Heiter. Im Burgtheater „Vielwisser“, Stich von Berlin, im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“, im Theater an der Wien „Cenerentola“. Früh zum Grafen. Wohlfarth, Schießl, welcher ins Rebhandl zieht, und Dräxler speisten mit uns. Nach Mittag mit Therese zu Reimann, brachten ihr einen Blendenleuchter auf 2 Lichter aus Silber, mit der Karlsgasse und der Karlskirche, wiegt 30 Lot, kostet 130 fl.. Dann zu Keglevich, in den Garten. Therese machte Gratulationen, ich zu Vladár, blieb in Gesellschaft. Dann in beide Theater; unter Zischen wurde Stich vorgerufen.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Merope“, Stich Ägist. Im Kärntnertor-Theater „Feodora“, „Aline“, im Theater an der Wien „Kirchtag in Petersdorf“. Husten und Schnupfen ließen mich nicht schlafen. Früh zum Grafen, zu Keglevich wegen Geld, zu Lehner. Therese bekam von der Etzelt ein Kartandl mit einem blauen, von Silber genähten Beutel, von der Krieghammer Strickhölzel mit Perlen, von Kathi ein kleines Rosenbouquet gehaspelt (?) in Röhrl; von der Reimann ein gläsernes Mundlavoir mit Henkelglas. Ullmann, Jungmann, Schießl und Dräxler speisten mit uns Nach Mittag stürmten die Gratulanten. Ich verlor mich zu Wohlfarth, auf die Bastei, sah die Vollendung des Aufgangs rechts auf die Bastei, die Anlage des neuen Gärtchens für Metternich. Kárner und Kerner kamen nach Tische, mit ersterem fuhr ich in den Prater, bestellte für morgen 3 Räder, 3 romanische Lichter für 15 fl. Zur Vladár, dann ins Burgtheater. Die Mad. Stich spielte recht brav und gefiel sehr, wurde allgemein gerufen. Husten und Schnupfen quälen mich über alle Massen.
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Kalt, windig. Im Burgtheater „Schachmaschine“, mit Stich als Carl Ruff, Im Kärntnertor-Theater „Tancred“, im Theater an der Wien „Rosenhütchen“. Carl brachte Therese 12 Ellen puce Taffet, 50 fl., 10 Ellen blauen Percal, 30 fl., ich dann im Garten 15 Ellen schwarzen Taffet. Früh zum Grafen, zu der kranken Richart, der Rosel gab ich 6 fl. Zur Illésházy, Lehner, dann in den Garten. Rangierte wegen Feuerwerk, 3 Räder, 3 romanische Lichter. Mittags im Salettl, Kárner, Kridl, Wohlfarth, sie, Agnes, Tony, Axt, die Reimann mit Carl – er ist in Fischamend –, Fink kam zum Konfekt. Zum Kaffee kamen Seitz mit Anhang, Steinle und sie, später Traubenberg, der Felber mit 2 Mädchen, Pelikan. Die Wohlfarth gab 2 Flaschen Eingesottenes und 2 mit Likör, der Graf schickte einen Fasan, 2 Bouteillen Champagner, 2 Hoh… (?), 2 Tokayerwein. Es wurde gehutscht, Carl stellte ein kleines Transparent auf, dann brannten wir das Feuerwerk ab und fuhren ins Burgtheater. Therese blieb noch und ordnete manches, die Wohlfarth ging zur Massauer. Die Reimann mit Evarist, Fritz und Carl, in Gesellschaft von Etzelt, Lisett und Mellini waren in der Loge. Bei Therese war später die Assen und brachte ihr einen silbernen Stricknadel-Schuh (?), 2 Fläschchen und Seife. Der Abend war still und heiter, froh endete dieser festliche Tag. Schwarzenbergs Tod; heute abend um ½ 10 h starb der Feldmarschall Carl Schwarzenberg in Leipzig im 49. Jahre.
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Heiter. Im Burgtheater „Das letzte Mittel“, im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Alfred“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Der Schmeichler“, Lustspiel in 3 Akten, von Vogel frei nach Lantier. Früh zum Grafen, zu Kaan, sprach Reimann, Denickel. Zu Biedermann, Stessel und Dräxler speisten mit uns. Nach Mittag zu Wohlfarth, auf die Bastei, zu Vladár. In Gesellschaft auf das Breite Feld spazieren, es war warm und heiter. Ins Kärntnertor-Theater, dann ins Burgtheater, fand die Peters mit Duvivier (?), dann nach Hause. Therese war bei Moser.
Band 09 (IX.), Seite 146v
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Trüb. Im Burgtheater „Wallenstein“, Mad. Stich als Thekla. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Schmeichler“. Früh zum Grafen, zahlte dem Cohen, in die Theaterkasse. Zu Lehner, zu Noce; die Agnes speiste mit uns. Nach Mittag mit Therese in den Garten, die Jeanettl und Agnes fuhren mit. Dann zum Ambrosio nach Baumgarten, sahen seine Anlage, tranken Kaffee. Ich einen Augenblick ins Burgtheater, zu Lehner und dann wieder. Mad. Stich gefiel nicht sehr, wurde nicht gerufen.
Band 09 (IX.), Seite 147r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).