Trüb, Nebel. Im Burgtheater „Mädchen von Marienburg“, Mad. Stich von Berlin, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, die Loge den Peter. Im Theater an der Wien „Bettelstudent“, Hasenhut als Gast, dann „Die Wildschützen“. Früh zum Grafen, zu Kárner wegen der Stinkenbrunner Jagd. Wegen Reinl schrieb ich an Keglevich. Mittags mit Dräxler, nach Mittag zur Wohlfarth, auf die Bastei zu Vladár, plaudere mit Kridl. Der Gärtner Joseph Sträubl, 48 Jahre, wurde heute begraben. Feierliches Begräbnis des Feldmarschalls Fürst Schwarzenberg in Prag, dann kommt er auf seine Herrschaft Worlik. Er starb am 15. abends um ¼ auf 10 h im 49. Jahr in Leipzig.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Das letzte Mittel“, die Loge dem Tschepp; im Kärntnertor-Theater „Opferfest“, mit Löhle von München, im Theater an der Wien „Die Schauspieler“. Um 7 h zum Grafen, machte für Lácsny den Entwurf für Pernau. Sprach mit dem Juden Jakob Worasek von Preßburg. Bei Lehner, über die Bastei zu Wohlfarth speisen. Sein 55. Geburtstag, Therese, Axt, Knoll und Müller speisten da. Dem Nesinger schickte ich Bilderbücher. Nach Mittag zur Vladár, mit den Kleinen spazieren, dann ins Kärntnertor-Theater, warm, in Gesellschaft mit Wohlfarth.
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Regen, abends regnete es nicht mehr. Im Burgtheater „Maria Stuart“ mit Mad. Stich, die Loge gab ich dem Felber; im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Übelgehütetes Mädchen“; im Theater an der Wien zum 1. Mal „Die Prinzessin von Navarra - Johann von Paris“, Oper in 2 Akten, Mus[ik] von Franz Morlacchi. Jagd in Stinkenbrunn; fatal, der Graf fuhr hinaus. Früh arbeitete ich zu Hause, schloss meine Kassa. Bei Noce, holte Tony bei Wohlfarth und speiste in Gesellschaft beim Sträußl. Den Nachmittag bei Vladár, bei Therese speiste Emmel, welcher Silber putzte. Der Graf kam um 1 h von Wimpassing zurück, ich sprach ihn im Kärntnertor-Theater, dann Lehner. Mericzay kam.
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Trüb, kalt, den Nachmittag und Abend wurde es heiter. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, im Kärntnertor-Theater „Elster“, im Theater an der Wien „Prinzessin von Navarra“; langweilig, missfiel und wurde am Ende gezischt. Früh zum Grafen, mit Mericzay, unterhandelte mit dem Juden Worasek (?). Kridl, Elsler, Dräxler, Emmel speisten mit uns. Nach Mittag zum Grafen, Abreise des Mericzay. Zum Wohlfarth, auf die Bastei, zur Vladár. Dann in Gesellschaft ins Josephstädter Theater „Letzte Ziehung des Theaters“, Posse in 2 Akten, elendes Machwerk. Nachher soupierte ich im Theater und kam um 11 h nach Hause.
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Im Burgtheater „Romeo und Julia“, mit der Mad. Stich, die Loge an Ball mit Hoffmann und Rosner. Im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, „Aline“, im Theater an der Wien „Der Bassa und der Bär“ und „Berggeist“. Den Vormittag beim Grafen, bei Chernel, beim kranken Richart, welchen ich verloren halte und 4 Bouteillen Schomlauer schickte. Elsler speiste mit uns, nach Mittag mit Therese in den Garten. Sie packte manches zusammen, ich deliberierte mit Reinl wegen Setzen der Bäume vor dem Hause. Dann zur Vladár, Toni war mit der Hruschka spazieren. Um 8 h ins Burgtheater, voll. Handbillett des Kaisers wegen Schwarzenbergs Tod am 15.: Die Armee trägt 3 Tage Trauer. Das Ulanen-Regiment führt seinen Namen immerwährend. In der Karlskirche oder jener des Hofes soll ihm ein Monument von Marmor errichtet werden und sein Degen im Zeughaus aufbewahrt werden. Die Witwe bekommt 12.000 fl, wovon sie der Kaiser selbst nebst Beileidsbezeugung verständigt. Troppau, 21. Oktober, Franz.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).