
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Heiter, aber kalt. Im Burgtheater „Don Carlos“, die Stich als Prinzessin Eboli, im Kärntnertor-Theater „Titus“, Löhle von München; im Theater an der Wien „Die Zeche“, „Oberon“. Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 391, sprach Felber. Mittags bei Wohlfarth, mit Therese in den Seitzer Hof, hörten das Spielwerk. Nach Mittag fuhr Therese mit der Wohlfarth in den Garten; fanden Reimann und seinen Bruder, welcher seit seinem Schlag zum ersten Mal ausfuhr. Später fuhren wir in den Prater, dann ich in beide Theater: Im Burgtheater gefiel die Stich nicht besonders, wurde auch nicht gerufen. Mehr gefiel Löhle m Kärntnertor-Theater, wurde stürmend gerufen.
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Heiter aber kalt, windig, großer Staub. Im Burgtheater „Mädchen von Marienburg“, Mad. Stich von Berlin. Im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“ und „2 Tanten“, im Theater an der Wien „Barbier von Sevilla“ mit der Schütz. Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 391. Debatte mit Wohlfarth, welcher vom Dietrich 8000 fl. verlangte und von mir zur Hypothek den Satz von 4500 fl und Obligation vom Grafen haben will; das weitere wurde auf Nachmittag verschoben. Später in die Generalprobe vom „Opferfest“, schlecht besetzt und studiert, sah den 2. Akt, ging schlecht. Mittags allein mit Wohlfarth, dann große Konferenz mit August, ihr, die Tony war auch dabei. August erklärte sich, nichts zu unterschreiben, nichts zu bezahlen. Endlich fing ich an. Es zeigte sich, dass auf dem Hause 55.000 fl. haften. August übernahm die Bücher und Kassa, verband sich, meine 9000 fl. zu unterschreiben, und ich entschloss mich, meinen Haussatz als Pfand dem Dietrich zu geben. Bis gegen 6 h dauerten die Debatten, Einschränkungen aller Art wurden beschlossen; möchten selbe gehalten werden ! Nachher zur Vladár, Toni leidet noch immer an Drüsen; später bei Lehner.
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Regen. Im Burgtheater „Braut von Messina“, Im Kärntnertor-Theater „Opferfest“, Einnahme des Franz Löhle von München. Im Theater an der Wien „Zauberharfe“. Wohlfarth ging mit meinem Satz zu Dietrich. Der ließ ihn gar nicht vor; Hansel sagte ihm, sie hätten System, keinem Privaten zu geben. Ich arbeitete zu Hause, ging zu Hruschka, zu Lehner. Kridl, Dirzka, Schießl, Dräxler speisten da. Ich schrieb an den Grafen, indessen kam er mittags selbst und speiste gleich bei Stullmüller; nach Mittag zu ihm. Zu Wohlfarth, fand Gesellschaft, zu Lehner, ins Kärntnertor-Theater leer, doch gefiel die Oper sehr. Wohlfarth führte Therese in die Loge, ich ließ sie, Horny (?), Laucher, Lang und Jette Koch mit Gefrorenem bedienen. Die Lembert, Weinkopf und Gottdank machten kein Glück, Löhle gefiel sehr und wurde nach dem 1. Akt und zum Schlusse gerufen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).