Regen. Jahrestag der Schlacht bei Leipzig und des Todes meines Freundes Gewey. Im Burgtheater Einnahme für die Invaliden „Tagesbefehl“, „Die eifersüchtige Frau“; im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, „Aline“. Im Theater an der Wien „Der Schmeichler“, mit Küstner. Den Vormittag beim Grafen, zum Diligence-Amt wegen Keglevich, zu Felber. Kridl, Dirzka, Stessel, Dräxler speisten mit uns. Dietschy schickte mir eine sehr schöne Kaffeeschale, Silber und Gold, matt und Glanz, und überraschte mich damit sehr angenehm. Nach Tisch fuhr ich in der Wohlfarth Gesellschaft in die Fabrik, brachte eine Bouteille Tokajer und den Burgschlüssel. Tranken bei Vladár Kaffee, dann ins Theater an der Wien, Küstner gefiel, sehr leer, langweilte mich. Bei Pálffy schrieb ich mich auf. Therese war bei Moser.
Band 09 (IX.), Seite 147r
8482
1820
10
19
Es scheint heiter zu werden. Im Burgtheater „Jude“; im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien zu Pálffys Namenstag „Der König und der Hirte“, aus dem Französischen von Hoffmann, und „Berggeist“, neu dekoriert. Früh zum Grafen, zahlte bei Schindler 10.500 fl. War bei Schenk, erzählte ihm die ganze Geschichte mit Leitzer (?) und dessen Abreise auf ein Jahr. Bei Noce, Emmel putzt unser Silber und speist bei uns. Nach Mittag sprach ich die Wohlfarth, Lehner, zu Vladár, plauderte mit Ferdinand Huber, Tuscher. Dann in beide Theater: Burgtheater, Kärntnertor-Theater.
Band 09 (IX.), Seite 147r
8483
1820
10
20
Heiter, nach Mittag trübte es sich. Im Burgtheater „Donna Diana“, mit Stich und ihr. Im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Ländl[iche] Hochzeit“, im Theater an der Wien „Schmeichler“. .Den Vormittag beim Grafen, mit Therese in den Garten. Mittags bei Wohlfarth mit Axt und Dräxler. Nach Mittag war ich bis 6 h beim Grafen. Sprach Lehner, dann ins Burgtheater, Loge, sehr voll. Die Therese hatte Reimann und sie, die Assen und Etzelt geladen, welche sich gut.unterhielten. Heute kam die Kunde von Schwarzenbergs Tod.
Band 09 (IX.), Seite 147r
8484
1820
10
21
Heiter. Im Burgtheater „Romeo und Julia“, mit Mad. Stich. Im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“, gab den Sitz der Jeanettl, im Theater an der Wien „Der König und der Hirte“, „Berggeist“. Den Vormittag beim Grafen, zu Lehner, sprach Felber, Den[ickel ?] Mittags speisten Streitfort, sein Sohn – Kadett beim Pioniercorps –, Drexler, Kridl und der Emmel bei uns. Nach Mittag mit Wohlfarth zu Vladár. Wohlfarth bekam Nachricht aus Haiti, dass seine Sachen teils verdorben, teils beschädigt sind und dass Joseph für das andere keine Käufer findet. Dann nach Döbling, zur Kammerprokurator Segenschmid, welche das Haus von Kauz (?) kaufte. Sie führte uns herum und redete uns fast tot. Ich ging dann an die Wien, ins Kärntnertor-Theater und zum 4. Akt ins Burgtheater. Alle Theater besetzt, das Burgtheater gedrängt. Die Stich gefiel im 4. Akt und wurde gerufen. Therese hatte Besuch von der Löwe und Klingmann. Tod des Sträubl.
Band 09 (IX.), Seite 147v
8485
1820
10
22
Nebel, nach Mittag anhaltender Regen. Im Burgtheater „Ersatz“, Stich von Berlin als Carl Baum; im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, „Zauberschlaf“. Im Theater an der Wien „Rosenhütchen“ mit Mlle. Demmer, taugt nichts für 2500 fl. Den Vormittag beim Grafen, sprach Lehner. Über die Bastei, zu Wohlfarth. Mittags bei Reimann, mit Kridl, Seitz, Wohlfarth und Familie, wovon ich nichts ahnte und damit überrascht wurde. Ich fuhr mit Therese hinaus, nach Mittag spielten wir Billard, besuchten die an Drüsen liegende Dessauer, fanden den Garden Baber. Dann in die Stadt, zu Lehner. Ich ins Kärntnertor-Theater, dann ins Burgtheater, Loge. Stich von Berlin gefiel so-so, wurde gerufen. In der Loge waren die Wohlfarth, Tony und Assen.
Band 09 (IX.), Seite 147v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).